Die vorinstallierten HP-Apps: Behalten oder hinwegfegen?

Mit einem neuen Hewlett-Packard-PC kommt eine Ladung an gebün­delten Apps. Die Vertreter aus der Crap­ware-Kate­gorie gehö­ren gelöscht. Es gibt aber auch sinn­volle HP-Program­me.

Ein langjähriges Ärgernis in der Windows-Welt ist die Crapware: Mit dieser despektierlichen Bezeichnung sind die Programme gemeint, die ein Hersteller ungefragt mit einem neuen Computer mitliefert. Diese sind oft ein Ärgernis, weil sie unnötig Ressourcen belegen, einem während der Inbetriebnahme mit Benachrichtigungen belästigen und in manchen Fällen gekauft werden wollen oder deinstalliert werden müssen.

Um mich erst gar nicht ärgern zu müssen, habe ich bei früheren Gelegenheiten kurzen Prozess gemacht und eine saubere, direkt von Microsoft kommende Version von Windows installiert. Im Fall meines im Februar 2022 gekauften HP Spectre x360 Convertible 14 (Die Zeit der Computermonster ist vorbei) habe ich darauf verzichtet, weil mir die Zeit dafür gefehlt hat und ich wieder einmal erleben wollte, wie sich die «Experience» für «normale» Anwender präsentiert.

Die Erfahrung war zwiespältig: Leider gibt es die Crapware nach wie vor. HP hatte zwei, drei Produkte von McAfee installiert, unter anderem eine Software namens Livesafe, einem Antivirenprodukt, das man nach der Testphase für um die fünfzig Franken hätte erwerben müssen. Diesen Flashback in die Nullerjahre wollte ich mir gern ersparen, zumal ich den Schutz des in Windows 11 eingebauten Virenscanners für ausreichend halte.

Danke, aber nein danke.

Um es ganz direkt zu sagen.

Immerhin: Die Entfernung dieses Programms verlief schnell und unkompliziert und noch nicht einmal vereinsamte Ordner oder Dateien. Ich musste mich bloss mit einem Dialog herumschlagen, in dem McAfee mich nach dem Grund der Deinstallation gefragt hat. Den habe ich natürlich gerne angegeben: Ich nutze jede Gelegenheit, um meinem Ärger über Crapware Luft zu machen.

Nun gibt es bei HP-Laptops nicht nur Programme von Drittherstellern, die der Hersteller gegen Bezahlung mit seiner Hardware bündelt. Es ist auch eine Reihe von HP-Programmen vorzufinden, über deren Sinn und Zweck es im Nachfolgenden gehen soll:

HP Command Center

Um gleich mit dem nützlichsten Programm anzufangen, sei hier gesagt, dass mich HP Command Center dazu gebracht hat, nicht mehr darauf zu bestehen, dass Hersteller-Programme generell und in hundert Prozent der Fälle nutzlos und eine Ressourcen-Verschwendung sind.

Diese App stellt eine Systemsteuerung bereit, in der man diverse Betriebsmodi zur Steuerung des Stromverbrauchs und der Leistung zur Verfügung hat. Standardmässig ist der Modus Intelligente Anpassung ausgewählt, der alles automatisch regelt.

Mit der Option Manuell wählt man zwischen Ausgeglichen, Leistung, Kühl, Leiser Betrieb und Energiesparmodus.

Und in der Tat, wenn mich der Lüfter nervt und ich auf Leiser Betrieb umschalte, herrscht augenblicklich Ruhe. Das schätze ich aufrichtig. Wie gross der Effekt der Option Leistung zum Beispiel beim Rendern eines grossen Videoprojekts ist, werde ich bei Gelegenheit austesten. Der Eindruck des Energiesparmodus scheint mir nicht überragend, aber signifikant genug, um ihn zu berücksichtigen, wenn ich den Laptop für längere Zeit ohne Stromversorgung verwenden möchte.

HP Command Center: Der Lüfter möge schweigen!

Bekanntlich hält Windows in den Einstellungen unter System > Strom und Akku ebenfalls Einstellungen bereit, mit denen man die Leistung und die Batterielaufzeit beeinflusst. Es gibt ebenfalls eine Option für möglichst langen Betrieb, der hier Stromsparmodus heisst. Offensichtlich ist das eine andere Funktion, denn wenn man im HP Command Center den Energiesparmodus einschaltet, ist der Stromsparmodus in Windows deswegen nicht aktiv – und vice versa.

