Wenn Alain Berset euch Bitcoins andrehen will

Ein Wort zur Kritik an der Werbung hier im Blog und zu betrügerischen Werbebannern im Allgemeinen: Ich verstehe Leute, die gern ein werbefreies Internet hätten – doch ein bisschen was sollte hier halt auch hängen bleiben.

Heute geht es um ein Thema, das in erster Linie dieses Blog hier betrifft, in zweiter Linie aber auch darüber hinaus interessant ist.

Es geht um eine Kritik, die ich in letzter Zeit von mehreren Leuten gehört habe. Sie bezieht sich (zum Glück) nicht auf meine Themen oder deren Darbietung, sondern um das Drumherum: Nämlich um die Werbung, die sowohl hier auf Clickomania.ch als auch auf meiner zweiten Site, mrclicko.de geschaltet wird.

Manche Leute sind davon grundsätzlich genervt, andere ärgern sich nur über eine bestimmte Art von Werbung. In der geht es um Prominente, die mit ihren Investments so grosse Gewinne erzielt haben, dass Experten und Grossbanken beeindruckt sind. Im Screenshot sieht man eine solche Werbung mit Alain Berset, aber auch viele andere bekannte Persönlichkeiten mussten ihren Kopf dafür hinhalten.

Es ist offensichtlich, dass das ein Betrug ist. Um das zu merken, muss man die Werbung nicht einmal anklicken: Denn erstens hat ein Bundesrat Besseres zu tun, als für angebliche Investments, wahrscheinlich in höchst riskante Bitcoin-Geschäfte zu werben. (Und wenn er es trotzdem tun würde, wäre diese Werbung noch das kleinste Problem.)

Wie bei dieser Betrugsmasche Google ausgetrickst wird

Nein, es ist nicht Aufgabe eines Bundesrats, für Investments Werbung zu machen.

Zweitens sieht man es daran, dass der Text homografische Tarnmethoden verwendet. Einzelne Zeichen stammen aus anderen Zeichensystemen, mutmasslich aus dem kyrillischen Alphabet, zum Beispiel das R in Berset. Wie im Beitrag Homografischer Schabernack beschrieben, kann man auf diese Weise einen Text für eine Maschine unleserlich machen, während er für menschliche Augen problemlos entzifferbar bleibt.

Die Absicht liegt auf der Hand: Mit diesem Trick gelingt es den Betrügern, die Werbung an Googles Kontrollsystemen vorbeizuschleusen, sodass sie ausgespielt wird, obwohl man davon ausgehen kann, dass Google sich sonst nicht als Komplize für derlei Machenschaften hergeben würde.

Damit sind wir beim Kern des Problems: Ich verstehe den Ärger, den Leute empfinden, wenn sie so offensichtlich in die Irre geführt werden sollen. Es tut mir leid, dass das auf meiner Website passiert. Aber ich kann dagegen leider nichts tun.

Unerwünschte Werbekategorien lassen sich sperren – was aber nichts nützt, wenn eine Werbung es darauf anlegt, durch die Maschen zu schlüpfen.

Denn ich kann zwar beeinflussen, welche Werbung über meine Website ausgespielt wird, und das mache ich auch. Ich habe in Googles Backend einige Kategorien gesperrt, die mir gegen den Strich gehen. Doch diese Mechanismen greifen nicht, wenn es Betrügern gelingt, Google auszutricksen.

Google könnte vermutlich mehr tun, doch komplett verhindern lässt sich Irreführung nicht

Ob Google mehr unternehmen könnte, um die Betrüger zu stoppen, kann ich nicht beurteilen. Vielleicht – denn wenn in einem deutschen Text willkürlich kyrillische Buchstaben auftauchen, so ist das zumindest verdächtig. Fahrlässigkeit scheint mir dennoch nicht gegeben, denn es gibt zwar viel Schrottwerbung, vergleichsweise wenig erfolgreiche Betrugsversuche. Die lassen sich angesichts der Milliarden von Ads, die Google tagtäglich ausliefert, vermutlich nicht komplett verhindern.

Mit anderen Worten: Ich bin der falsche Adressat für diese Kritik. Auch ich kann nicht jede Werbung kontrollieren, die über mein Blog ausgeliefert wird, zumal die bekanntlich auch personalisiert ist. Das bedeutet, dass meine Besucherinnen andere Werbungen sehen als ich und ich längst nicht alle diese Betrügereien mitbekomme.

Darum die Bitte: Wendet euch mit Kritik an Google Ads direkt an Google. Es gibt die Möglichkeit, Anzeigen zu blockieren, von der ich übrigens fleissig Gebrauch mache. Betrugsversuche lassen sich auch melden; die Anleitung dazu gibt es hier.

Auf Werbung ganz verzichten?

Eine wasserdichte Möglichkeit gäbe es, unerwünschte Werbebanner aus dem Blog fernzuhalten. Das wäre, natürlich, die Google Adsense in die Wüste zu schicken.

Ich habe diese Möglichkeit erwogen, mich aber dagegen entschieden. Da ich entsprechende Forderungen meiner Leserinnen und Leser aber als berechtigt betrachte und es für richtig halte, meine Beweggründe ausführlich darzulegen und zu begründen, habe ich den Rechenschaftsbericht zu den Partnerprogrammen auf Clickomania.ch eingerichtet, in dem ausführe, was ich bezüglich Monetarisierung tue, warum ich es tue und – auch das vielleicht interessant – was dabei für mich herausspringt.

Beitragsbild: Ob unsere Bundesräte auf Bitcoins stehen, bleibt weiterhin ein Geheimnis (Daniel Dan, Pexels-Lizenz).

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