Sprachliche Nachhilfe für Word­press

Ein tolles Wordpress-Theme, das aber in der falschen Sprache vorliegt? Das ist halb so schlimm, denn selbst eine prag­ma­tische Minimal-Über­setzung zu fab­ri­zieren, ist kein grosser Aufwand.

Neulich habe ich beschrieben, weshalb die Suche nach dem perfekten Word­press-Theme ein frustrierendes Unterfangen ist. Besonders ärgerlich ist es, wenn wir ein hübsches Theme finden, das den Makel hat, nicht in der gewünschten Sprache vorzuliegen. Denn natürlich: Wer hierzulande eine Website betreibt, der möchte, dass das auch die Navigation und andere Standard-Textelemente in Deutsch, Französisch, Italienisch und (vielleicht) in Rätoromanisch vorliegt.

Da stellt sich die Frage: Lässt sich dieses Manko von Hand beseitigen. Sprich: Können wir die Übersetzung selbst vornehmen?

Und klar – das geht. (Sonst wäre dieser Blogpost hier auch reichlich nutzlos.) Übersetzungen beizusteuern, ist eine Community-Aufgabe, an der sich auch Leute ohne Programmierkenntnisse beteiligen können. Bei jedem Theme gibt es übrigens einen Link, der auf den Stand der Dinge bei den Übersetzungen hinweist. Das ist interessant – wir erfahren so zum Beispiel, dass auch das beliebte Theme Twenty Sixteen, das ich früher benutzt habe, nicht vollständig lokalisiert ist: Es fehlen Madagassisch, Sanskrit, Hawaiianisch, Limburgisch, Ligurisch, Tatar – und viele weitere Sprachen. Aber es gibt auch verflixt viele Sprachen auf diesem Globus.

Wenn wir uns nun an die Übersetzung machen, werden wir von WordPress aufs Übersetzer-Handbuch aufmerksam gemacht. Und da könnte uns die Lust gleich wieder vergehen – denn das sieht nicht nach einem Projekt aus, das wir während freien fünf Minuten erledigen, sondern nach einer Lebensaufgabe.

Der schnelle, pragmatische Ansatz

Aber es geht auch ohne viel Aufwand. Zumindest, wenn wir einen pragmatischen Ansatz wählen.

Und der geht so: Als erstes besorgen wir uns die Erweiterung Loco Translate: Die fügt im Backend von Word­press einen Editor ein, in dem wir die Übersetzung vornehmen. Das heisst: Wir brauchen keine Dateien herunterzuladen, keine Editoren zu besorgen und keine weitere Umstandskrämerei zu betreiben.

Die Erweiterung klinkt sich mit dem Menüpunkt Loco Translate in die Werkzeugleiste ein.

Im Bereich Themes sehen wir die installierten Themes – mit dem Plugin liessen sich, wenn wir wollten, auch andere Dinge übersetzen, beispielsweise Plugins oder Word­press selbst: Damit steht auch dem Vorhaben nichts im Weg, eine Variante in Züritütsch zu fabrizieren. Allerdings ist das echt viel Arbeit: Der Word­press-Core umfasst nämlich (zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Beitrags) genau 3841 Strings.

… ein String ist, nebenbei bemerkt, eine Zeichenfolge, die in der Nutzeroberfläche, in Dialogboxen oder sonst wo auftaucht.

Eine neue Sprache anlegen

Also, das heben wir uns für später auf. Wenn wir unser Theme auswählen, müssen wir als erstes eine Übersetzung anlegen. Das tun wir, indem wir auf Neue Sprache klicken. Falls wir ein gängiges Idiom wie Deutsch bedienen, wählen wir es aus der Liste aus ¹. Sollte Züritüsch in der Liste fehlen, könnten wir auch eine benutzerdefinierte Sprache anlegen.

Als erstes legen wir eine Übersetzungsdatei für unsere Sprache an.

Nun will die Software wissen, wo die Übersetzung abgelegt wird. Empfohlen wird die Option Individuell, weil dort die eigene Übersetzung nicht überschrieben wird – was passieren könnte, wenn das Theme plötzlich mit einer offiziellen Übersetzung in der fraglichen Sprache bedient wird. Da es hier um einen pragmatischen Ansatz geht, würde Verzeichnis des Paketes auswählen: Dann landet die Übersetzung dort, wo sie auch hingehört und wenn eine offizielle Übersetzung erscheint, dann ist es okay, wenn sie unsere selbstgestrickte Ad-hoc-Übertragung ersetzt. Trotzdem lautet mein Tipp, nach vollendeter Übersetzung eine Kopie dieses Werks herunterzuladen.

Wie wir sehen, bestehen machen Themes nur aus wenigen Strings. Bei Minimalist Blog in der Pro-Variante sind es gerade mal 43 Strings – das geht ruckzuck.

