Software-Abos sind nur noch ein Ärgernis

Die BeSticky-App ist dazu da, lustige digitale Sticker für Messenger und die sozialen Medien zu fabri­zieren. Diese Sticker sind nicht son­der­lich toll – was kleben bleibt, sind haupt­säch­lich die horren­den Abo­gebüh­ren.

Eine der fragwürdigsten Apps, die mir in letzter Zeit begegnet ist, heisst BeSticky. Wenn man sie sich würde besorgen wollen – wovon ich nachdrücklich abrate –, könnte man sie sich fürs iPhone und für Android besorgen.

Zwei Fragen drängen sich auf. Erstens: Warum ist die App schlecht? Und zweitens: Wieso sollte man sich mit einer schlechten App beschäftigen, wo es unter den Tausenden von Apps in den Stores viele brauchbare gibt. Da die BeSticky-App nicht nur schlecht, sondern unglaublich missraten ist, sind die Chancen intakt, dass man sich nach dem Zufallsprinzip einen Download tätigen und vermutlich ein besseres Softwareprodukt erwischen würde als dasjenige, um das es hier gehen soll.

Also, warum die App kein grosser Wurf ist, lässt sich am einfachsten mit ein paar Screenshots demonstrieren: Das eigentliche Ziel der App sind personalisierte Sticker, also kleine Grafiken, mit denen man seine Nachrichten in den Messengern und in den sozialen Medien aufhübscht. Diese Sticker funktionieren ähnlich wie Emojis, sind aber deutlich grösser und damit im Idealfall auch ausdrucksstärker. Es gibt sie für eine breitere Palette von Themengebieten, und mit einer App wie BeSticky lassen sie sich personalisieren.

Man klebt sein eigenes Gesicht auf die vorgefertigten Sticker

Diese Personalisierung funktioniert so, dass man ein Bild seines Konterfeis auf die Sticker-Vorlagen einfügt und so lustig, frech und originell rüberkommt. Nur leider funktioniert das so schlecht, dass das Resultat nichts von dem ist – sondern hochnotpeinlich. Aber seht selbst:

Und ja, das ist etwas vom Grässlichsten, was ich den Leserinnen und Lesern meines Blogs je zugemutet habe. Vor allem den Queen-Fans eine herzliche Entschuldigung!

Bleibt die zweite Frage: Warum stelle ich diese App überhaupt vor, statt den Mantel des Schweigens über sie zu breiten?

Eine der beliebtesten Apps im Store – da muss man sich doch wundern.

Es gibt zwei Gründe: Erstens gibt mir der Apple-App-Store an, dass sich diese App auf Platz 120 in der Kategorie der Foto- und Video-Apps befinde. Natürlich wäre die App bei den Unterhaltungs-Apps besser aufgehoben, weil sich dort seit jeher auch viel Banales, Belangloses und Überflüssiges tummelt – und bekanntlich gibt es seit jeher eine starke Nachfrage nach derei Apps, zumal Furzkissen und die virtuelle Mundharmonika schon beim Start des App-Stores zu den Kassenschlagern gehörten.

Via Facebook wird man in die App-Stores gelotst

Doch der Fall liegt anders: Ich bin nämlich über eine Facebook-Werbung auf die App aufmerksam gemacht worden. Dort hat man sie mir in penetranter Weise unter die Nase gerieben. Ein Phänomen, das ich in letzter Zeit so häufig beobachte, dass ich davon ausgehe, dass sich ein lukratives Geschäftsmodell dahinter verbirgt.

8.50 Franken pro Woche für Sticker? Das ist eine sportliche Ansage!

Die Apps, die auf Facebook intensiv beworben werden, zeichnen sich dadurch aus, dass sie über Abos finanziert werden. Im Fall der BeSticky-App hat es das in sich: Es kostet gesalzene 8.50 Franken pro Woche oder elf Franken im Monat – also 132 Franken pro Jahr oder sogar 442 Franken, wenn man den Fehler begeht, das Wochen-Abo zu lösen und die Kündigung wieder zu vergessen.

Man kann darüber streiten, welcher Preis für diese App gerechtfertigt wäre. Bei der gezeigten Qualität halte ich gratis für noch zu teuer. Aber wenn sie einwandfreie Sticker liefern würde, dann fände ich fünf bis zehn Franken angemessen. Aber ein Preis, für das man auch einen Streamingdienst oder Microsoft 365 Single abonnieren könnte, scheint mir hochgegriffen – wäre Abzocke ein zu starkes Wort?

Jedenfalls bleibt festzuhalten, dass sich dieses Geschäftsmodell offensichtlich rentiert – denn sonst würde man auf Facebook nicht so vielen Werbungen für derlei Apps begegnen. Ich gehe davon aus, dass zumindest ein gewisser Teil der Anwender nicht versteht, worauf er sich beim Betätigen des Start free Trial-Knopfes einlässt: Man muss wissen, dass nach der kostenlosen Testphase automatisch Belastungen erfolgen, wenn man das Abo nicht rechtzeitig kündigt. Wenn man das nicht weiss, dann bezahlt man für etwas, das man gar nicht wollte.

«Eine natürliche Schönheit» – und ein weiteres Beispiel, wofür auf Facebook so geworben wird.

Eigenverantwortung, anyone?

Klar: Unwissenheit schützt vor Strafe nicht. Oder etwas weniger polemisch ausgedrückt: Auch in den App-Stores trägt der Kunde eine Eigenverantwortung. Trotzdem zeigt sich anhand solcher Beispiele, dass das Abomodell bei der Software längst gekippt ist: In meiner Wahrnehmung überwiegen die Schlaumeier, die lieber mit naiven oder unvorsichtigen Nutzern ihr Geld verdienen, statt mit ausgereifter, nützlicher Software, die ihr Geld wert ist, selbst wenn das in Form einer Abogebühr regelmässig bezahlt werden muss.

Diesen Bewertungen schliesse ich mich an.

Dass das so herausgekommen ist, sollte einen nicht wundern. Auch bei den In-App-Käufen konnte man diese Entwicklung beobachten, wo wir schon 2011 vom Schlumpfbeeren-Debakel lesen konnten: Wie ein scheinbar harmloses Kinderspiel für eine schwedische Familie zum finanziellen Albtraum wurde, stand damals im «Handelsblatt».

Apple hat daraus nichts gelernt – oder vielleicht doch. Da Apple als Store-Betreiber auch an den Abos mitverdient, ist der Reputationsschaden, der durch solch fragwürdige Apps verursacht wird, wahrscheinlich gut zu verkraften.

Beitragsbild: Aus Versehen ein Software-Abo abgeschlosen? (Andrea Piacquadio, Pexels-Lizenz)

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