Ein bekannter Youtuber, den ich gelegentlich am Arbeitsplatz treffe, hat mir neulich eine aufschlussreiche Website vorgeführt: socialblade.com heisst sie, und sie liefert interessante Daten zu einigen Social-Media-Websites: Twitch, Facebook, Instagram, Twitter, Tiktok und Dailymotion, um die wichtigsten zu nennen.
Um eine Analyse durchzuführen, wählen wir aus der Dropdown-Liste in der Kopfzeile einen Dienst aus und geben dann das Alias eines dort aktiven Benutzernamens ein. Oder wir verwenden das etwas grössere Eingabefeld: Dann sehen wir, auf welchen Plattformen eine Person vertreten, bzw. ein Alias registriert ist.
Welche Analysen wir erhalten, hängt vom Dienst ab. Besonders interessant ist Social Blade für Youtube. Die Analyse liefert zu der Zahl der Views, den Abonnenten und zu den geschätzten jährlichen Einnahmen, die ein Youtuber mit seinem Kanal erzielen könnte. Und Social Blade zeigt die Platzierung auf verschiedenen Ranglisten: Es gibt eine Platzierung zur Anzahl Abonnenten und zu der Zahl der Video-Views und innerhalb der Kategorie, die dem Kanal zugeordnet ist. Ausserdem wird ein «Social Blade Rank» ausgewiesen – was eine Art Gesamtnote entspricht. Diese wird wiederum in eine Note umgerechnet, die den Rang etwas verständlicher machen soll.
Zahlen und Kurven

Nebst diesen summarischen Informationen gibt es auch Daten zur Entwicklung über die Zeit: Hier ist ersichtlich, wie sich die Zahl der Views und die der Abonnenten über die Zeit entwickelt hat. Das kann recht eindrücklich sein, wie das Beispiel der «Weltwoche» auf Youtube zeigt.
Stellt sich die Frage, wozu diese Daten gut sein könnten.
Die eigentliche Zielgruppe sind natürlich jene Leute, die Marketing-Geld an Influencer zu verteilen haben: Sie erhalten einen ziemlich guten Eindruck darüber, wie gross das Publikum ist, das sie erreichen können. Es gibt über Similar Channels die Möglichkeit, einen Blick auf die direkte Konkurrenz zu werfen – wobei sich das eher auf die Grösse und die Struktur des Publikums und nicht auf den Inhalt bezieht. Und da Social Blade auch die geschätzten monatlichen Einnahmen (Estimated Monthly Earnings) ausweist, erfahren die Marketing-Menschen auch gleich den ungefähren Marktwert und können ihr Sponsoring- oder Werbe-Angebot – falls sie denn eines unterbreiten wollen – entsprechend ansetzen.
Rivalitäten pflegen und Geschlechtsteile vergleichen
Es gibt auch eine Möglichkeit, Kanäle direkt zu vergleichen, was für die zweite Hauptgruppe interessant sein könnte – nämlich für die Betreiber der fraglichen Accounts. Zumindest, wenn man Rivalitäten pflegt oder sich diesem … jetzt hätte ich fast «Penisvergleich» geschrieben, aber ihr wisst, was ich meine.
Es liegt an dieser Stelle auf der Hand, dass das Geschäftsmodell von Social Blade darin besteht, diesen Leuten gegen Geld noch mehr Informationen zur Verfügung zu stellen. Es gibt vier Abos (Bronze für vier, Silver für zehn, Gold für vierzig und Platinum für hundert US-Dollar pro Monat), bei denen noch mehr Informationen bereitgestellt werden. Ein zweiter Nutzen ist, dass die Abonnenten eine Übersicht mehrerer Accounts erhalten: Im Social-Blade-Dashboard sehen sie dann sofort, welche ihrer Influencer die gewünschten Leistungen erbringen und wer schwächelt.
Angewandte Medienkompetenz
Zweitens ist Social Blade spannend für uns Internet-Nutzer. Wir können uns ein Bild eines Youtubers, Instagrammers, Twitterers oder Twitchers machen, das bezüglich Daten besser unterfüttert ist, als es die jeweiligen Plattformen selbst mit ihren Angaben zur Followerzahl o.ä. tun. Wir erhalten eine Grundlage für eine Einschätzung – natürlich nicht über die Glaubwürdigkeit oder den Informationsgehalt eines Accounts, aber immerhin zur Reichweite und dem Einfluss. Das ist eine wertvolle Orientierungshilfe im Dschungel der sozialen Medien und eine Grundlage für angewandte Medienkompetenz.

Und noch etwas: Social Blade zeigt auch Ranglisten an; bei Youtube nach Kategorie, etwa Tech oder Entertainment. Es gibt auch eine Übersicht der Top-Youtuber, hier die Top 50. Und wir können uns Länder-Hitparaden ansehen, namentlich für die Schweiz. Das ist dienlich, wenn wir uns eine Vorstellung einer bestimmten Szene verschaffen wollen.
Übrigens: Es gibt auch Browser-Erweiterungen für Chrome und für Firefox, die Informationen direkt auf der entsprechenden Seite einblendet – leider nur bei Youtube und Twitch, nicht bei Twitter oder Instagram, wo das auch sehr willkommen wäre.
Beitragsbild: Der Youtuber, der sie runtergelassen hat, wollte nicht mit aufs Bild (Pixabay, Pexels-Lizenz).
Oh, da kommen gleich Zweifel über die Berufswahl auf.😀 Der „Hydraulic Press Channel“ macht mit Videos von zerdrückten Gegenständen um die 5 Mio. $ Einnahmen pro Jahr. „Demolition Ranch“, der Kanal eines Tierarztes aus Texas, der mit immer anderen Waffen auf diverse Dinge schiesst, macht immerhin 500000 $ im Jahr. Und das sind nur die Einnahmen durch YouTube-Werbung. Mit dem Verkauf von T-Shirts und Sturmgewehren mit seinem Logo (Amis halt…) verdient er wohl noch mehr.