Die neuen Airpods Pro im Test

Ich habe Apples Ohr­stöp­sel in (fast) allen Lebens­la­gen getra­gen und sie mit den nor­ma­len Air­pods, aber auch mit meinen ulti­ma­tiven Lieb­lings­kopf­hö­rern ver­gli­chen.

Ich habe von Apple ein Pärchen der neuen Airpods Pro der zweiten Generation zum Testen bekommen. Ich habe sie in der letzten Woche intensiv benutzt und ein paar Eindrücke gesammelt.

Um hier gleich mit der Tür ins Haus zu fallen, bzw. das Fazit an den Anfang zu stellen: Sie tragen sich angenehm, klingen gut, haben interessante Zusatzfunktionen wie die aktive Unterdrückung der Umgebungsgeräusche und das personalisierte 3D-Audio. Ich finde sie alles in allem etwas teuer (270 Euro bei Amazon, 259 Franken bei Digitec) und würde, was das Preis-Leistungs-Verhältnis angeht, weiterhin den Earbuds von Bose den Vorzug geben: Die bleiben meine Lieblings-Ohrstöpsel.

Hier mein detaillierteres Fazit:

Der Tragekomfort

Anders als die hier getesteten normalen Airpods 3 hat die Pro-Variante eine Silikonkappe. Mit der haben eine bessere passive Isolierung gegen den Aussenlärm. Sie tragen sich deswegen auch angenehmer, weil weniger Spiel haben und so im Ohr bleiben, wie man sie sich eingesetzt hat.

Zwar taugen auch die normalen Airpods für Sport, aber dort stört mich der Stiel, weil der ständig dem Ohrring ins Gehege kommt, den ich in meinem linken Ohr trage. Die Pro-Variante hat zwar auch einen Stiel, aber den kann man sich so hindrehen, dass er eben nicht gegen den Ring schrummelt– und weil er weniger rutscht, bleibt das auch so.

Sieht aus wie ein kleines Alien, das uns ins Ohr flüstern will.

Ich habe die Stöpsel einen Nachmittag im Ohr gehabt, ohne dass sie angefangen hätten, mich zu stören. Für langes Tragen würde ich sie den meisten Bügelkopfhörern und auch vielen Ohrstöpseln vorziehen – nur die erwähnten Bose Earbuds sind für Marathon-Einsätze noch etwas besser geeignet.

Die aktive Geräuschunterdrückung

Die vielfältigen Einstellungen, die man zu seinen Kopfhörern treffen kann.

Was die Bose-Stöpsel nicht haben, ist die aktive Unterdrückung der Umgebungsgeräusche. Ich kann die nicht mit der ersten Generation der Airpods Pro vergleichen, da mir die nicht vorliegen – aber im Vergleich zu anderen Ohrstöpseln, die ich (kurz) testen konnte, ist das Noise Cancelling ausgezeichnet: Ich habe es mit dem lärmenden Wäschetrockner im Nebenraum getestet, der durch die Stöpsel vollständig ruhiggestellt werden konnte.

Andere Lärmquellen, die weniger homogen und in eher tiefen Lagen angesiedelt sind, werden nicht komplettausgeschaltet. Das Klappern der Tastatur wird gedämpft, bleibt aber zu hören.

So toll das ist, bleibt unbestreitbar, dass das Noise Cancelling mittels Gegenschall nicht jedermanns bzw. jederfraus Sache ist. Wie hier ausgeführt, kann das Unwohlsein verursachen. Mit den neueren Modellen wird mir nicht mehr schlecht, aber ein seltsames, leicht unangenehmes Gefühl bleibt. Für mich fühlt es sich an, wie eine verspannte Nackenmuskulatur – falls dieser Vergleich irgendeinen Sinn ergibt.

Auch zu berücksichtigen ist, dass die Geräuschunterdrückung die Klangqualität beeinflusst.

Die Musik verliert etwas an Nuancen und klingt etwas glattgebügelt. Den Transparenzmodus habe ich nur kurz getestet: Er führt die Umgebungsgeräusche in gefilterter Weise ans Ohr, sodass wir trotz den Kopfhörern mitbekommen, was rundherum passiert und auch mit Leuten sprechen kann. Das ist gut gelöst, dennoch würde ich, um nicht als Sonderling zu gelten, dennoch vorschlagen, bei Interaktionen mit Menschen die Stöpsel aus dem Ohr zu nehmen.

