So machen wir endgültig Schluss im Netz

Bei account­killer.com finden wir An­lei­tungen, wie wir unser Konto bei Face­book, X, Instagram oder sonst einem in Miss­gunst gera­te­nen Online-An­gebot lö­schen. Praktisch – aber ist es loh­nend, sich den Auf­wand zu machen?

Bei Blogger-Kollege Hansjuerg Wuethrich habe ich einen Tipp entdeckt, den ich hier zu eurem Nutzen, aber auch aus Eigeninteresse weitergebe. Es handelt sich um die Website accountkiller.com, die trotz des bedrohlichen Namens einen unmittelbaren, positiven Nutzen aufweist.

Dieser Konto-Mörder meuchelt nicht aus eigenem Antrieb, und er kann nicht gedungen werden. Er ist vielmehr ein Informant, der uns die entscheidenden Hinweise liefert, mit denen wir selbst ein Konto bei einem Online-Dienstleister beseitigen, das wir nicht mehr zu nutzen gedenken – sei das nun Netflix, Twitter, Instagram oder einem der anderen rund 2250 aufgeführten Anbieter: Hier ist die Übersicht aller Dienste, die es auch in Englisch gibt. Die Übersicht in Deutsch ist nicht über alle Zweifel erhaben, aber es lohnt sich, die lokalisierten Variante anzusehen, weil sich das Prozedere in einigen Fällen je nach Sprachregion unterscheidet.

Manchmal gehts schnell, meistens nicht

Anleitung zum Schlussmachen.

Um einen Account zu schliessen, reicht es im Idealfall, auf einen bestimmten Link zu klicken und dort die Löschung zu bestätigen. Z.B. ist das bei Google unter google.com/accounts/DeleteAccount der Fall, wenngleich es sich der Dienst nicht nehmen lässt, uns in aller Ausführlichkeit darzulegen, was für ein grosser Verlust es für uns wäre, wenn wir unseren Plan tatsächlich in die Tat würden umsetzen würden.

Bei vielen Diensten sind die Steine, die uns in den Weg gelegt werden, nicht so leicht zur Seite zu rollen. Facebook verlangt uns einen Klickmarathon ab und bei Spotify werden wir genötigt, ein Mail zu schreiben.

Es geht noch schlimmer: Bei Microsoft beispielsweise müssen wir uns anscheinend per Telefon mit einem Callcenter verbinden lassen und dort die abnehmende Person beschwatzen. Und die fragt zur Bestätigung der Identität nach Dingen wie der Höhe und dem Datum der letzten Zahlung, die wir geleistet haben.

Fremde Accounts killen?

Das ist einerseits einleuchtend, weil es sonst ein Leichtes wäre, die Microsoft-Konten fremder Leute zu terminieren. Das wiederum wäre für die Betroffenen unangenehm, wenn man bedenkt, dass in der Folge Office 365 und Onedrive nicht funktionieren würden. Und was würde eigentlich mit einem Windows-PC passieren, bei dem wir uns nicht über ein lokales Konto anmelden, sondern via Microsoft Account?

Ach ja, und es gibt auch Dienste, bei denen sich Konten nicht löschen lassen. Apple ist anscheinend so ein Fall.

Zwei abschliessende Feststellungen:

Erstens ist es leider so, dass längst nicht alle gängigen Dienste vertreten sind. Swisscom, Sunrise, Telekom und viele hiesige Anbieter fehlen, weil der Dienst US-zentrisch ausgerichtet ist. Aber auch für seinen Home turf bleibt er lückenhaft. Prominentes Beispiel: Youtube.

Bloss keine fremden Accounts killen!

Dass die grösste Videoplattform der Welt – wo ich noch ein Konto aus der Vor-Google-Ära habe – nicht vertreten ist, finde ich unverständlich. Für viele andere Lücken habe ich Verständnis, zumal es mutmasslich Hunderttausende oder Millionen Sites mit Log-in gibt.

Unter dem Strich kommen wir jedoch ohnehin zum Schluss, dass es in einer idealen Welt eine Anlaufstelle wie accountkiller.com gar nicht brauchen würde: In der idealen Welt gäbe es ein standardisiertes und jedermann und -frau bekanntes Verfahren, mit dem sich obsolete Accounts löschen liessen. Natürlich mit der Möglichkeit, vorgängig alle persönlichen Daten vorab zu exportieren.

Lohnt sich das überhaupt?

Zweitens können wir uns fragen, ob wir uns überhaupt die Mühe machen sollten, nicht mehr benötigte Accounts zu löschen. Wir verbauen uns so die Möglichkeit der Rückkehr – sollten wir es uns anders überlegen. Es gibt indes auch gute Gründe fürs Löschen:

  • Datenschutz: Wir reduzieren unseren Daten-Fussabdruck im Web.
  • Sicherheit: Verwaiste Konten könnten von Hackern und anderen Gestalten missbraucht werden.
  • Unnötige Benachrichtigungen: Betreiber solcher Websites neigen dazu, E-Mails auszusenden, insbesondere an Leute, die sich schon lang nicht mehr haben blicken lassen.
  • Fairness: Webdienste zu betreiben, benötigt Ressourcen auf Servern und Massenspeichern. Die werden freigegeben, wenn wir uns ausklinken. Randbemerkung: Es wäre somit auch im Interesse der Dienste selbst, uns das Löschen nicht mehr benötigter Accounts so leicht wie möglich zu machen.
  • Rechtliche Komplikationen: Vielleicht kommt irgendjemand auf die Idee, unsere Daten bei Dienst X herauszuklagen? Zugegeben, das ist nur für die wenigsten von uns ein echtes Risiko.

Was mich angeht, muss ich leider eingestehen, dass ich meist zu faul zum Löschen bin. Doch ich habe erstens sehr viele solcher Accounts, und zweitens kommt es tatsächlich immer wieder vor, dass ich im Rahmen meiner Arbeit als Journalist und Blogger auf Dienste zurückkommen muss, die ich für mich schon abgeschrieben habe.

Und drittens bleibt die Frage offen, ob die Daten auch wirklich gelöscht werden. Aus den Datensicherungen der Betreiber werden sie sich wohl ohnehin nicht eliminieren lassen …

Beitragsbild: So einfach ist es im Web nicht (Trinity Kubassek, Pexels-Lizenz).

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