Hier verrate ich, welcher meiner Blogposts nur 19 Views hat

Lehrreich sind die Miss­erfol­ge: Darum habe ich he­raus­ge­fun­den, welche Beiträge hier von niemandem gelesen wurden und welche Themen mein Publi­kum ver­schmäht.

Neulich habe ich mir wieder einmal etwas in den Kopf gesetzt. Ich wollte nämlich herausfinden, welches hier im Blog die Posts mit der geringsten Resonanz sind. Sprich: Die blogmässigen Ladenhüter, die keine alte Sau interessieren – um es uncharmant zu formulieren.

Ihr werdet jetzt sicherlich vermuten, dass ich von der Absicht getrieben bin, meine Einschaltquote zu erhöhen. Denn zu diesem Zweck sollte man zwei Dinge wissen: Erstens, welche Themen immer zünden. Und zweitens, welche Themen nie zünden.

Natürlich: Im Idealfall würde ich nur die garantierten Knüller beackern. Aber leider gibt es auch für Blogger wie mich Phasen der Dürre und der sauren Gurken, wo sich kein Blockbuster aufdrängt. Wenn ich während denen nicht einfach meine Hände in den Schoss legen, sondern meinen publizistischen Auftrag den Widrigkeiten zum Trotz wahrnehmen möchte, dann habe ich keine Wahl, als auf zweit- und drittklassige Stoffe zurückzugreifen.

Aber eben: Sogar das lässt sich optimieren, indem ich Klickgift vermeide und die Posts abwende, die euch bloss zum Gähnen bringen.

Also, wenn das eure Vermutung ist, muss ich euch enttäuschen. Ich freue mich zwar, wenn ein Blogpost über erwarten gut gelesen wird. Aber die Richtschnur für mein Blog hier ist und bleibt mein persönliches Lustempfinden: Ich schreibe, wonach mir ist – und mir ist egal, wenn ich der erste und letzte Mensch bin, der etwas damit anfangen kann.

Ich will es wissen, damit ich es weiss

Nein, es ist die schlichte Neugierde. Ich würde gern wissen, welche Beiträge ihr, liebe Leserinnen und Leser, verschmäht habt. Ich würde sie euch mit einem süffisanten Grinsen noch einmal präsentieren und euch grosszügig eine zweite Chance zu geben, Verpasstes nachzuholen.

Damit sind wir bei der interessanten Frage: Wie findet man bei WordPress heraus, welche Blogposts am wenigsten angeklickt worden sind?

Natürlich hängt die Antwort davon ab, welches Statistikmodul man einsetzt. Es gibt davon eine beträchtliche Auswahl. Ein beliebtes Produkt  eines Drittherstellers ist MonsterInsights. Doch das basiert erstens auf Google Analytics, das ich nicht verwenden will und kostet zweitens mindestens hundert Franken im Jahr, was mir zu teuer ist.

Doch da ich mich bei meinem Umstieg auf WordPress für Jetpack entschieden habe, muss ich mit den Daten zurechtkommen, die dieses Plugin seitdem gesammelt hat. Jetpack ist, wie hier ausführlich erklärt, ein Paket von Zusatzfunktionen, das vom WordPress-Hersteller selbst stammt.

Jetpack zeigt die Erfolge und verschweigt die Misserfolge

Das Statistik-Modul weist die Zugriffszahlen für eine bestimmte Periode (Tag, Woche, Monat, Jahr) aus. Es zeigt in der Ansicht für den Administrator die beliebtesten Beiträge; und diese Hitparade lässt sich über ein sogenanntes Widget auch auf der Website einblenden. Ich habe das seit einiger Zeit unter dem Titel «Die beliebtesten Beiträge» in der Seitenleiste platziert.

Und eben: Analog dazu hätte ich gern eine Ansicht der unbeliebtesten Beiträge. Jetpack bietet die von Haus aus nicht, weswegen ich einen Versuch mit dem Most And Least Read Posts Widget gewagt habe.

