So kommen alle Streaming-Sünden an den Tag

Die «Netflix viewing history» enthält einen kompletten Verlauf aller abgespielten Titel. Das ist hilfreich für Leute (wie mich), die sich nicht mehr an alle Filme und Serien zu erinnern vermögen.

Neulich sind wir beim Netflixen auf die Serie Lovesick gestossen. Mit einem gewissen Erstaunen habe ich festgestellt, dass die erste Staffel als gesehen markiert war. Das empfand ich als mysteriös, da ich keinerlei Erinnerung an irgendetwas hatte – weder an die Schauspieler noch an den Plot. Nur Evie alias Antonia Thomas kam mir bekannt vor. Doch das liess sich damit erklären, dass sie beim «Misfits» (Noch so eine Droge der Digital-Ära) mitgespielt hat.

Nun, es ist nicht selten, dass Filme, Serien und Bücher es nicht in mein Langzeitgedächtnis schaffen. Das hat den unbestreitbaren Vorteil, dass ich sie mit dem gleichen Genuss wie beim ersten Mal noch einmal konsumieren kann. Doch in aller Regel gibt es zumindest ein paar (zum Glück meist unwichtige) Details, die mir noch präsent sind.

Doch nicht so bei «Lovesick». Darum habe ich mir die Frage gestellt, ob ich mir Sorgen machen sollte: Um das zu beurteilen, schien es mir entscheidend herauszufinden, wie viel Zeit verstrichen ist, seit wir uns die Serie angesehen haben. Also wollte ich wissen, ob sich das ohne übertriebenen Aufwand herausfinden lässt.

Die Liste aller angeklickten Filme und Serien herunterladen

Und ja, das geht – und es ist keine grosse Sache.  Wir loggen uns bei Netflix unter Your Account ein. Hier finden sich unter Profile und Kindersicherung (Profile & Parental Controls) die Nutzerprofile. Wir betätigen beim fraglichen Profil rechts den nach unten zeigenden Winkel und klicken bei Titelverlauf (Viewing Activity) auf Anzeigen (View). Es erscheint eine Liste mit den zwanzig zuletzt geschauten Titeln, wo wir pro Titel auch ein Problem melden könnten (Report a problem) oder einen Titel aus der Liste verschwinden lassen dürfen (Stichwort: Adam Sandler).

In dieser Ansicht findet sich auch ein Knopf zum Herunterladen der gesamten «Netflix viewing history».

Am unteren Ende der Seite gibt es den Knopf Alle herunterladen (Download all), über die wir eine Datei im CSV-Format erhalten.

Diese Datei lässt sich in einem normalen Texteditor öffnen oder aber über einen Online-Konverter in eine hübsche Excel-Datei konvertieren. Und sie enthält tatsächlich jeden einzelnen Titel, den wir bei Netflix abgespielt haben. Das sind, seit wir im September 2014 Abonnenten geworden sind, mehrere Tausend.

Das geht noch besser

Die Datei enthält den Titel der abgespielten Episode und das Datum der Wiedergabe. Leider nicht vorhanden ist die Angabe, ob der Titel zu Ende geschaut worden ist. Das fände ich spannend – genauso, wie eine Angabe der Sehdauer: Auf diese Weise liesse sich herausfinden, wie viel Zeit wir insgesamt in Netflix versenkt haben. Und natürlich liesse sich das auch pro Serie bestimmen – denn wer von uns wüsste nicht gerne, welche Produktion ihn oder sie am meisten Lebenszeit gekostet hat.

Es bietet sich an, in Excel mit der Netflix Viewing History zu spielen und die Liste beispielsweise nach Serien zu gliedern.

Unpraktisch ist auch, dass Netflix in den Titel den Namen der Serie, die Staffel und den Titel der Episode packt. Natürlich hätten wir diese Angaben lieber in separaten Feldern. Für die Episode wäre eine Angabe wie «Folge x von y» ideal: Dann könnte herausgefunden werden, welche Serien wir nicht fertig geschaut haben.

Aber es ist möglich, auch genauere Informationen aus Netflix herauszukitzeln. Auf der Übersichtsseite zum Konto findet sich nämlich auch der Eintrag Herunterladen Ihrer personenbezogenen Daten (Download your personal information). Klicken wir darauf, erhalten wir unsere gesamten Nutzerdaten – und zwar in überaus ausführlicher Form: Im Archiv sind die Kontaktdaten, verbundene Social-Media-Konten, gespeicherte IP-Adressen, Game-Sessions, Rechnungen, sogar ausgefüllte Umfragen und Chat-Protokolle der Support-Anfragen aufgeführt. Das ist umfassend und vorbildlich.

Im Ordner Content_Interaction finden sich in diesem Archiv die Informationen über das, was wir uns angesehen haben. In MyList steckt die Liste mit den vorgemerkten Titeln, in Ratings die Bewertungen, in SearchHistory die abgespeicherten Suchen. Und es gibt eine Datei namens ViewingActivity.csv, die jede einzelne Wiedergabe aufführt.

Das ist die ausführliche Variante der «Viewing History», die Netflix liefert, wenn wir unseren gesamten Nutzerdatenbestand anfordern.

In dieser Liste ist nicht nur der Tag, sondern auch die Startzeit und die Anzahl Wiedergabeminuten aufgeführt – ferner auch die letzte Abspielposition, das benutzte Gerät und das Land, aus dem der Aufruf kam. Mit automatisch abgespielten Titel wie Trailer sind ebenfalls aufgeführt und mit dem Attribut Autoplayed gekennzeichnet.

Um herauszufinden, ob welche Titel wir fertig geschaut haben, müssten wir die gesamte Länge kennen (minus den Abspann). Die ist nicht im Archiv enthalten; die müssten wir aus anderer Quelle beziehen.

Trotzdem: Das eröffnet ein Tummelfeld für Leute, die mit diesen Daten spielen, sie visualisieren oder sonst wie auswerten möchten.

Zu beachten ist, dass Netflix die Daten nicht sofort liefert. Hat man sie angefordert, kann es gemäss Netflix bis zu dreissig Tage dauern, bis sie verfügbar sind. In meinem Fall waren sie nach einen halben Tag greifbar.

Und endlich: eine einleuchtende Erklärung

Also, zurück zu «Lovesick». Ich bin in der Netflix Viewing History tatsächlich fündig geworden: Wir haben die erste Staffel in der Woche geschaut, als unsere Tochter nach der Geburt aus dem Spital zu uns nach Hause gekommen ist: Diese Zeit war durch Schlafmangel und die Aufregungen der eben erst angetretenen Elternschaft geprägt – kein Wunder, dass ich mich nicht mehr erinnere, was ich da im Fernsehen geschaut habe.

Beitragsbild: Herausfinden, wie viel Zeit bei dieser Beschäftigung schon draufgegangen ist (Anastasia Shuraeva, Pexels-Lizenz).

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