Es gibt an dieser Stelle einen Hinschied in der Blogosphäre zu vermelden. Ich habe mein Zweitblog MrClicko.de Ende September abgeschaltet.
Das ist ein Verlust für die Top-Level-Domain .de, aber kein Aderlass fürs Internet als Ganzes. Die 139 Blogposts haben Eingang in mein Hauptblog gefunden und sind ab sofort hier unter Clickomania.ch zu lesen.
Wie man zwei WordPress-Websites zu einer fusioniert, erkläre ich separat. An dieser Stelle geht es erst einmal darum, warum ich das Unterfangen beendet habe – wo ich es doch erst im Januar 2020 mit den euphorischen Worten Deutschland, ich komme! gestartet habe.
Es gibt eine kurze und eine etwas längere Antwort. Die kurze: Die Absicht hinter MrClicko.de war, Suchmaschinenoptimierung (SEO) zu betreiben. Doch dann ist mir eingefallen, dass ich SEO schon immer für eine dumme, nutzlose Sache gehalten habe.
Eine Idee, die gerade mal vier Blogposts lang gehalten hat
Bei der etwas längeren Antwort beginne ich bei meiner Feststellung vom Januar 2020, dass die Besucher aus Deutschland hier im Blog zahlenmässig untervertreten sind. Denn wenn mein Blog im ganzen deutschsprachigen Raum gleichermassen gelesen würde, dann wären die Zugriffe aus dem grossen Kanton mindestens um einen Faktor zehn grösser als in der Schweiz. Das waren, bzw. sind sie auch heute nicht.
Darum hatte ich die Idee, ein Zweitblog mit deutscher Top-Level-Domain zu starten. Dort sollten gemäss der ursprünglichen Absicht Beiträge hier aus dem Hauptblog zweitverwertet werden. Da ich die Neigung habe, viel zu ausschweifend zu schreiben, habe ich beliebte Posts aufs Wesentliche eingedampft und noch einmal veröffentlicht.
Die Idee auch aus heutiger Sicht nicht so dumm. Das Repackaging ist eine bewährte Methode, Inhalte einer Zweitverwertung zuzuführen; die 12-App der Tamedia ist ein anschauliches Beispiel dafür.
Ich habe jedoch schnell feststellen müssen, dass ich absolut gar keinen Bock darauf habe, alten Wein in neue Schläuche abzufüllen und noch einmal unters Volk zu bringen. Es befriedigt mich nicht, meine Blogposts auf Effizienz und Lesbarkeit zu trimmen. Ausserdem ist das eine grössere Arbeit, als ich im Vorhinein gedacht hatte – zumal die gekürzte Varianten nicht nur hergestellt, sondern auch veröffentlicht und über die sozialen Medien bekannt gemacht werden wollen.
Diese Erkenntnis hat sich bereits nach vier (!) zweitverwerteten Beiträgen so gefestigt, dass ich damit aufgehört habe.
Eine gute Ergänzung, aber …
Stattdessen habe ich angefangen, mich auf MrClicko.de um die News des Tages bzw. der Woche zu kümmern – etwas, das ich hier im Hauptblog explizit nicht tue, weil sich das um Tipps und Tipps, Besprechungen von Hard-, Software, Büchern und Tees und meine (meist nicht tagesaktuellen) Beobachtungen dreht. Ich habe den Wochenrückblick und den Wochenkommentar eingerichtet, was mein Hauptblog auch ausgezeichnet ergänzt hat.
Nur eben: Ich bin kein hauptberuflicher Blogger. Auch MrClicko.de noch bespielen zu müssen, war aufwändig und nebst dem Nerdfunk, den ich als Website und Radiosendung auch betreue, zu viel des Guten. Darum wars folgerichtig, das Projekt abzubrechen.
Bleibt eine Frage: Gibt es eine Moral dieser Geschicht’?
Und die Moral von der Geschicht’ …
Antwort: na klar, sogar zwei. Erstens wäre ein Testlauf eine kluge Idee gewesen. Hätte ich probehalber ein paar Blogposts einem Repackaging unterzogen, hätte ich sofort gemerkt, dass mir das keinen Spass bereitet.
Zweitens ist es auch egal, dass ich die Sache vorab nicht durchexerziert habe: Das Internet ist ein ideales Tummelfeld. Es ist wie geschaffen für Leute, die etwas ausprobieren und damit aufzuhören, wenn es nicht funktioniert. Das war eine interessante Erkenntnis für mich. Auch deswegen, weil ich die preussische Tugend verinnerlicht habe, dass einmal angefangene Dinge auch zu Ende gebracht werden müssen. Das müssen sie nicht – schon gar nicht, wenn man Lehren aus der Sache ziehen konnte.
Darum werde ich vielleicht Rubriken wie den Wochenrückblick oder den Wochenkommentar hier im Hauptblog wieder aufleben lassen. Vielleicht aber auch nicht.
Fussnoten
1) Ach ja, und damit wir uns richtig verstehen: Die Leserinnen und Leser aus Deutschland sind natürlich weiterhin herzlich willkommen hier. ↩
Beitragsbild: Don’t look back in anger (Julia Khalimova, Pexels-Lizenz).