Wie wir kleinen Blogger unsere Klickzahlen verbessern

Wie bringt man als Betrei­ber einer kleinen Web­site seine Besucher dazu, noch ein wenig länger zu bleiben? Vier Empfe­lungen und drei Extra­tipps, wie man die Verweil­dauer er­höht.

Ein Blog ist wie ein Eisberg: Wenn man ihn besucht, begegnet man auf der Startseite den neuen Beiträge, die wie die Spitze aus dem Meer ragen. Doch die grösste Masse des Eisbergs steckt unter der Wasseroberfläche: Beim Blog sind das die älteren Beiträge, die von der Hauptseite nach hinten gerutscht sind.

Dieses Prinzip entspringt beim Blog der ursprünglichen Idee des «Web-Logs», also des Internet-Tagebuchs, wo der Besucher naturgemäss wegen der neuesten Beiträge vorbeischaut. Auch bei einer Newssite ergibt dieses Prinzip Sinn, schliesslich gibt es viele regelmässige Besucher, die wegen der Aktualität vorbeischauen.

Aber ist diese chronologische Sortierung auch das Gelbe vom Ei für eine kleine Website? Ich habe meine Zweifel: Mit einer Handvoll neuer Beiträge pro Woche (oder Monat) kann man sich höchstens ein kleines Stammpublikum aufbauen, das regelmässig Besuche abstattet – das sind am ehesten noch diejenigen, die einen RSS-Reader im Einsatz haben und auf diese Weise sehen, wenn es einen neuen Beitrag gibt, der sie interessiert. Und ein paar gelangen jeweils über die sozialen Medien auf die Site. Doch das sind nicht allzu viele, weil Plattformen wie Facebook Linkposts algorithmisch gnadenlos abstraft.

Wenn einer schon mal hier ist, könnte er doch noch etwas länger bleiben

Was meine Website hier angeht, sind die meisten Besucher zufällig hier: Sie wurden von einer Suchmaschine (natürlich hauptsächlich von Google) hierhergeführt, weil sie nach Stichworten gesucht haben, die zu einem der Beiträge passen. Das führt dazu, dass in den Zugriffsstatistiken nicht die neuen Beiträge obenaus schwingen, wie das bei einer Newssite mit grosser Reichweite der Fall ist. Nein, es sind einige wenige, teils jahrealte Beiträge, die sich als Publikumsmagnet entpuppen.

Die eigentlich interessante Frage ist nun, ob das Kunststück gelingt, diese Zufallsbesucher dazu zu bewegen, weiterzulesen. Erstens beschert das weitere Klicks und zweitens besteht so die Chance, dass sie die Website für so interessant erachten, dass sie ein Bookmark anlegen.

Ich mache mir indes keine Illusionen: Die Hürden dafür liegen sehr hoch. Meine Vermutung ist, dass die allermeisten Webnutzer gern die ausgetrampelten Pfade benutzen. Viele begnügen sich mit den grossen Plattformen wie Facebook, Youtube, Google und den Newssites Sie konsumieren das, was ihnen andere Nutzer oder aber die Algorithmen servieren und gelangen nur selten ins «offene» Web.

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Wenn man streng sein will, würde man sagen, dass es ihnen an Medienkompetenz mangelt – und zwar sowohl bei der Qualitätsbeurteilung als auch bei der Frage, wie man Inhalte entdeckt, seine Quellen erweitert und organisiert. Aber zur Wahrheit gehört auch, dass die grossen Plattformen subtile und weniger subtile Mittel einsetzen, um die Nutzer auf ihren Plattformen zu halten.

Nur bei Facebook ist es sicher und gemütlich – zumindest ist es das, was einem dieser Dialog hier weismachen will.

Dennoch sollte man nichts unversucht lassen. Ich habe daher einige Methoden ausprobiert, die Verweildauer zu erhöhen – aber natürlich unter der Voraussetzung, dass ich meinen Leserinnen und Lesern nicht auf den Wecker gehen möchte. Und das sind die Methoden:

1) Die beliebtesten Blogposts

Ich verwende seit einiger Zeit das Jetpack-Widget Top Beiträge & Seiten, das in der Randspalte die beliebtesten Beiträge anzeigt. Ich beschreibe das ausführlich im Beitrag Hier verrate ich, welcher meiner Blogposts nur 19 Views hat – und dort gehe ich auch der Frage nach, weswegen es interessant wäre herauszufinden, welches die unbeliebtesten Beiträge aller Zeiten sind.

Man könnte diese Methode noch aggressiver betreiben: Manche Websites (zum Beispiel Engadget) hängen am Ende eines Beitrags einfach den nächsten an – in der Hoffnung, dass die Leserin weiterliest. Das halte ich für keine gute Lösung: Der Infinite Scroll ist unübersichtlicher als eine saubere Paginierung. Und er macht es unmöglich, eine Seite zu drucken oder in ein PDF umzuwandeln.