Allerdings sind es nicht immer so wenige: Beim Theme Elf sind es 508 Strings, was deutlich mehr Arbeit zu machen scheint. Allerdings gehören die meisten Strings zum Backend, also zu den Einstellungen im Verwaltungsbereich, die individuell für dieses Theme getroffen werden können. Diese dürfen wir natürlich übersetzen. Aber falls es uns nicht stört, dass diese in Englisch erscheinen, können wir es auch genauso gut bleiben lassen.

Die wesentlichen Strings übersetzen

In dem Fall suchen wir uns einfach die Strings heraus, bei denen es uns nicht gefällt, dass sie in Englisch erscheinen. Bei mir waren das hauptsächlich zwei, nämlich %1$s thought on “%2$s” und %1$s thoughts on “%2$s”.

Diese beiden Zeichenfolgen erscheinen, wenn ein Beitrag einen oder mehrere Kommentare aufweist. Dann steht dort zum Beispiel 2 thoughts on “Googles unkomplizierte Verschriftlichungs-Apps”.

Die seltsamen Zeichenfolgen sind Platzhalter für die Anzahl Kommentare (%1$s) und für den Titel des Beitrags (%2$s), der zwischen Anführungszeichen steht (“ bzw. ”). Nun tragen wir dafür die deutsche Formulierung ein, die uns genehm erscheint, wobei eine für die Einzahl und eine für die Mehrzahl gefragt ist:

%1$s Kommentar zu «%2$s»
%1$s Kommentare zu «%2$s»

Ach ja, und wie wir sehen, habe ich auch gleich die Anführungszeichen eingedeutscht.

Jetzt wird String für String übersetzt.

Und das wars im Wesentlichen schon. Wir können die Liste durchsehen, ob uns noch etwas anderes ins Auge sticht, das übersetzungswürdig wäre (zum Beispiel «Next»/«Nächster Beitrag» und «Previous»/«Vorheriger Beitrag» in der Navigation am Fuss der Seite).

Falls nicht, klicken wir auf Speichern – und dann müsste die Übersetzung sofort oder nach einigen Augenblicken auch zur Anwendung kommen.

Die Übersetzung sichern und einreichen

An dieser Stelle gibt es über den Download-Knopf auch die Möglichkeit, die Übersetzung herunterzuladen. Es gibt zwei Formate, nämlich Po und Mo. Eine Erklärung dazu findet sich hier:

Die .PO-Dateien beinhalten die Originaltexte und die Übersetzungen. Dies ist eine Übersetzung, die jemand anderes angefangen (entweder der Autor, ein Übersetzer, ein Themebesitzer, usw.) und eventuell auch zu Ende gebracht hat. Word­press selbst benutzt es nicht. (…) Die .MO-Dateien haben den gleichen Inhalt wie die .PO-Dateien. Die zwei Dateien unterscheiden sich jedoch in ihrem Format. Während die .PO-Dateien für den Menschen einfach zu lesen sind, sind .MO-Dateien kompiliert und für den Computer gedacht. WordPress nimmt Übersetzungen von .MO-Dateien an.

Hier erfahren wir, nebenbei bemerkt, auch, dass es ein Desktop-Programm zur Übersetzung gibt, nämlich ein Programm mit dem etwas unglücklichen deutschen Namen Poedit – das wir an dieser Stelle aber nicht benötigen.

Die selbst fabrizierte Übersetzung bei WordPress deponieren.

Bleibt die Frage, was wir machen können, wenn wir wider jede Vernunft das Theme komplett übersetzt haben: Dann haben wir die Möglichkeit, das bei Word­press zu deponieren, damit es der Community zugute kommt.

Das geht so: Wir begeben uns auf die Website translate.wordpress.org, wo wir uns einloggen. Hier gibt es ebenfalls die Möglichkeit, die Themes via Browser zu übersetzen, hier zum Beispiel finden wir das bereits erwähnte Minimalist-Theme.

Über den Knopf Import Translations laden wir die Übersetzung hoch und reichen sie ein. Was dann passiert, habe ich bislang nicht durchgespielt – aber ich vermute, dass nach einer (bestandenen) Prüfung die Übersetzung relativ bald allgemein verfügbar werden würde.

Fussnoten

1) Übrigens: De-DE steht für «Deutsch-Deutschland». Als Schweizer müsste ich streng genommen De-CH wählen, aber dann steht zu befürchten, dass die Übersetzung weniger Beliebtheit erfährt. Und falls sich jemand am fehlenden ẞ mokiert, kann er das ja selbst korrigieren.

Beitragsbild: Es schadet nichts, dieses Buch bereitliegen zu haben (Waldemar Brandt, Unsplash-Lizenz).

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