An der Nikon Z6 III habe ich wirklich nichts auszusetzen

Nach einem aus­gie­bi­gen Test gibt es nichts, was mich an der Neu­auf­la­ge von Nikons le­gen­därer spie­gel­lo­sen Kamera stört. Ausser einem kleinen, aber nicht un­we­sent­lichen Detail.

Für meine Sommerferien hatte ich eine prestigeträchtige Begleiterin: die Nikon Z6 III. Das ist jenes Modell, das in Nikons etwas verwirrendem Produktportfolio bei den Top-Modellen unter den Systemkameras im Mittelfeld angesiedelt ist. Das leistungsfähigste Modell für den harten Profi-Einsatz ist die Z9, das es auch etwas kleiner und leichter als Z8 gibt. Die Z5 ist das Einsteigermodell, das ich vor vier Jahren getestet habe.

Auch die erste Auflage der Z6, die vor sechs Jahren auf den Markt kam, konnte ich seinerzeit testen. Das Fazit damals war, dass diese Kamera selbst für Menschen wie mich attraktiv ist, die sich mit einer gewissen Verbohrtheit an den optischen Sucher klammern. Wenn ich also gleich mit dem Fazit beginnen darf: Ich gebe dieses Testgerät höchst ungern zurück. Es hat mich restlos davon überzeugt, dass die spiegellosen Systemkameras nun das Mass aller Dinge sind¹.

Jeder Situation gewachsen – auch dem Kindergeburtstag

Die Nikon Z6 III mit den Testobjektiven. Auch das Fischauge mit dem Adapter fürs F-Bajonett erfüllt den Zweck klaglos.

Die Z6 III war meinen fotografischen Ambitionen mühelos gewachsen. Mit denen habe ich sie, das sei auch gesagt, nicht an ihr Limit getrieben. Sie ist beispielsweise in der Lage, bis zu 120 Bilder pro Sekunde in reduzierter Zehn-Megapixel-Auflösung zu schiessen – eine gute Gelegenheit, das auszuprobieren, hat sich während meinen Sommerferien schlicht nicht ergeben. Es fand zwar ein Kindergeburtstag statt, bei dem viel herumgespritzt wurde. Aber den habe ich genutzt, um Bilder mit kurzer Verschlusszeit zu machen und auszuprobieren, wie gut der Autofokus mit herumtollenden Mädchen zurechtkommt. Ich habe es geschafft, ein paar Bilder zu schiessen, die nicht messerscharf waren. Aber das waren die Ausnahmen.

Das dominante Gefühl nach diesem Test ist der Spass am Fotografieren, der so plötzlich zurückgekommen ist, als wäre er nie weg gewesen. Dabei gehöre ich auch zu denen, die im Alltag und auch bei Familienausflügen meist nur das Smartphone benutzen. Es ist schliesslich eh dabei. Und es liefert Bilder, die für den Familien-Chat längst gut genug sind und mit denen man sich auch beim Erstellen eines Fotobuchs nicht schämen muss – auch wenn bei dieser Arbeit kein Zweifel besteht, dass sich mit der «richtigen» Kamera noch viel mehr aus den jeweiligen Situationen hätte herausholen lassen.

Ein entspanntes Fotomotiv.

Drei Lieblingsfunktionen

Es sind die Details, die den Spass ausmachen:

  • der Autofokus. Ihn habe ich bereits angesprochen, doch zu ergänzen wäre, dass der nun auch die Augen im Bild automatisch erkennt und auf sie scharfstellt.
  • das helle und hochauflösende Display. Es lässt sich auch klappen und drehen. Übrigens: Über den Monitor-Knopf auf der linken Seite des Suchers ist die Monitorstatustaste. Normalerweise wechselt die Kamera je nach Abstand zum Körper automatisch zwischen Sucher und Monitor. Wenn wir die Kamera z.B. vor dem Bauch halten, um über das gekippte Display zu fotografieren, wechseln wir über diese Taste zum Nur Monitor-Modus, damit das Display nicht ausgeht, wenn wir dem Körper zu nah kommen.
  • die manuellen Möglichkeiten. Ich habe mit der Kamera nebst dem 24-200/4-6,3 Reisezoom auch die 50/1.8 S-Festbrennweite zum Testen bekommen. Letzteres hat einen breiten, griffigen Einstellring, der sehr feine Schärfe-Korrekturen erlaubt. Damit zu filmen, müsste toll sein – leider hatte ich keine Zeit, das im Detail auszuprobieren.
  • die Bildstabilisierung. Sie ist auch bei voll ausgezogenem 200-Millimeter-Zoom so gut, dass ich fast vergesse, wie gross das Gewackel bei meiner Nikon D7000 und meinen Objektiven ohne VR (Vibration Reduction) ist.

