Die unerlässliche Aufgabe, wichtige Dateien und Dokumente zu sichern, kann man auf unterschiedlichen Wegen erledigen: Mit den Möglichkeiten des Betriebssystems, also mit der Time Machine des Mac bzw. dem Dateiversionsverlauf bei Windows. Man kann eine Software verwenden, die Dateien lokal sichert oder spiegelt, zum Beispiel Synchronizer.
Oder man nutzt die Cloud für die Datensicherung. Vor Urzeiten habe ich backupify.com vorgestellt, einen Dienst, den es heute noch gibt. Eine raffinierte Anwendung ist Odrive (Zwei Tipps für ein verregnetes Wochenende): Sie verteilt Datensicherungen auf mehrere Cloud-Ablagen, sodass man seinen Speicherplatz bei den diversen Anbietern bündelt.
Die Anwendung, um die es heute gehen soll, heisst Arq. Ich wollte sie schon länger mal testen und wurde neulich auf Twitter freundlich dazu aufgefordert, das nun endlich zu tun. Einem Appell, der ich nun gerne nachkomme:
Arq ist für Windows und Mac erhältlich. Es gibt eine kostenlose Testversion für dreissig Tage. Kostenlos ist das Programm auch, wenn man eine Datensicherung wiederherstellen will. Für die Vollversion bezahlt man einmalig fünfzig US-Dollar oder sechzig US-Dollar pro Jahr, wobei man bei diesem Premium-Dienst fünf Computer sichern kann und ein TB Cloudspeicher bekommt.
Einleuchtend!
Das ist schon mal eine einleuchtende Auswahl: Wenn man genügend Speicherplatz zur Verfügung hat, dann benötigt man nur die App. Wenn man lieber eine dedizierte Online-Datensicherung durchführen möchte, dann mietet man sich den Speicher dazu – benutzerfreundlich.
Auch etwas Zweites gefällt mir: Die App bietet beim Einrichten der Datensicherung diverse Speicherorte zur Auswahl. Die bekannten Cloud-Ablagen stehen zur Verfügung, also Dropbox, Amazon Drive, Google Drive und Onedrive. Es gibt Optionen für Nerds, namentlich der S3-kompatible Server, die Amazon Webservices, Sharepoint, Backblaze, Filebase und Google Cloud, und schliesslich findet man auch Dinge in der Liste, von denen zumindest ich noch nie gehört habe, nämlich Polycloud und Wasabi.
Wer übers Netz sichern, sich aber nicht auf fremde Dienste verlassen will, gibt einen eigenen SFTP-Server an. Und es gibt auch die klassische Methode, die Sicherung auf einem verbundenen Laufwerk oder über ein Netzwerk-Laufwerk durchzuführen. Mit anderen Worten ist Arq zwar für die Sicherung via fremde Server ausgelegt, doch man kann die App auch als Cloud-Abstinenzler für die lokale Datenhaltung einsetzen.
Verschlüsselt in die Cloud
Wenn man sich für einen Clouddienst entscheidet, zum Beispiel für Onedrive, dann verbindet man die App mit dem Dienst und wird anschliessend gefragt, ob man die Backups gerne extra verschlüsseln möchte. Wenn man das tut, kann der Cloudbetreiber nicht in die Dateien hineinsehen, und selbst ein Geheimdienst, der Zugang erlangt, müsste erst eine Brute-Force-Attacke fahren, um eine Chance zu haben, an die Daten heranzukommen. Für diese empfehlenswerte Option gibt man ein eigenes Passwort an.
Jetzt hat man die Option, alle Laufwerke mit den Standardausnahmen zu sichern, das Laufwerk c:\ zu backuppen oder aber die Ordner auszuwählen, die man einbeziehen will. Ich entscheide mich für den Testlauf für die dritte Option: Man gibt mit ihr alle Ordner an, die in die Sicherung einfliessen sollen. Etwas mühsam ist, dass das nur über den Ordner-Navigator geht. Schön wäre, wenn man Ordner per Drag&Drop hinzufügen dürfte.
Über die Edit-Funktion lassen sich einzelne Ordner ausschliessen. Es ist ferner möglich, Dateien oder Dateitypen über Platzhalter oder über reguläre Ausdrücke wegzudividieren.
