Den Markdown-Kinderschuhen entwachsen

Wer Markdown mag, sollte Typora kennen: Das ist ein vielseitiger Editor für sauber formatierte Textdokumente, zu dem es hier vier handfeste Tipps gibt.

Vor vier Jahren habe ich Typora vorgestellt, einen Markdown-Editor für Windows, Mac und Linux. Die Quintessenz damals war: Ein Liebling, aber leider mit schlimmen Marotten. Klammerbemerkung: Markdown ist eine Auszeichnungssprache, mit der wir unsere Texte mittels simpler Steuerzeichen formatieren – was kompakte und sauber formatierte Dokumente ohne jegliche Kompatibilitätsprobleme zur Folge hat.

An dieser Stelle ist es dringend geboten, auf mein Fazit von damals zurückzukommen: Die Marotten sind nämlich verschwunden. Typora hat das Beta-Stadium verlassen, ist allerdings seitdem auch nicht mehr gratis. Aber der Preis von 15 US-Dollar ist moderat – sogar, wenn man diese App nur sporadisch benutzt, wie ich es tue. Denn ich schreibe die meisten Texte direkt im CMS oder aber, der Freigabemöglichkeiten wegen, in Google Docs.

Aber zurück zu Typora: Das Programm hat sich seit meinem ausführlichen Test weder äusserlich noch funktional wesentlich verändert – aber das ist bei einem Programm, zu dessen Stärken die schlichte Oberfläche und der überschaubare Funktionsumfang zählt, auch gar nicht anders zu erwarten. Hauptsache, die «Bugs» sind weg.

An dieser Stelle gibt es darum einige Tipps zum Umgang mit Typora:

Die Seitenleiste

Typora zeigt am linken Rand eine Leiste, in der vier Dinge dargestellt werden können:

  • Gliederung: Sie zeigt die Titel-Hierarchie des aktuellen Dokuments.
  • Artikel: Hier tauchen die zuletzt verwendeten Dateien auf, wobei die Liste bei mir bis zu meinen Anfängen der Typora-Nutzung zurückreicht.
  • Dateibaum: Eine Explorer-artige Ansicht mit den Ordnern und Unterordnern, aus der wir Dokumente per Mausklick öffnen. Den Wurzel-Ordner dieser Ansicht wählen wir über Datei > Ordner öffnen.
  • Suchen: Die Dateien-Ansicht mit eingeblendetem Suchfeld.
Der Editor mit der Gliederungsansicht.

Formatierte Inhalte importieren und exportieren

Wenn wir in Typora Text einfügen, dann wird er formatiert übernommen – allerdings ohne den ganzen Ballast, den wir typischerweise via Zwischenablage in ein Dokument einschleppen (mehr dazu hier). Typora übernimmt grundlegende Formatierungen wie die fette und kursive Auszeichnung und die Überschriften in den Gliederungsstufen von 1 bis 6. Auch Hyperlinks und Bilder werden übernommen. Letztere werden, falls sie aus dem Netz stammen, von der Originalquelle geladen.

Mit anderen Worten, Typora führt eine Bereinigung der Formate durch: Grundlegende Formate werden beibehalten, doch die individuellen Formatierungen, die beim Einfügen von Webinhalten beispielsweise ein Worddokument nachhaltig verhunzen können, bleiben auf der Strecke.

Wenn keinerlei Formate übernommen werden sollen, verwenden wir im Bearbeiten-Menü den Befehl Als unformatierten Text einfügen. Umgekehrt gibt es die Möglichkeit, Text aus Typora als reinen Text, als Markdown oder (standardmässig) als HTML-Code zu kopieren. HTML wiederum wird von sehr vielen Drittprogrammen verstanden und richtig importiert, sodass der Austausch von Textelementen voll gewährleistet (und obendrein transparent gelöst) ist.

Typora beherrscht auch den Import und Export in diversen Formaten, wobei zu diesem Zweck die hier vorgestellte Konvertierungssoftware Pandoc zum Einsatz kommt.

Nützliche Tastaturkürzel

Eine vollständige Liste der Tastaturkürzel findet sich hier. Einige praktische Kürzel seien aber an dieser Stelle erwähnt:

Ctrl p (Command Shift o beim Mac) öffnet das Schnell öffnen-Fenster: Das ist eine Liste, in der die zuletzt bearbeiteten Dateien und weitere Textdateien aus dem Dokumentenordner aufgeführt sind. Diese Liste ist durchsuchbar, sodass wir auf diese Weise auch ohne Explorer subito zum gesuchten Dokument gelangen.

Ctrl § (Command / beim Mac) schaltet zwischen der formatierten Ansicht und der Ansicht mit den Markdown-Steuerungszeichen (Quellcodemodus) um.

Ctrl Shift m (Command Option b beim Mac) fügt einen Block mit einer mathematischen Formel ein.

Die Formatvorlage ändern

Wie von Markdown-Editoren gewohnt, lässt sich die Darstellung des Dokuments über Themes (oder «Themen») beeinflussen: Das sind im Kern Stildateien, die mit den gleichen Methoden das Aussehen des Dokuments beeinflussen, die auch für Websites zum Einsatz kommen. Das ist ein wesentlicher Unterschied gegenüber Word, wo die Formatierungsangaben direkt im Dokument stecken. Die separaten Dateien lassen sich austauschen. Auf diese Weise können wir während des Schreibens eine neutrale, nicht ablenkende Darstellung nutzen und fürs Drucken oder Exportieren als PDF auf eine opulentere Variante umschalten.

Wie dieses Theme namens Krafty beweist, müssen Markdown-Dokumente nicht unbedingt nüchtern aussehen, sondern können auch freundlich-verspielt daherkommen.
Die Galerie mit den Themes für die Formatierung der Dokumente.

Bei Typora sind die vorinstallierten Formatvorlagen im Menü unter Themen zu finden. Fünf Themes sind installiert, aber auf der Website des Herstellers gibt es weitere

Um ein Theme eines Drittherstellers zu verwenden, laden wir es herunter. Dann klicken wir in Typora auf Datei > Einstellungen, öffnen die Rubrik Aussehen und betätigen dort den Knopf Themenordner öffnen. Nun deponieren wir den Inhalt der heruntergeladenen Zip-Datei in diesem Ordner. Nach einem Neustart der App steht das Theme dann im Themen-Menü zur Auswahl.

Natürlich dürfen wir auch eigene Themes fabrizieren; am einfachsten, indem wir eines der vorhandenen Themes als Grundlage nehmen. Wenn wir mit Cascading Style Sheets (CSS) vertraut sind, erledigen wir die Arbeit in einem Texteditor. Falls nicht, kann ein Editor wie Stylizer oder der gute, alte Dreamweaver weiterhelfen.

Beitragsbild: Die werden vorerst nicht mehr gebraucht (Janko Ferlič, Unsplash-Lizenz).

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