Nebenbei bemerkt lassen sich die allermeisten Bedienelemente der Kamera manuell anpassen (über den i-Knopf und den Menüpunkt Ben.def. Bedienelemente). Ich schätze es, der Taste Fn2 die Funktion Belichtung speichern zuzuweisen, sodass ich über die Taste die Belichtung sehr einfach anhand eines bestimmten Punkts im Bild festlegen kann. Über diesen Menüpunkt lässt sich auch die Funktionsweise des Einstellrings ändern lässt, zum Beispiel auf die Belichtungskorrektur oder die Blende.

Tempo Teufel

Das Display hat gegenüber dem Vorgängermodell an Schärfe gewonnen.

Vielleicht vermisst ihr an dieser Stelle die Hinweise zu den Verbesserungen. Hier gibt es eine Übersicht, aber unter dem Strich ist es vor allem der schnellere Bildprozessor (Expeed 7) und der, Zitat Pressemeldung, «teilweise mehrschichtige CMOS-Sensor». Was das genau heisst, lässt sich bei dkamera.de nachlesen. Wenn ich das richtig verstanden habe, sitzt der Sensor direkt auf dem integrierten Speicher und dem Bildprozessor. Dadurch lässt er sich deutlich schneller auslesen (in einer 150stel-Sekunde oder noch schneller). Das verhindert Effekte wie den Rolling Shutter, ermöglicht schnellere elektronische Verschlüsse und beschleunigt den Datentransfer zum Bildprozessor.

 

Noch eine etwas länger belichtetes Bild vom HB Zürich (1,3 Sekunden)

Bei der Z6 III äussert sich das in der schnelleren Verschlusszeit (1/16’000) und die Möglichkeit, Video im Rohformat aufzuzeichnen (60 fps bei 6k-Auflösung). Letzteres macht diese Kamera auch zu einem spannenden Arbeitsinstrument für professionelle Videografen.

Diesen Bereich konnte ich nicht adäquat ausloten, aber dazu gibt es mehr beim Test meines ehemaligen Kollegen David Lee zu lesen: Er hat auch einen lustigen Vergleich von elektronischem und mechanischem Verschluss gemacht und meint, die 24 Megapixel seien «nicht gerade viel». Da mögen die Meinungen auseinandergehen: Klar gibt es Kameras mit mehr Auflösung, aber für meine Bedürfnisse reichen sie in fast allen Fällen.

Ach ja, und nebenbei bemerkt gibt es auch eine höhere native ISO-Zahl (64’000) und das erwähnte hochauflösende Display. Es hat 5,76 Millionen Bildpunkte gegenüber 3,69 Millionen Bildpunkten beim Vorgängermodell. (Bzw. 0,921 Millionen Bildpunkten bei meiner D7000.)

Sich ausserhalb seiner Gewichtsklasse amüsieren

Es bleibt dabei: Für mich als Mitspieler in der Amateur-Liga ist die Kamera übermotorisiert. Meine Bedürfnisse würde auch die Z5 locker erfüllen. Allerdings fahren schliesslich auch nicht nur die Leute mit Jeeps und SUVs durch die Gegend, die ab und zu einen Tierkadaver von der Weide zerren müssen. Was die Fotografie angeht, finde ich es deutlich weniger verwerflich, sich ausserhalb seiner Gewichtsklasse zu amüsieren.

Trotzdem kann ich den Preis (2999 Franken für den Body) bislang nicht vor mir rechtfertigen. Leider.

Unterwegs auf der Rodelbahn am Atzmännig (1/20stel-Sekunde).

Fussnoten

1) Ich habe natürlich zur Kenntnis genommen, dass Nikon seit 2022 keine neuen Spiegelreflex-Kameras mehr entwickelt.

Beitragsbild: Zwar kann die Nikon Z6III kürzer belichten als viele andere Digitalkameras. Trotzdem bin ich auf die Idee verfallen, mit langen Belichtungszeiten zu arbeiten. Das hier ist mit einer Sekunde belichtet.

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