Es ist ein offenes Geheimnis, dass Microsoft einen Dominanz-Anspruch hat. Diese Eigenheit war noch ausgeprägter, als das Unternehmen mit Windows, Office oder dem Internet Explorer seine Alleinherrscher-Allüren unangefochten ausleben konnte. Ganz verschwunden ist diese Attitüde aber nicht.
Das zeigt sich in einem kleinen, vermeintlich harmlosen Detail – in einer Funktion namens Bluetooth Auto Connect. Die zeugt davon, dass Microsoft der Meinung ist, der Windows-Computer sei das einzige Gerät von Bedeutung, das ein Benutzer in Betrieb hat.
Ein konkretes Beispiel: Ich habe meine Bluetooth-Kopfhörer auf und höre mir Musik oder einen Podcast über das Smartphone an. Ich schreite zu meinem Computer und schalte ihn ein, weil ich arbeiten möchte (oder muss). Dass der Computer aufgestartet ist, merke ich daran, dass die Wiedergabe abrupt abbricht und ich in den Kopfhörern den Windows-Startsound höre.
Windows reisst die Geräte im Umkreis an sich
Mit anderen Worten: Windows hat sich dreist die Kopfhörer geklaut – naja, nicht im wörtlichen Sinn, aber immerhin –, und sie an sich gerissen. Technisch heisst das bei Microsoft Bluetooth Auto Connect.
Das ist natürlich Unfug. Es gibt vermutlich nur wenige Leute, die ihre Kopfhörer andauernd mit dem Computer verbunden haben möchten. Es reicht völlig, wenn wir die Systemklänge über die Lautsprecher des Laptops oder Bildschirms hören.
Typischerweise wollen wir die Kopfhörer mit dem Computer nur in speziellen Situationen nutzen, namentlich für Videokonferenzen oder wenn wir uns ein längeres Video ansehen. Ansonsten wäre es sinnvoll, wenn die Verbindung mit dem Smartphone bestehen bliebe – für Anrufe, Musikhören oder was auch immer.
Die Forderung lautet: Bluetooth Auto Connect pro Gerät
Ich habe natürlich versucht herauszufinden, ob es eine Möglichkeit gibt, Bluetooth Auto Connect zu stoppen. Wobei, klar, manche Bluetooth-Geräte wie Tastatur und Mäuse tatsächlich automatisch verbunden werden sollen. Was wir eigentlich wollen würden, wäre ein Schalter pro Gerät, der angibt, ob es sofort benötigt wird oder nicht.
In der Microsoft Community findet sich genau diese Forderung, und es gibt diverse Threads mit Kritik an der automatischen Verbindung: Dieser Beitrag von 2017 hat über die Jahre Tausende Views und Hunderte Kommentare angesammelt.
Passiert ist leider nichts – und ich habe auch kein Tool eines Drittherstellers gefunden, mit der sich Windows Vernunft einbläuen liesse. Es gibt jeweils die immergleichen zwei Tipps: Der erste ist, Bluetooth zu deaktivieren, was keine gute Lösung ist, wenn wir eine Bluetooth-Tastatur, eine Maus oder sonst ein Stück Blauzahn-Peripherie im Einsatz haben. Die andere Empfehlung lautet, das Bluetooth-Gerät zu entfernen – man könne es bei Bedarf ja leicht wieder verbinden.
Alle Lösungen sind unbefriedigend
Auch das ist unbefriedigend: Denn es passiert so garantiert, dass die Videokonferenz schon angefangen hat, wenn uns einfällt, dass wir erst noch unsere Kopfhörer pairen müssen, bevor wir teilnehmen können. Besser ist es, via Smartphone den Kopfhörer zurückzuholen. Immerhin, das klappt: Wenn er wieder mit dem Ursprungsgerät verbunden ist, lässt ihn Windows in Frieden.
Praktisch sind Kopfhörer, bei denen das über das Case möglich ist, wie bei meinen Bose Sport Earbuds: Bei denen führt ein kurzer Druck auf die Bluetooth-Taste zu einer Ansage, welches Gerät verbunden ist. Wird die Taste noch einmal gedrückt, wechselt die Verbindung zum nächsten gepairten Gerät.
Ansonsten bleibt mir hier nur eine wahnsinnig unzulängliche Empfehlung: Falls wir noch ein paar alte Bluetooth-Kopfhörer haben, die nicht mehr gross zum Einsatz kommen, machen wir die zu unseren Windows-Stöpseln. Und die Kopfhörer, die wir dauernd mit dem Smartphone verwenden, pairen wir tunlichst nicht mit Windows.