Ich halte es für unsinnig, wenn man an zwei unterschiedlichen Orten des Betriebssystems die gleichen Dinge auf unterschiedliche Weise tun kann. Das ist verwirrend und inkonsistent – und es ist für uns Anwender unmöglich zu beurteilen, wann man wo was tun sollte. Mein Eindruck: Die HP-Einstellungen bringen mehr, weil sie direkt auf die verbaute Hardware zugeschnitten sind. Auch die Lüfter-Aktivitäten und die Temperatur im Innern werden hier angezeigt.

Aber das ist der Preis fürs Windows-Modell, bei dem die Hardware und das Betriebssystem aus unterschiedlicher Hand kommt. Nur Apple kann Hardware und Software nahtlos integrieren. Allerdings gäbe es natürlich Mittel und Wege (bzw. die Möglichkeit, Schnittstellen zu implementieren), sodass die Nutzererfahrung runder wäre. Aber wir wissen, dass sich die Hersteller lieber mit eigenen Apps in Szene setzen, statt sich bescheiden in die Einstellungen-App einzugliedern.

HP Quick Drop

Es handelt sich hier um eine App, die Dateien zwischen dem Computer und Mobilgeräten überträgt. Die App ist eine Alternative zur Microsoft App Smartphone Link (die früher Ihr Smartphone hiess) und zu den anderen Lösungen, die ich im Beitrag Ziemlich mittelmässige Freunde vorstelle.

Die App steht im Microsoft-Store auch Nutzern von Windows-PCs zur Verfügung, die nicht von HP stammen und es gibt sie fürs iPhone und Android. Ein kurzer Test zeigt, dass sie klaglos funktioniert: Ein Video wird blitzschnell vom iPhone nach Windows transferiert, ohne dass die Cloud bemüht werden müsste.

HP QuickDrop eröffnet auch für Nicht-HP-Nutzer eine unkomplizierte Möglichkeit, Dateien mit Smartphone und Tablet auszutauschen.

Der erste Eindruck besagt, dass Quick Drop eine brauchbare App ist, die Microsoft Smartphone-Link das Wasser reichen kann. (Das ist allerdings auch nicht schwer, zumal Microsofts-App eine schwache Nummer darstellt.) Man kann sich fragen, ob HP sie vorinstallieren müsste. Aber da es sich um eine UWP-App handelt, ist sie einfacher zu entfernen und nicht so «invasiv», wie eine klassische Windows-Anwendung.

HP Pen Control

Über diese App konfiguriert man den mitgelieferten Stift, respektive die beiden Hardware-Tasten. Standardmässig sind sie mit den Befehlen Rechtsklick/Wählen und Löschen belegt, aber man darf auch andere Befehle wie Rückgängig oder Screenshot darauf legen.

In Windows 11 werden Stifte in den Einstellungen bei Bluetooth und Geräte > Stift & Windows Ink konfiguriert. Die Verwaltung des HP-Stifts scheint jedoch nicht über diese Konfigurationsseite zu laufen.

HP Display Control

Diese App hält fünf Modi für die Farbdarstellung des Bildschirms bereit. Der Modus Standard ist für Leute gedacht, die sich nicht um das Thema kümmern und bloss wollen, dass Websites und Office-Dokumente «gut» aussehen.

HP Display Control: Einfache Farbkalibrierung.

Die Option Netz orientiert sich am sRGB-Farbbraum und bietet eine etwas akkuratere Farbdarstellung. Wenn man mit Adobe-Programmen arbeitet, verwendet man stattdessen Drucken und Imaging, wo Adobe RGB zum Zug kommt. Mit Fotos und Videos wird der Farbraum auf DCI-P3 umgeschaltet, der von der US-amerikanischen Filmindustrie benutzt wird.

Der Modus Systemeigen schaltet jegliche Optimierungen ab und sollte dann gewählt werden, wenn man eigene Profile installiert oder den Bildschirm selbst farbkalibriert.

Fazit zu dieser App: Mit einem externen Monitor dürfte sie gar nichts bringen und wer wirklich farbgenau arbeiten möchte, der kommt um eine professionelle Profilierung nicht herum. Und wiederum könnte man sich auf den Standpunkt stellen, dass die Steuerung der Farbwiedergabe eigentlich die Aufgabe des Betriebssystems wäre. Aber da HP als Hersteller das verbaute Oled-Panel natürlich besser kennt als Microsoft, hat diese App eine Daseinsberechtigung: Sie ermöglicht ohne viel Aufwand eine akkuratere Farbdarstellung, als das bei Windows normalerweise der Fall ist.

