Als ich längst nicht mehr daran glaubte, hat mich Android 11 doch noch ereilt. Nicht mich persönlich – ich laufe nach wie vor mit meinem eigenen Betriebssystem –, sondern das Nokia 7.2, das ich für meine Berichterstattung zu Google-Smartphones einsetze.
Leider ist Android 11 auf diesem Gerät keine Freude. Es ist zu langsam und strapaziert meine Nerven. Doch darüber habe ich mich schon anderswo beklagt. An dieser Stelle soll es um eine Neuerung gehen, die mir gut gefällt.
Android 11 macht es jetzt möglich, ohne Zusatz-Apps Screencasts aufzunehmen: also den Bildschirm abzufilmen, um länger währende Ereignisse zu dokumentieren. Ich habe, als ich noch öfters solche Screencasts produziert habe, die (hier besprochene) Rec-App verwendet. Aber es ist ein unbedingter Vorteil, wenn das Betriebssystem eine solche Funktion bereitstellt. Erstens ist sie so optimal integriert und zweitens hat man sie auch in Situationen zur Verfügung, in denen man nicht erst eine App laden kann oder will.
Die Schnelleinstellungen anpassen
Um eine Bildschirmaufnahme zu starten, bemüht man bei Android die Schnelleinstellungen. Das ist das Feld mit den Steuerungselementen, das beim Wischen vom oberen Rand nach unten erscheint. Standardmässig dürfte das Symbol Bildschirmaufnahme fehlen. Um es hinzuzufügen, tippt man aufs Bleistiftsymbol in der linken unteren Ecke und zieht das fragliche Symbol an die gewünschte Stelle.
Ein Tipp am Rand: Es gibt weitere praktische Kacheln, die womöglich gelegen kommen. Man kann seinen Schnelleinstellungen nämlich auch folgende Dinge hinzufügen:
- Nearby Share für den direkten Informationsaustausch mit Geräten in der unmittelbaren Umgebung.
- Den Datensparmodus zur Schonung des Datenvolumens.
- Der Konzentrationsmodus, bei dem ablenkende Mitteilungen untedrückt werden.
- VoWifi für Voice over WLAN, d.h. das Telefonieren via WLAN.
- Hotspot, für die Freigabe der Mobilfunkverbindung an Geräte in der Umgebung.
- Bildschirm übertragen fürs Screensharing auf kompatible Geräte, z.B. einen Google-Chromecast-Adapter.
- Schlafenzeitmodus, bei dem der Bildschirm auf Graustufen umgeschaltet und «Nicht stören» eingeschaltet wird.
Hat man das Symbol für die Screencast-Aufnahme platziert und angetippt, erscheint eine Dialogbox, in der man angibt, ob Audio mitaufgezeichnet werden soll. Falls ja, hat man das Mikrofon, die Klangausgabe des Geräts (Audio über das Gerät) und ein Mix beider Quellen zur Auswahl.
Sichtbar machen, wo man tippt
Die Option Berührungen des Bildschirms anzeigen führt dazu, dass in der Aufnahme sichtbar ist, wohin man als Nutzer gerade tippt. Es ist in vielen Fällen sinnvoll, sie zu aktivieren, da man anders als bei Screencasts bei Desktop-Betriebssystemen keinen Mauszeiger hat und als Zuschauer nicht sieht, was der Anwender tut. Ich musste das bei meinen Screencasts mit dem iPhone und iPad jeweils visualisieren, indem ich in aufwändiger Kleinarbeit Pfeile im Video angebracht habe.
Ein Tippen auf Start lässt die Aufzeichnung beginnen, die durch ein kleines Symbol in der Adressleiste angezeigt wird. Um die Aufnahme zu stoppen, wechselt man wiederum in die Schnelleinstellungen, wo ein rotes Banner nochmals auf die Aufnahme hinweist und zum Beenden bloss angetippt zu werden braucht.
Krumme Bildwiederholfrequenz und Startverzögerungen
Die Aufnahme wird im Videos-Ordner (/storage/emulated/0/Movies) deponiert und z.B. über VLC zugänglich. Die Aufnahme erfolgt in voller Auflösung und mit einer guten Bitrate – allerdings mit einer sehr krummen Bildwiederholrate von 34,26 fps, was einen lästigen Pulldown unvermeidlich macht.
Und noch ein Problem gibt es: In meinem Test hat die Aufnahme mit einiger Verzögerung eingesetzt, sodass ich empfehlen würde, erst ein paar Sekunden abzuwarten, damit nicht der Anfang der Aufnahme fehlt. Wie lange der Sicherheitspuffer sein sollte, hängt sicherlich vom Gerät ab – bei meinem Nokia 7.2 würde ich mindestens fünf Sekunden empfehlen.
Beitragsbild: Ein Aufnahmeknopf für Android (Jonathan Farber, Unsplash-Lizenz).