Vielleicht ist euch das auch schon aufgefallen: Wenn man ein iPhone mit aktuellen Betriebssystem herunterfährt, dann steht unter dem Ausschalten-Schieber der Hinweis: «iPhone nach dem Ausschalten auffindbar»
In der Tat: Mit iOS 15 lässt sich ein iPhone (ab iPhone 11) über die Wo ist-App aufspüren, selbst wenn es ausgeschaltet ist. Das ist einerseits praktisch, weil Diebe oder unehrliche Finder der Entlarvung nicht entgehen können, indem Sie das Gerät ausschalten bzw. abwürgen. Andererseits drängt sich natürlich die Frage auf: Wie macht Apple das?
Bevor ich dazu komme, der Hinweis, wie man diese Funktion nutzt: Dazu tippt man in den Einstellungen zuoberst aufs Profilbild und darunter die Rubrik Wo ist?. Hier sollte die Option Mein iPhone suchen auf Ein stehen.
Im Untermenü gibt die drei Parameter Mein iPhone suchen, «Wo ist?»-Netzwerk und Letzten Standort senden. Der erste schaltet die Ortung ein und aus.
Der zweite sorgt dafür, dass zur Lokalisierung nicht nur WLAN und Mobilfunknetz, sondern auch Apple-Geräte in der Umgebung verwendet werden. Auf diese Weise lassen sich auch Airtags aufspüren (Das Internet der verlorenen Dinge), obwohl die selbst nicht mit dem Internet kommunizieren können.
Ich empfehle, alle drei Optionen einzuschalten. Das sollte den optimalen Schutz gewährleisten.
Es muss mit diesem U1-Chip zu tun haben
Zurück zur Frage, die an dieser Stelle im Raum steht: Wie funktioniert dieser Trick? Ich habe bei Apple keine Erklärung gefunden, aber aufgrund der Systemanforderungen – es braucht mindestens ein iPhone 11 – liegt die Vermutung nahe, dass er mit dem ominösen U1-Chip zu tun hat, der in diesem Modell zum ersten Mal verbaut worden ist. Er steckt auch in den Airtags.
Der U1-Chip ist – wie hier ausführlich erklärt wird – dazu da, eine genaue Lokalisierung auf kurze Distanz zu ermöglichen. Man sieht das schön bei der Aufspürung eines Airtags, bei der man von der App in die richtige Richtung gelenkt wird und auch einen Hinweis darauf erhält, wie weit man noch von seinem vermissten Gegenstand entfernt ist.
Die Details zur Funktionsweise liest man bei Wikipedia zum Stichwort Ultrabreitband (UWB) nach. Der Name rührt daher, dass bei diesem Verfahren, Zitat, die «gesamte Sendeleistung von wenigen Milliwatt auf einen so grossen Frequenzbereich verteilt wird, dass für den Funkbetrieb schmalbandiger Übertragungsverfahren keine Störungen zu erwarten sind. Im Optimalfall ist nicht oder nur schwer erkennbar, dass überhaupt eine Übertragung mit UWB stattfindet.»
Auch auf hundert Meter zentimetergenau orten
Wie die Ortung funktioniert, erklärt wiederum der «Deutschlandfunk» im Beitrag Bis auf den Zentimeter genau: Während WLAN- oder Bluetooth-Sensoren bloss die Stärke des Signals messen und davon ausgehen würden, dass ein schwaches Signal weiter entfernt ist, würde beim Ultrabreitband die Dauer gemessen, die ein elektromagnetischer Puls für seinen Weg vom Sender zum Empfänger braucht. Mit WLAN und Bluetooth nimmt demnach die Präzision nach zehn bis zwanzig Metern ab, doch bei UWB ist auch auf hundert Meter eine Präzision von wenigen Zentimetern möglich.
Also, damit die Lokalisierung auch bei ausgeschaltetem iPhone möglich ist, muss man davon ausgehen, dass der U1-Chip separat mit Strom versorgt werden kann. Ich habe nirgends eine Erklärung dazu gefunden, wie sich das auf die Akkureserven auswirkt. Aber was man über die Airtags weiss, lässt darauf schliessen, dass der Verbrauch minim ist: Die haben eine Knopfbatterie, die ein Jahr lang durchhalten sollte.
Für James Bond und Dissidenten: Wie man den U1-Chip abschaltet
Der U1-Chip lässt sich ausschalten – sei es, um Strom zu sparen, sei es, um nicht nachverfolgbar zu sein, beispielsweise, weil man Geheimagent ist. Diese Option findet sich in den Einstellungen bei Datenschutz, wenn man auf Systemdienste tippt und Netzwerk & Drahtlos abschaltet.
Wie man sieht, kann man auch an dieser Stelle die Option Mein iPhone suchen abschalten, und es gibt eine Reihe weiterer Funktionen rund um die Lokalisierbarkeit.