Siehe dazu auch: Die Untiefen der digitalen Farblehre

Enhanced Lightning

Dieses Programm simuliert am Bildschirm ein Ringlicht, wodurch man bei Videokonferenzen besser aussehen soll. Ein hell leuchtender Kreis fasst den Bildschirm ein, sodass in der Mitte ein Bereich fürs Fenster der Kommunikations-App bleibt, mit der man seinen Anruf führt.

HP Enhanced Lightning macht mich in der Videokonferenz nur bedingt attraktiver.

Und ja, soviel sei HP zugestanden: Der HDR-taugliche Oled-Bildschirm ist hell genug, um das Gesicht des davor sitzenden Nutzers so weit aufzuhellen, dass sich die Bildqualität besonders bei schlechten Lichtverhältnissen etwas verbessert. Aber im Vergleich zu einem echten Ringlicht ist der Effekt bescheiden. Darum würde ich diese App als Spielerei und nicht als grosse Hilfe bezeichnen.

HP Audio Switch

HP Audio Switch zeigt ein kleines Fenster an, über das man die Klangausgabe und das Mikrofon auswählt. Das erfüllt den Zweck, ist aber wiederum eine Funktion, die eigentlich das Betriebssystem erfüllen müsste – und bekanntlich auch erfüllt, wenngleich auf komplizierte Weise.

HP Support Assistant

Dieses Programm zeigt Informationen zum System an und führt Aktualisierungen der Treiber durch. Man sieht auf einen Blick die Produkt- und Seriennummer und auch, wie lange die Garantie und allfällige Garantieerweiterungen (bei HP Care-Packs genannt) noch gültig sind.

Es gibt die Möglichkeit, eine Hardware-Diagnose auszuführen (wozu ein weiteres Programm namens HP PC Hardware Diagnostics Windows gestartet wird), einer KI Fragen zum Gerät zu stellen und bei Problemen Kontakt zum technischen Support aufzunehmen. Diese Möglichkeiten habe ich nicht im Detail durchgespielt – aber eine App dafür anzubieten, ist ohne Zweifel sinnvoll.

Der Support-Assistant zeigt technische Einzelheiten zum Computer an und führt auch Hardwarediagnosen durch.

Klar ist auch, dass HP die im eigenen Interesse anbietet, denn wenn im Problemfall eine App konkrete Informationen sammeln und übermitteln kann, dann vereinfacht das die Diagnose und die Fehlerbehebung massiv. Davon kann ich als Ex-Computeronkel beim «Tagesanzeiger» ein Liedchen singen – denn in aller Regel hatte ich es mit einer vagen Problembeschreibung zu tun, ohne Details zur Betriebssystemversion oder zur Hardwareausstattung.

HP Smart

Mit dieser App könnte man einen Drucker einrichten und managen. Für mich als Absolutist des papierlosen Büros ist es nicht relevant.

HP Privacy Settings

Diese App ist dazu da, dass man drei Privatsphären-Einstellungen vornehmen kann. Den Zweck erfüllt sie.

Beitragsbild: Ein neuer Computer, und trotzdem muss man erst einmal auskehren? (Neal E. Johnson, Unsplash-Lizenz).

2 Kommentare zu «Die vorinstallierten HP-Apps: Behalten oder hinwegfegen?»

  1. Wenn einem der HP Support Assistant zu aufdringlich ist, kann man stattdessen den HP Image Assistant installieren. Das ist eine ähnliche Anwendung, gedacht für professionelle Anwender. Also ohne Registrations-Aufforderungen etc. Auf Knopfdruck werden die Versionen der Firmware sämtlicher Hardware sowie die Treiberversionen gesammelt und mit den aktuellsten Versionen verglichen. Falls nötig, können die Aktualisierungen danach installiert werden.

    Installiert man Windows frisch oder klont von einer anderen Hardware, erreicht man mit dem Image Assistant am schnellsten den Zustand „keine Fragezeichen im Gerätemanager“.

  2. Die HP Diagnostics sind in meiner Workstation (und sicher in vielen anderen Modellen) direkt beim Start abrufbar (Power On, ESC im Sekundentakt drücken, dann kommt man zum Menu), also noch vor dem Betriebssystem. Sinnvoll, weil kein Betriebssystem rumrödelt, wenn man mal alles testen will, und es bietet die Möglichkeit, den Akku zu kalibrieren, indem man einen Speichertest als Loop laufen läßt bis der Akku alle ist. Also einmal 100 % aufladen, dann den Loop durchführen, dann nochmal voll aufladen und fehlgeleitete Ladestandsanzeigen entsprechen wieder dem tatsächlichen Istzustand.

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