2) Ähnliche Beiträge

Eine grundsätzlich sinnvolle Methode, die Leser bei der Stange zu halten, sind die «ähnlichen Beiträge» (related posts), die man über das Jetpack-Plugin in sein WordPress hineinbekommt. Sie stecken im Administrationsmenü bei Jetpack > Einstellungen in der Rubrik Traffic.

Diese ähnlichen Beiträge stehen und fallen mit der Qualität der Empfehlungen. Wie Jetpack sie auswählt, ist mir nicht klar. Manchmal sind die Vorschläge ziemlich in Ordnung. Manchmal passen sie auch überhaupt nicht. Mir scheint, dass gute Schlagwörter helfen. Aber hilfreich wäre, wenn es ein paar Parameter gäbe, mit denen man die Auswahl beeinflussen könnte. Zum Beispiel: Tendenziell eher neue Beiträge als alte. Bzw. solche, die in letzter Zeit häufiger angeklickt worden sind.

3) Posts on this day

Blogposts, die gerade Geburtstag feiern.

Für Blogs, die es schon länger gibt und auf denen sich so einiges angesammelt hat, macht sich das Plugin Posts On This Day ausgezeichnet. Das gehört zu meinen Lieblingen, und ich habe es im Beitrag Lest doch mal die Zeitung von gestern! ausführlich vorgestellt.

Dieses Plugin zeigt, welche Themen am gleichen Tag in früheren Jahren erschienen sind. Das beweist erstens, dass ein Blog keine Eintagsfliege ist, sondern an seinen Themen dranbleibt. Und wenn in einem Blog die Jahreszeiten einen Einfluss auf die Themenwahl haben, dann hat dieses Plugin zweitens zur Folge, dass die Artikel nach Zeitabschnitt gebündelt werden.

4) Advanced Random Posts Widget

Das Advanced Random Posts Widget wählt zufällig Blogposts aus, wobei man die Auswahl nach Art des Posts (Beitrag/Seite), Kategorien und Schlagwörter einschränken kann.

Und ja, das Zufallsprinzip klingt nach Kapitulation – als ob einem nichts Besseres eingefallen wäre. Aber ich glaube an die Serendipität. Das Prinzip besagt, dass zufällige Entdeckungen einen eigenen Zauber haben.

Das ist definitiv so: Darum habe ich dieses Widget in meinem Artikelarchiv eingebaut. Dort passt es super, weil es so viele Beiträge gibt, dass die Posts on this day-Liste so lang wäre, dass niemand sie beachten würde. Aber fünf Artikel, die mal relativ neu und manchmal dreissig Jahre alt sind, laden zum Stöbern und Schmökern ein. Und wer dieses Angebot nicht annimmt, ist selber schuld.

Abschliessende Tipps: – Titel

Bei all diesen Tipps zeigt sich bei meinem Blog ein grundsätzliches Problem: Ich mag kryptische Titel, weil die mehr Charme und Charakter haben als eine nüchterne Inhaltsangabe. In Kombination mit dem Vorspann (bei WordPress Textauszug oder Excerpt genannt) erfährt die Leserin dann dennoch, was sie erwartet.

Doch bei den meisten Widgets wird nur der Titel, nicht aber der Textauszug angezeigt. Das erschwert es dem Besucher, den Nutzen eines Beitrags abzuschätzen. Darum lautet die Empfehlung inzwischen, bei den Titeln auf jegliche Rätsel, auf Ironie und Wortspiele zu verzichten, sondern simpel und schnörkellos zu formulieren.

Ich tue das nicht, weil ich den Charakter meines Blogs wahren will, selbst wenn das auf Kosten der Effektivität meiner hier beschriebenen Bemühungen geht. Und ich würde auch dazu raten, der Versuchung des Clickbaiting zu widerstehen – auch wenn sich diese effekthascherischen Methoden beim Optimieren der Verweildauer geradezu aufdrängen.

– Beitragsbild

Um die Mankos meiner Titel auszugleichen, mache mich mir seit Jahren die Mühe, ein Beitragsbild zu verwenden. Das erscheint bei den beliebtesten Beiträgen und in den related posts, und dient als Blickfang.

– Archiv

Bei Blogs gibt es aus Tradition ein Archiv: Das ist eine chronologische Übersicht, die es erlaubt, die Beiträge aus einem bestimmten Jahr oder Monat abzurufen. Nun kann man die mit Fug und Recht für nutzlos halten – denn es kommt kaum je ein Besucher vorbei, der sich für ein bestimmtes Jahr oder einen Monat in der Vergangenheit interessieren würde.