Dieses Widget hat mir – im ersten Moment – viel Freude bereitet. Es hat fünf Beiträge gefunden, von denen es behauptet hat, die seien in den letzten tausend Tagen jeweils nur ein einziges Mal (!) angeklickt worden.

Die (vermeintliche) Bustparade

Gemäss diesem Widget ist das die Bust-Parade meines Blogs:

Allerdings kamen mir sogleich Zweifel. Denn auch wenn das vielleicht nicht die absoluten Überfliegerthemen sind, dann habe ich sie kontrovers genug verkauft, um zumindest ein paar versehentliche Klicks abzustauben.

Um das zu überprüfen, bemühe ich Jetpack: Das Statistikmodul kennt für jeden einzelnen Beitrag die Anzahl Views. Was es nicht tut, ist, eine vollständige Liste aller Beiträge bis hin zum bitteren Ende zu erzeugen. Für eine solche Liste würde man jeden Blogpost einzeln abfragen und in Excel eintragen müssen.

Und in der Tat: Jetpack gibt für jeden einzelnen dieser Beiträge mindestens eine dreistellige Klickzahl an. Einer davon, nämlich Immer Ärger mit Soundaufnahmen bei Windows, gehört sogar zu den Dauerbrennern, die über die Jahre Tausende Views ansammeln.

Mit anderen Worten: Das Plugin lügt und wurde gelöscht. Nicht gelöscht wurde mein Wissensdurst betreffs dieser Frage.

Es gibt ein traurig-schönes Happy End – versprochen!

Das heisst aber nicht, dass dieser Blogpost ohne schöne finale Wendung, ohne Pointe enden wird. Im Gegenteil.

Es gibt nämlich eine Erkenntnis, dass allen Statistiken zum Trotz das Publikum – und der Blog-Erfolg – eine nur schwer berechenbare Grösse bleibt. Vor allem für ein Blog wie meines: Clickomania hat ein treues, aber kleines Stammpublikum. Die meisten Leserinnen und Leser werden jedoch von Google (und wenigen anderen Suchmaschinen) vorbeigeschickt.

Die erfolgreichen Blogposts sind daher nicht die, die ich exakt auf die Interessen des Stammpublikums gemünzt hätte. Nein, es sind diejenigen, die bei Google hoch oben landen – und das lässt sich kaum vorausplanen. Denn welche Suchbegriffe bei den Nutzern so beliebt sind, aber bislang so wenige gute Treffer im Netz aufweisen, dass ein kleines Blog wie meines mit einem pointierten Post in die Kränze kommen könnte, ist schwierig bis unmöglich abzusehen.

Darum bleibt es dabei. Es gibt einige Ingredienzien für virale Erfolge:

  • So viel Polemik, dass sich die ganze Social-Media-Welt darüber aufregt.
  • Surfen auf der Bugwelle der Aktualität.
  • Oder ausgesuchtes, konkurrenzloses Insider- oder Spezialwissen.

Aber abgesehen davon sind Erfolge Zufallserfolge.

Erfolge sind oft unverdient – und Misserfolge sind es auch

Das gleiche gilt in geringerem Mass auch für die Misserfolge: Natürlich könnte man einen Blogpost so abschreckend gestalten, dass niemand ihn liest. Aber wenn man sich Mühe bei der Themenwahl gibt und mit Sorgfalt schreibt und produziert, dann ist es vom Glück und den Umständen, wie man auf Google damit abschneidet.

Ich finde das erfreulich und ermutigend: Es sollte selbst die Erfolgs-getriebenen Leuten dazu bringen, nicht versessen auf ihre Zahlen zu starren.

Für mich nehme ich die Erkenntnis zum Anlass, auch weiterhin Rubriken wie die Nerdliteratur zu pflegen. Die habe ich seit jeher im Verdacht, dass sie kaum auf Resonanz stösst. Stichproben belegen, dass etwas Wahres an dieser Vermutung dran ist: Diesen Blogpost hier haben laut Jetpack in der Tat nur 19 (!!!) Leute gelesen.