Die Klangqualität

Ich werde bei Kopfhörertests nicht müde zu betonen, dass die Klangqualität eine Sache individueller Vorlieben ist. Die Airpods Pro klingen ausgewogen und angenehm.

Im direkten Vergleich mit meinen Lieblings-Ohrstöpseln fallen sie minim ab: Die Bose Earbuds sind vor allem in den tiefen Tonlagen druckvoller – was damit zu erklären ist, dass sie grösser sind und viel deutlich sichtbarer aus dem Ohr ragen. Sie klingen lebhafter und, wenn ich so sagen darf, beseelter. Das gilt umso mehr, je lauter wir aufdrehen.

Bose Earbuds Sports (links) und Airpods Pro 2 (rechts und etwas überstrahlend).

Das personalisierte 3D-Audio

Der Kopf wird gescannt, um das Spatial-Audio zu verbessern.

Eine Neuerung der Airpods Pro der zweiten Generation ist das personalisierte Audio. Das wird über einen Assistenten eingerichtet, der sich via Smartphone-Kamera den Kopf und vor allem die Ohren ansieht. Dieser Prozess ist mir bereits von meinen Sony-Kopfhörern bekannt, wo das beim Einrichten von 360 Reality Audio ebenfalls durchexerziert wird.

Wie viel dieser Scanvorgang bringt, kann ich nicht abschliessend beurteilen. Einerseits wirkt er nach digitalem Voodoo und könnte allein deswegen wirken, weil wir als Nutzer so beeindruckt sind, was für ein Aufwand hier betrieben wird, damit wir ein schönes Hörerlebnis haben. Andererseits bin ich gewillt zu glauben, dass sich auf via Kamera tatsächlich nutzbare Informationen sammeln lassen: Wir wissen zwar nicht, wie es ist, mit fremden Ohren zu hören, aber würde mir einleuchten, wenn beispielsweise die Breite des Kopfes einen gewissen Einfluss aufs Hörerlebnis hätte.

Ich habe das personalisierte 3D-Audio nicht mit Musik, sondern mit Netflix ausprobiert – meines Erachtens derzeit die sinnvollste und ergiebigste Einsatzmöglichkeit für Raumklang.

Und was soll ich sagen? Es ist zwar nicht so toll, wie der Watt-starke Surroundsound im Kino. Aber es trägt beträchtlich zum Genuss bei, sodass ich meine Serien derzeit am liebsten auf diese Weise konsumiere. Zumindest dann, wenn niemand sonst mithören will. (Wobei es die hier vorgestellte Audio-Teilen-Funktion natürlich weiterhin gibt.)

Die vielfältigen Einstellungsmöglichkeiten

Die Airpods-Pro-Einstellungen sind beim iPhone prominent platziert.

Mit iOS 16 erscheinen die Airpods Pro, wenn sie verbunden sind, am iPhone in den Einstellungen direkt unter der iCloud-Rubrik auf. Das ist praktisch, weil es leicht fällt, die Einstellungen abzuändern und z.B. die Steuerungsbefehle abzuändern, den automatischen Passtest für die Ohreinsätze auszuführen (der einem sagt, ob die Stöpsel gut sitzen und ob man die richtige Silikonkappe aufgesetzt hat), die Mikrofon-Einstellung vorzunehmen, die Auffindbarkeit über die Wo-ist-App einzurichten und ähnliche Dinge mehr.

Aber so praktisch das ist, bedauere ich, dass ich meine anderen Kopfhörer nicht ähnlich komfortabel verwalten kann. Das ist genau das, was John Oliver neulich als Selbstbevorzugung bezeichnet hat.

Fazit: Nicht verkehrt

Bei Kopfhörern und Ohrstöpseln gibt es im wortwörtlichen Sinn kein One size fits all. Die Airpods Pro sind eine teure, aber gute Lösung für Leute, die Wert auf Funktionsvielfalt legen, mit den Stöpseln auch Filme und Fernsehserien sehen wollen und aktives Noise Cancelling haben wollen. Wenn letzteres nicht nötig ist und dafür der Klang im Zentrum steht, halte ich die Empfehlung der Bose Earbuds aufrecht.

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