Im Reiter Schedule seines Backup-Plans legt man fest, wie oft die Datensicherung ausgeführt werden soll. Standardmässig ist Stündlich, beginnend bei Minute 0 eingestellt, und zwar an sieben Tagen die Woche. Das lässt sich anpassen, indem man die Datensicherung auch nur alle x Stunden und nur an bestimmten Tagen laufen lassen kann. Weitere Optionen sind Täglich und Wöchentlich oder aber auch manuell – respektive, wenn das Sicherungslaufwerk verbunden wird. Schliesslich gibt es die Möglichkeit, die Sicherung zu bestimmten Zeiten zu pausieren, wenn man sich nicht durch Festplatten-Aktivitäten stören lassen will.
So häufige Backups – ergibt das nicht riesige Datenmengen?
An dieser Stelle fragt man sich vielleicht, ob jedes Mal sämtliche Daten gesichert werden. In der Hilfe heisst es dazu folgendes:
Arq speichert Backups ähnlich wie Apples Time Machine: Arq erstellt automatisch inkrementelle Backups. Ihre Dateien werden beim Speichern am Zielort «de-dupliziert», so dass derselbe Dateiinhalt nie mehr als einmal gespeichert wird.
Wenn Sie im Bereich Erweiterte Einstellungen die Option Backups von stündlich über täglich bis wöchentlich ausdünnen aktivieren, speichert Arq die stündlichen Backups der letzten 24 Stunden, die täglichen Backups des letzten Monats und die wöchentlichen Backups, bis die am Zielort gespeicherte Datenmenge das in den Einstellungen festgelegte Budget erreicht.
Schutz vor Verschlüsselungstrojanern
Die weiteren Optionen umfassen folgende Dinge:
- Bei Network setzt man Limits bezüglich Datentransferrate und verwendete Netzwerke.
- Unter Retention gibt man an, wie lange ältere Datensicherungen aufbewahrt werden bzw. wie schnell die alten Sicherungssätze ausgedünnt werden. Man kann hier auch die verwendete Speichermenge limitieren.
- Bei Report legt man fest, ob man E-Mail-Berichte über die Datensicherung erhalten will.
- In der Rubrik Options lassen sich diverse Dinge einstellen, zum Beispiel, ob der Computer für die Sicherung aufgeweckt werden soll oder nicht. Und man kann vor oder nach dem Backup ein Script ausführen lassen.
- Bei Immutable hat man die Wahl, ob der letzte Sicherungssatz als unveränderlich markiert werden soll. Das scheint mir eine gute Vorsichtsmassnahme zu sein, um sich vor Verschlüsselungstrojanern zu schützen. Die Option steht allerdings nicht bei allen Datensicherungszielen zur Verfügung.
Fazit: Ein Programm, das einen durchdachten Eindruck hinterlässt und sich an den echten Bedürfnissen der Nutzer orientiert. In meinem Testlauf hat es einwandfrei funktioniert, aber zugegeben: Ob das Programm die Erwartungen auf Dauer erfüllt, kann ich damit nicht sagen. Im Moment sind meine Datensicherungs-Bedürfnisse abgedeckt, weswegen ich keine Notwendigkeit habe, es produktiv einzusetzen. Ich lasse es aber noch etwas weiter im Testbetrieb und werde allfällige Unstimmigkeiten nachtragen. Bis dahin ist Arq eine echte Empfehlung!
Beitragsbild: Hier werden gerade wichtige Daten in die Cloud geschossen (SpaceX, Unsplash-Lizenz).
Danke für die Empfehlung, sieht interessant aus! Anwendungen gibt es viele, aber die meisten sind zu kompliziert für normale Benutzer.
Habe vor einigen Jahren mit Duplicati experimentiert. Hat nicht schlecht funktioniert, aber mittlerweile scheint die Entwicklung eingeschlafen zu sein. Version 2.0 ist schon länger Beta.
Restic funktioniert relativ gut, hat aber den gleichen Nachteil wie alle Lösungen, die nur auf dem Client laufen: Operationen wie alte Backups entfernen dauern relativ lange, da zum Teil viele Daten wieder über die Leitung müssen. Da gilt es auch aufzupassen bei Diensten wie Backblaze, die zwar preiswerten Speicher anbieten, aber den Traffic recht teuer verrechnen. Wasabi ist da ein guter Tipp, da der Speicher nur unwesentlich mehr kostet als bei Backblaze, aber der Traffic inklusive ist.
Bei Borg kann man auch den Server betreiben, was Prüf- und Aufräumoperationen massiv schneller macht. Bei den Hetzner Storage Boxes ist Borg dabei.
Als fix fertige Lösung kommt auch Synology C2 Backup in Frage. Für 35 $/Jahr kann man beliebig viele Rechner sichern und hat 500 GB Speicher zur Verfügung. Die Verwaltung erfolgt über eine Webkonsole.