Tolinos: Das sind die E-Book-Lesegeräte, die von Buchhändlern in Deutschland, Österreich und der Schweiz vermarktet werden. Das neueste Modell heisst Epos 3 und ist das teuerste der vier Varianten. Ich habe eines zum Testen erhalten und mich speziell der Frage gewidmet, ob sich das grössere Display denn lohnt – denn das ist das entscheidende Merkmal, das ihn von den günstigeren Modellen unterscheidet.
Zum Einstieg ein Überblick der Modelle:
- Tolino Page 2: Das ist das günstigste Modell, das für um die 90 Franken erhältlich ist. Es ist relativ schmal, weil die Griffleiste unten sitzt. Und er ist nicht wasserdicht.
- Tolino Shine 4: Dieses Modell kostet um die 150 Franken. Es hat wie das Einstiegs-Modell die Griffleiste unten, ist aber wasserdicht und hat ein eingebautes Leselicht, das regulierbar ist.
- Tolino Vision 6: Für um die 160 Franken gibt es ein Gerät, dass die Griffleiste an der langen Gerätekante hat und auch im Querformat benutzt werden kann. Das Display ist mit sieben Zoll (ca. 18 cm) etwas grösser als bei den anderen beiden (sechs Zoll).
- Tolino Epos 3: Die High-End-Variante kostet offiziell 299 Franken. Inoffiziell ist sie schon ab etwa 250 Franken erhältlich. Sie hat ein Acht-Zoll-Display (ca. 20 cm), ist wasserdicht, hat die in Stufen regulierbare Hintergrundbeleuchtung, die sich auch der Tageszeit anpasst, mehr Speicher (32 GB) und einen schnelleren Prozessor.
Welcher von den Vieren soll es denn sein?
Eine Frage liegt an dieser Stelle auf der Hand: Welches dieser Modelle hat das beste Verhältnis von Preis und Leistung, bzw. lohnt es sich, mehr Geld für ein etwas teureres Modell auszugeben oder kommt man auch mit dem Einstiegs-Reader zurecht?

Natürlich ist eine Frage des Geschmacks und des Gadget-Budgets. Meine Empfehlung ist trotzdem eindeutig: Ich rate zum Tolino Vision 6, den ich vor einem Jahr ausführlich getestet habe: Auf das wasserdichte Gehäuse und die regulierbare Hintergrundbeleuchtung, die sich auch bei der Farbtemperatur anpasst, möchte ich nicht verzichten – diese beiden Dinge fehlen beim Einstiegsmodell. Und gegenüber dem Shine 4 finde ich die seitlich angebrachte Griffleiste viel angenehmer: Mit ihr lässt sich das Gerät angenehmer in der Hand halten und auch im Querformat benutzen.
Im Vergleich dazu ist der Epos 3 deutlich teurer. Der schnellere Prozessor und die grössere Speicherkapazität sind nett, haben bei meinem Test aber keinen entscheidenden Unterschied gemacht – denn auch der Vision 6 muss sich bei den beiden Punkten nicht lumpen lassen.
Die Displaygrösse macht den Unterschied
Das entscheidende Merkmal ist daher das grössere Display: Beim Epos 3 beträgt der Durchmesser acht statt sieben Zoll, also über den Daumen gepeilt zwei Zentimeter mehr. Das macht sich auch beim Gewicht bemerkbar: Der Epos 3 ist 232 Gramm schwer, der Vision 6 seinerseits 215 Gramm. Dieser Unterschied ist nicht riesig, aber dennoch gilt natürlich, dass leichter besser ist – besonders für lange Lese-Sessions.
Die alles entscheidende Frage ist also: Ist die grössere Lesefläche den Aufpreis und das zusätzliche Gewicht wert? Da ich oben eine Empfehlung für den Tolino Vision 6 ausgesprochen habe, ist allerdings bereits klar, dass ich diese Frage verneine: Ich finde die sieben Zoll, die gerade etwa der Grösse eines Taschenbuchs entsprechen, optimal.

Aber bekanntlich variieren die Geschmäcker – und nicht nur die, sondern auch die Sehfähigkeit. Ich als Kurzsichtiger benötige kein grosses Display, da ich meistens ohne Brille lese und mir das Gerät entsprechend nah vor die Nase halte. Wer hingegen froh ist, die Schrift ein paar Punkt grösser einzustellen, als es bei den Readern üblich ist, der sollte unbedingt zum Epos 3 greifen. Zwar dürfen wir auch bei den kleineren Modellen die Schrift vergrössern, doch entsprechend weniger passt auf eine Seite und umso häufiger müssen wir umblättern.
Zu lange Zeilen sind schlecht zu lesen
Natürlich lässt sich umgekehrt auch beim Epos 3 eine vergleichsweise kleine Schrift einstellen. Das äussert sich dann jedoch in langen Zeilen, die ich als nicht mehr sonderlich angenehm zum Lesen empfinde. Das gilt umso mehr für die Verwendung iṁ Querformat. Eine interessante Option wäre, wenn in diesem Fall der Text in zwei Spalten dargestellt werden könnte. Das entspräche der Darstellung mit linker und rechter Seite nebeneinander, wie wir sie vom analogen Buch her kennen. Aber diese Funktion gibt es bislang nicht. Diskutieren könnte man auch, ob das Display besser etwas schmaler, dafür etwas länger wäre. Jedenfalls fände ich es angenehm, wenn es eine Option gäbe, den Abstand zur Seite zu vergrössern, damit es etwas mehr Luft zwischen den Buchstaben und dem Rand gibt.
Fazit: ein hübsches Lesegerät. Die Verbesserungen gegenüber dem hier getesteten Vorgängermodell sind bescheiden: Wer ein älteres Modell hat, braucht nicht umzusteigen. Der Schwachpunkt ist und bleibt die Software: Sie erfüllt zwar ihren Zweck, könnte aber noch so viel besser sein. Es nervt zum Beispiel, dass der Reader nach relativ kurzer Zeit das Login für den elektronischen Buchladen vergisst – zumal es keine Freude ist, das über die virtuelle Tastatur einzutippen. Das liegt wohl daran, dass es keine Verwaltung von Zugangsdaten gibt und der Zugang bloss über ein Cookie gespeichert wird, das nach einigen Wochen seine Gültigkeit verliert.
Ein Store für den Tolino!
Ich wiederhole an dieser Stelle meinen hier geäusserten Wunsch: Was dem Tolino zur Vollkommenheit fehlt, ist ein App Store: Dort würde dann sicherlich einer eine App einstellen, mit der wir vollautomatisch unsere an Pocket oder sonst eine Lese-App geschickten Artikel via Tolino lesen könnten.
Und, als abschliessender Hinweis: Die früheren E-Book-Tipps funktionieren natürlich auch mit dem Epos 3:
Beitragsbild: Macht sich gut im Büchergestell (und sorgt dafür, dass sich die Regallaufmeter nicht verlängern).