Es fehlt dem App Store an Nutzerfreundlichkeit und Transparenz

Sechs Dinge, die mich an Apples App-Store fürs iPhone und iPad seit Jah­ren nerven – und die alle­samt sehr ein­fach zu be­he­ben wären.

Es ist wirklich nur eine Kleinigkeit. Aber eine, über die ich mich seit ungefähr zehn Jahren mindestens einmal pro Woche wundere – und mich frage: Warum geht das beim iPhone nicht?

1) Vom Desktop ans iPhone senden geht nicht

Eine App vom Desktop aus aufs Android-Telefon schicken.

Folgende Ausgangslage: Wir surfen an unserem Desktop-Computer fröhlich durchs Web. Dabei stossen wir auf eine Smartphone-App, die wir gern verwenden möchten. Beim Play-Store von Google klicken wir auf die Schaltfläche Installieren. Es erscheint ein Dialog, in dem wir das Zielgerät auswählen. Ist das getan, erfolgt die Bestätigung, die App werde demnächst dort angeliefert. Und falls es nicht extrem eilt, ist die App tatsächlich schon vorhanden, wenn wir uns am Android-Telefon mit ihr beschäftigen wollen.

Das gleiche Szenario bei Apples App-Store entfacht nicht die gleiche Freude: Wir müssen uns den Namen der App merken oder den Direktlink ans iPhone oder iPad übertragen. Falls wir einen Browser verwenden, der die offenen Reiter zwischen Geräten synchronisiert, könnten wir auch diese Methode verwenden, um am Mobilgerät Zugriff auf die App zu erlangen. Doch wie wir es auch machen: Es bleibt dabei, dass sich bei Apple die Installation nur am Mobilgerät anstossen lässt.

Es kann nicht so aufwändig sein, diese Funktion zu implementieren. Vielleicht gibt es Sicherheitsgründe, die dagegensprechen. Oder auch nicht.

Wenn wir schon dabei sind, am App-Store herumzukritteln, dann fallen mir ein paar andere Punkte ein, über die ich mich seit Jahren ärgere:

2) Was ist mit der App passiert?

Eine glatte Lüge.

Wenn eine App aus dem Store verschwindet, dann erscheint unter dem alten Link das App-Store-Logo mit dem Hinweis «Verbindung wird hergestellt …». Das ist unsinnig und irreführend. Es wäre benutzerfreundlicher, die ursprüngliche Seite zu belassen und die Nutzerinnen und Nutzer darüber zu informieren, dass die App nicht mehr erhältlich ist. Wenn Transparenz grossgeschrieben würde, könnte Apple sogar einen Grund angeben: Es wäre schliesslich interessant zu wissen, ob der Entwickler die App zurückgezogen hat, ob sie nicht mehr kompatibel zu den neuen Modellen ist oder ob sie in Ungnade gefallen ist.

3) In manchen Ländern nicht verfügbar

Eine Variante dieses Problems zeigt sich bei Apps, die nicht in allen Ländern verfügbar sind. Als Beispiel dient die App Lovewick, die ich neulich en passant erwähnt habe. Wenn wir direkt die US-Variante des App-Stores ansteuern (apps.apple.com/us/…) werden wir fündig. Über die Schweizer Niederlassung (apps.apple.com/ch/…) gelangen wir wiederum zur unsinnigen «Verbindung wird hergestellt»-Meldung.

Wenn wir in der App-Store-App am iPhone oder iPad nach einer in unserem Land nicht verfügbaren App suchen, erhalten wir Suchtreffer für ähnliche Apps und von der Konkurrenz geschaltete Werbebanner, aber keine Information, dass das Objekt unserer Neugierde für uns bzw. das Land unserer Apple-ID nicht verfügbar ist. Aber warum nicht einfach angeben, wo es die App gibt und wo nicht?

4) Seit wann gibt es die App?

Apple listet auf der Store-Seite einer App (im Abschnitt Neuheiten beim Klick auf Vorherige Aktualisierungen) Updates auf, die der Hersteller veröffentlicht hat. Das ist eine grundsätzlich nützliche Information, weil sie Rückschlüsse darauf zulässt, wie intensiv eine App gepflegt wird.

Das Problem liegt darin, dass die Liste für fleissig geupdatete Apps nicht bis zur ersten Version zurückreicht. Es ist somit nicht erkennbar, wann ein solches Softwareprodukt auf den Markt gekommen ist. Dabei wäre das wichtig, wenn wir mehrere Apps zur Auswahl haben und beurteilen möchten, welche die ältere und – eventuell – ausgereiftere ist.

Und bei fast identischen Apps ist diese Information notwendig, um zu beurteilen, welches das Original und welches die Nachahmung ist. Bei Spielen kommt das häufig vor – und es braucht aufwendige Recherchen, um diese Frage zu klären.

5) Kein Downgrading

Nicht jedes Update ist das Gelbe vom Ei. Im Gegenteil; Verschlimmbesserungen sind häufig und ärgerlich. Leider ist es weder bei Apple noch bei Google offiziell vorgesehen, dass eine neuere App durch ihren Vorgänger ersetzt werden kann. Der Grund leuchtet natürlich ein: Während neue Apps rückwärtskompatibel zu den alten sind, ist das umgekehrt meistens nicht der Fall. Es ist wahrscheinlich, dass die ältere App mit den Nutzerdaten nichts anfangen kann. Datenverlust ist daher eine reelle Gefahr.

Aber warum nicht die Nutzerinnen und Nutzer auf dieses Problem hinweisen, ihnen eine Sicherungsmöglichkeit der Nutzerdaten spezifisch für eine App einräumen und ihnen dann die Wahl überlassen?

Es gibt übrigens sowohl bei Apple als auch bei Google ein Hintertürchen, wobei das in der Android-Welt deutlich grösser ist als das beim iPhone und iPad:

6) Rückerstattungen

Auch beim letzten Punkt hat Google die Nase vorn. Apps lassen sich in der Android-Welt über den Bestellverlauf leicht zurückgeben. Während zwei Stunden nach dem Kauf ist das mit einem Mausklick ohne weitere Umstände möglich.

Bei Apple braucht es immer einen einigermassen bürokratischen Prozess für eine Rückerstattung. Ausserdem wurde seinerzeit berichtet, dass Apple-Nutzerinnen und -Nutzer, die zu oft Rückerstattungen beantragen, dass sie überhaupt keine Rückgaben mehr tätigen können. Wenn man ein Problem bemängelt, ohne eine Rückerstattung zu fordern, passiert es häufig, dass gar nichts passiert.

Beitragsbild: Da ginge noch mehr (James Yarema, Unsplash-Lizenz).

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