Und wie viele von diesen 19 Leuten haben den Artikel weggeklickt, ohne eine Zeile zu lesen?

Doch es gibt Ausnahmen von der Regel (hier oder hier), die aufzeigen, dass Googles Wege unergründlich sind – und man sich nicht zu sehr darauf versteifen sollte, dieser Suchmaschine zu gefallen.

Beitragsbild: Die Begeisterung hält sich in Grenzen (mentatdgt, Pexels-Lizenz).

3 Kommentare zu «Hier verrate ich, welcher meiner Blogposts nur 19 Views hat»

  1. Zum datenschutzverträglichen Tracking kann ich Matomo empfehlen. Das lässt sich für kleinere Installationen gut auf einem normalen Webhosting betreiben, etwa unter einer Subdomain. Mit dem Plugin WP-Matomo werden die wichtigsten Kennzahlen direkt in WordPress sichtbar. Matomo kann noch erheblich mehr, Kampagnen auswerten, Benutzerpfade etc., aber das alles brauche ich zumindest nicht auf einem Blog. Es kann aber interessant sein, zu wissen, ob und wie interne Links genutzt werden.

    Meine Statistik erstaunt mich auch immer wieder: Mit viel Aufwand erstellte Tutorials werden wesentlich seltener abgerufen als kurze Problemlösungen. Man sucht halt nach einer Fehlermeldung (deshalb schreiben „SEO-Profis“ in den Titel ja auch immer „[2022] Solved:“…) und kaum nach einem Tutorial. Die würden wohl erst bei einer treuen, regelmässigen Leserschaft besser beachtet.

    Wichtiger für die „Kundenbindung“ ist wahrscheinlich die Verweilzeit. Der Leser, welcher einen Beitrag über Google gefunden und die Lösung ausprobiert hat, ist weniger wichtig als jener, der auch längere Beiträge liest. (Mit Matomo lässt sich die Verweilzeit mittels JavaScript-Heartbeat messen, das habe ich jedoch noch nicht ausprobiert. Wechselt ein Benutzer auf eine andere Seite, wird die Verweilzeit auch so gemessen, einfach von der letzten Seite nicht.)

    1. Matomo hat auch mein geschätztes Nerdfunk-Gspändli maege schon in die Runde geworfen; das muss ich mir nun wirklich einmal ansehen.

      Und du hast recht mit deinem Hinweis auf die sinnvollen Metriken. Bei einem grossen Medienkonzern, bei dem ich gewisse Einblicke in die Statistiken geniesse, spielen die Klicks fast keine Rolle mehr, stattdessen werden die TEMs, die total engaged minutes ausgewertet.

      In Sachen SEO empfehle ich mein Blog gerne als Negativbeispiel, weil ich viele Dinge genauso mache, wie man sie nicht machen sollte:

      • Die kryptischen Titel, an denen ich so grosse Freude habe, sind eine grosse Unsitte. Stattdessen würde man besser sachliche Inhaltsbeschreibungen liefern.
      • Meine Blogposts sind im Schnitt dreimal zu lang.
      • Meine Gewohnheit, Blogposts mit langfädigen Exkursen anzufangen, könnte man fast schon als Selbstsabotage bezeichnen. Besser wäre, direkt in die Materie einzusteigen.
      • Mehr Bilder und weniger Text wäre auch nicht verkehrt …
      • Schliesslich werden in meinem Blog viel zu viele unterschiedliche Themen durcheinandergewürfelt. Windows, Mac, iPhone, Android, Tee, Bücher, Gadgets – das ist viel zu uneinheitlich
      1. Ja, bezüglich SEO ist das alles falsch. Aber: Du gehörst noch zu jenen, leider aussterbenden, Idealisten, welche nicht für Suchmaschinen, sondern für Menschen schreiben. Menschen, die jeden Tag vorbeischauen, um zu sehen, was es Neues gibt. Da sind die kryptischen Titel sogar ein Vorteil. 😀

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