Zwei Nachträge – siehe Kommentare
- Es könnte helfen, den Windows-Startsound abzuschalten. Das tun wir in den Einstellungen unter System > Sound bei Weitere Soundeinstellungen in der Rubrik Sounds.
- Es gibt ein ähnliches, aber doch etwas anders gelagertes Problem in der Apple-Welt. Siehe Soundklau mit Apples freundlicher Schützenhilfe.
Beitragsbild: Verflucht, wegen Windows hört sie schon wieder nichts! (Ivan Samkov, Pexels-Lizenz).
Habe mich beim Lesen des Artikels über das Windows Framing gewundert (bin kein Windows User). Bisher dachte ich immer, das sei ein erwartetes Standardverhalten von Bluetooth. Zumindest habe ich dasselbe Verhalten mit meinem iPhone, iPad und macOS. Bis zu einem gewissen Punkt macht das auch Sinn, z.B. für Maus und Tastatur. Auch drückst du auf deinem Smartphone ja vermutlich auch nicht auf Verbinden, sondern lässt die Kopfhörer automatisch verbinden, sobald diese eingeschaltet sind.
Viel eher ist es doch das Problem der Kopfhörer:
Diese lassen eine zweite Verbindung zu, obwohl bereits ein Gerät verbunden ist. Was sich nach einem praktischen Feature anhört (Bose wirbt damit) kann so natürlich sehr mühsam sein. Ich würde mir von Bose wünschen, dass sich das Kopfhörer seitig konfigurieren lässt. Sprich, dass sich die Kopfhörer so konfigurieren lassen, dass dieser keine neuen Verbindungen zulässt, solange ein Gerät verbunden ist.
Ich habe das Problem in der beschriebenen Form mit Windows, darum bin ich der Frage nachgegangen, ob es sich lösen lässt.
Und Framing klingt danach, als würde ich Windows in die Pfanne hauen wollen. Das ist nicht der Fall: Ich mache kein Geheimnis daraus, dasss auch andere Geräte Kopfhörer «klauen». In der Apple-Welt passiert es auch, aber unter anderen Vorzeichen. Siehe: Soundklau mit Apples freundlicher Schützenhilfe.
Bluetooth ist in den letzten Jahren besser geworden, aber immer noch Quell vieler Ärgernisse. Das ungefragte Umschalten auf ein neu verfügbares Gerät kennt auch iOS: Wenn ich im Haus telefoniere und meine Frau das Auto startet, hält es mein iPhone für eine gute Idee, das Gespräch ins Auto umzuschalten. Ungefragt und obwohl ich mich nicht bewegt habe.
Mein Plantronics-Headset kann gut mit PC und Telefon umgehen. Ich kann am PC mit Spotify Musik hören und sobald ich einen Anruf annehme, schaltet es um und pausiert sogar die Wiedergabe. Nach Beendigung des Anrufs blendet es die Musik wieder ein.
Falls Deine Kopfhörer auch mit mehreren Geräten gleichzeitig verbunden sein können, könntest Du versuchen, die Windows-Sounds zu deaktivieren. Evtl. schalten die Kopfhörer nicht um, wenn der PC nichts abzuspielen hat.
Gute Idee! Ich schalte probehalber den Windows-Startsound ab.
Mein Problem ist eher gegenteilig, fällt aber in dieselbe Sparte:
Windows 11 erkennt das Gerät, z.B. den Kopfhörer, den ich das letzte Mal verwendet habe. Und zeigt ihn als „Paired“ an.
Es ist aber nicht möglich, das BT-Gerät aus diesem Zustand mit einem Mausklick zu verbinden. Der Connect-Befehl ergibt immer eine Fehlermeldung „das hat nicht geklappt“.
Einzig mögliche Abhilfe: Das BT-Gerät erst aus der Liste der Geräte entfernen, dann wieder suchen/erkennen (mit PIN-Eingabe!), dann lässt es sich verbinden. Bis zum nächsten Systemstart.
Das ist bei sämtlichen BT-Geräten so, die ich besitze. Genau seit Windows 11. Unter Windows 10 funktionierte das Wiederverbinden reibungslos.
Meine Systeme sind auf dem neuesten Stand, die Treiber aktuell, die BT-Geräte selbst erst 1-2 Jahre alt.
Sehr ärgerlich – neben der Tatsache, dass seit Windows 11 in unregelmäßigen Abständen mein Laptop abstürzt. Aber das ist ein anderes Problem.
Nicht jeder Fortschritt ist eben eine Verbesserung.