Wo wir es doch schon die ganze Zeit von ihm hatten (Alexander Hafemann, Unsplash-Lizenz).

Ich halte das Archiv aber trotzdem für sinnvoll: Es erlaubt einen Überblick, wie lange es ein Blog schon gibt und wie regelmässig der Blogger seinem Geschäft nachgegangen ist. Um beim Eisberg-Vergleich vom Anfang anzuknüpfen: Das Archiv gibt ein guten Eindruck, wie gross der gefrorene Wasserklotz ist.

Für Blogs, die es schon länger gibt, wird die normale Archivdarstellung aber viel zu lang und unübersichtlich. Ich empfehle in diesen Fällen das Compact Archives Widget.

4 Kommentare zu «Wie wir kleinen Blogger unsere Klickzahlen verbessern»

  1. Die ähnlichen Beiträge, welche am Ende des Beitrags verlinkt sind, animieren wohl am ehesten zu einem Klick. Man hat den Beitrag dann gerade fertig gelesen und Lust auf mehr.

    Aber Deine Titel- und Bildkultur macht den Effekt wohl zunichte. Mir werden aktuell angezeigt:

    – Die besten WordPress-Plugins => Ok, da weiss ich, um was es geht.
    – Deutschland, ich komme (mit Bild aus der Bundestagskuppel) => Reisebericht? Auswanderung?
    – Höhenflug oder Bruchlandung (mit Bild einer springenden Frau) => Bericht vom Gleitschirmfliegen? Kunstturnen? Nein, es geht um Jetpack.

    Wobei es bei vielseitigen Blogs wie Deinem wohl generell schwierig ist, nur schon genügend ähnliche Beiträge zu haben, die noch aktuell sind. Das ist bei Themen-Blogs wie zu Apple oder zu Kochthemen einfacher. (Und auf Koch-Seiten klicke ich mich da dann wirklich ins Unendliche, vom Trüffelrisotto über das Steinpilzrisotto über Pilzgerichte bis zur Herstellung von Pasta.)

  2. Hmmm, das Archiv Plugin ist hart an der Grenze. Bis zum Jahresstart habe ich alle Plugins die älter als ein Jahr sind (Zeitpunkt des letzten Updates) entfernt.
    Hab mich einmal im Monat hingesetzt und das ge-checkt.

    Doch die in diesem Jahr habe ich den Wert selbst auf 3 Monate runter geschraubt. In letzter Zeit passierte so viel über den Weg und es gab so viele Lücken, das ist mir zu heiss….

    1. Ich halte die Zeit seit dem letzten Update nicht als sinnvolle Metrik für die Sicherheit, jedenfalls nicht allein.

      Das Archiv-Plugin besteht (inkl. Kommentaren) aus ca. 1000 Zeilen Code. Da kann man davon ausgehen, dass die Chance auf unentdeckte Lücken klein ist. Zumal, und das ist ein essenzieller Punkt, es keine Benutzereingaben verarbeitet. Es gibt Anwendungen, die seit Jahrzehnten ohne Update auskommen, ohne dass das zu Sicherheitsproblemen führt.

      Für potenziell gefährlich halte ich Software, welche Benutzerdaten verarbeitet. Zudem, und das widerspricht der Alter-These, birgt jedes neue Feature die Gefahr neuer Lücken. Software, welche häufig erweitert wird, ist eher unsicher.

      Zwei Extremfälle als Beispiel:
      – Sicher: Zehn Jahre altes Plugin, welches die Mondphase anzeigt. Innerhalb der zehn Jahre drei Updates, welche die Darstellung für verschiedene Sprachen optimiert haben.
      – Gefährlich: Plugin für ein Gästebuch, in welches Benutzer Bilder und Videos hochladen und ihre Posts formatieren können. Drei Jahre alt, fast jede Woche ein Update mit neuen Funktionen und Schnittstellen.

      1. Guter Hinweis. Danke, Manuel!

        Der Hinweis auf die Sicherheitsrisiken bei vielen Plugins ist gerechtfertigt. Und noch viel mehr, wenn man selbst an WordPress herumbastelt, wie ich das gelegentlich tue. Das ist ein beträchtliches Risiko, weil Amateure wie ich unabsichtlich riesige Sicherheitslücken aufreissen könnten. Aber wie Manuel sagt, muss man ein gewisses Gespür dafür haben, was gefährlich ist und was nicht. Mein eigener Code zeigt ein paar custom fields an, aber er schreibt nichts in die Datenbank oder gar ins Dateisystem, darum sollte das kein zusätzliches Angriffspotenzial bieten. Und darum habe ich auch keine Bedenken beim Archiv-Plugin: Das macht ja auch nichts anderes, als ein paar Links zu platzieren.

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