Ich hatte vor einiger Zeit eine botanische Phase, in der ich drei Apps zur Bestimmung von Pflanzen vorgestellt habe: Plant Snap, Seek und iNaturalist.
Damals hat mich keine von beiden überzeugt, sodass ich zum Schluss gekommen bin, man könne genauso gut Google Lens verwenden. Also jene Funktion, die eine Suche anhand eines abfotografierten Objekts durchführt. Für Android gibt eine separate App, am iPhone ist diese visuelle Suche in die Google-App eingebaut.
Nun, es gibt in diesem Bereich Neuigkeiten, die ich schon längstens hätte besprechen wollen. Ich habe es bislang nicht getan – und zwar nicht aus Faulheit: Sondern, weil die fragliche App so offensiv beworben wird, dass ich davon ausgegangen bin, dass ihr alle sie schon längst kennt. Doch neulich bin ich einem Unwissenden begegnet, weswegen die kluge Planzenerkennungs-App nun heute zum Zug kommt.
Foto machen, Pflanze erkennen lassen
Sie hat den (meines Erachtens irreführenden) Namen Picture This und ist fürs iPhone und für Android erhältlich. Sie funktioniert im Kern genauso wie ihre beiden Artgenossen: Man richtet die Kamera auf ein Gewächs und drückt den Auslöser. Daraufhin findet eine Analyse und die Resultatverkündigung statt.
Der grosse Unterschied ist nun, dass Picture This nicht rumeiert und diverse infrage kommende Pflanzenarten aufzählt. Nein, die App sagt an, was Sache ist. Und vor allem hat sie recht. Sie hat auf meinem Balkon viermal ins Schwarze getroffen.
Und das, obwohl ich mir keine sonderlich grosse Mühe beim Fotografieren gegeben habe. Im Gegenteil: Weil die Sonne gerade derart hell geschienen hat, dass auf dem Display kaum etwas zu erkennen war, habe ich bloss grob in die richtige Richtung gezielt. Das hat die App jedoch nicht davon abgehalten, die Pflanzen auch bei unruhigem Hintergrund und harten Schatten zu erkennen. Das hat mich beeindruckt!
Der Name der Pflanze – und alle Angaben, damit sie auch gedeiht
Die App verrät nicht nur, um welche Pflanze es sich handelt. Sie liefert auch nützliche Informationen: Sie gibt eine botanische Einordnung, verliert ein paar Worte zur Herkunft und sagt, wie und wo man sie kultivieren kann. In der «Pflege-Kurzanleitung» gibt es essenzielle Hinweise zu den Bedürfnissen in Sachen Sonnenlicht, Wärme, Boden und Wasser. Man erfährt, wann man sie aussähen sollte, wie man sie beschneidet, erntet und vermehrt. Und man lernt, Symptome zu deuten, wenn die Pflanze ihre Blätter welken oder vergilben lässt, krank wird oder das Blühen verweigert.
Schliesslich gibt es Tipps vom «Garten-Coach», interessante Fakten, eine tabellarische Übersicht der Bedingungen mit Schwierigkeitsgrad, Angaben zum Dünger und zur Winterhärte. Und als ob das nicht genug wäre, darf man im Abschnitt «Interessante Fakten» Trivia zu seinen Schützlingen nachlesen, findet Gedichte zu ihnen und wird über die Symbolik aufgeklärt – nicht, dass man seiner Liebsten eine Blume schenkt, die normalerweise dazu dient, auf Gräber gelegt zu werden.
Das ist noch nicht alles. Die App hat noch mehr zu bieten:
- Der Pflanzenfinder sucht passende Pflanzen anhand von Standort, Lichtsituation, Grösse, Schwierigkeitsgrad und Risiken für Haustiere und Kinder.
- Ein Lichtmesser stellt über die Kamera fest, wie hell es an einem Ort ist. Wie hier beschrieben, liefert das Smartphone eine ordentliche Genauigkeit.
- In der Rubrik Mein Garten erfasst man die Pflanzen, die man selbst kultiviert. Man fügt Erinnerungen fürs Giessen und Düngen hinzu und kann sogar ein Tagebuch führen.
- Bei Diagnose fotografiert man den Teil einer Pflanze, der nicht so aussieht, wie er sollte und erhält einen Hinweis, was ihr fehlten könnte.
- Das Lexikon mit den Pflanzen lässt sich sowohl anhand des gebräuchlichen Namens wie deren lateinischen Bezeichnung durchsuchen.
Wie gut die Tipps und Informationen sind, vermag ich als Laie nicht zu beurteilen. Aber die App ist einfach zu benutzen und als ungeübter Gärtner empfinde ich sie als echte Hilfe.
Die Gefahr der Abofalle
Damit sind wir beim Kritikpunkt: Eine App wie diese, die einen echten Nutzen hat, darf etwas kosten. Und wenn man sie regelmässig benutzt – wie das hier sicherlich der Fall sein dürfte – halte ich auch ein Abo für angemessen.
Doch welcher Preis ist angemessen? Für Leute wie mich, die drei Pflanzen auf dem Balkon haben, sind 29 Franken pro Jahr fürs Premium-Abo zu viel. Wer einen riesigen Garten hat, der könnte auch das Doppelte bezahlen.
Und wie viele andere Abo-Apps auch, will einem Picture This gleich beim ersten Start zum Abschluss eines Probeabos verleiten. Wie anhand der Rezensionen im Store zu erkennen ist, lesen viele Nutzer den entsprechenden Hinweis nicht genau durch und regen sich auf, wenn sie spätet die Kosten in der Abrechnung entdecken.
Das nervt mich zusehends – denn die Nützlichkeit einer solchen App lässt sich erst mit der Zeit erkennen. Darum wäre es fairer, wenn man die App mit dem Hinweis auf das Bezahlmodell erst einmal gratis verwenden könnte. Wenn sie feststellt, dass man sie regelmässig nutzt, könnte sie einen entsprechenden Tarif vorschlagen, der je nach Intensität der Nutzung unterschiedliche Preisstufen beinhaltet.
Beitragsbild: Hier hätte sogar ich erkannt, worum es sich handelt (Pixabay, Pexels-Lizenz).