Neulich habe ich eine Anleitung versprochen, wie man Spotify-Mankos ausbügelt. Ehrlicherweise muss man sagen, dass das aber vor allem eine Tirade war, weil mir beim Streamingdienst etliches nicht gefällt.
Die Kritik bezog sich vor allem auf die Hörbücher und Podcasts. Denn während die App dem Zweck des Musikhörens weitgehend gewachsen ist, legt sie bei den Inhalten mit gesprochenem Wort erstaunliche Mängel an den Tag.

Ich komme aus zwei Gründen auf diesen Beitrag zurück. Erstens hat Spotify kurz nach der Veröffentlichung meines Beitrags die Zuletzt gehört-Funktion nachgereicht. Sie findet sich auf der Startseite beim Uhren-Knopf rechts oben, und sie ist eine echte Verbesserung: Man sieht, nach Tagen sortiert, was man sich angehört hat.
Das ist sinnvoll, aber leider auch noch nicht perfekt. Einerseits ist diese Liste am Smartphone nun zwar brauchbar. In der Desktop-App hilft einem Zuletzt gehört bei Hörbüchern noch immer nicht weiter, weil nur Alben, nicht aber Titel aufgeführt sind.
Andererseits kann man keine Titel aus der Liste löschen oder ausblenden. Das möchte man aber ganz bestimmt tun, wenn man wieder einmal seinen guilty pleasures gefrönt hat.
Wer hätte das gedacht? Es gibt Extra-Apps fürs Streamen von Hörbüchern
Der zweite Grund, das Thema noch einmal anzuschneiden, ist ein Tipp, den ich auf Twitter erhalten habe. @Maverick_ch hat mich auf die App Eary hingewiesen, die es fürs iPhone und iPad gibt. Für Android gibt es sie nicht, aber man findet einige Alternativen, beispielsweise Audibook for Spotify, Hörbuch-Player für Spotify oder Lismio¹.

Lismio ist wiederum auch fürs iPhone und iPad erhältlich. Diese App erschliesst Hörbücher nicht nur bei Spotify, sondern auch bei Apple Music, Deezer und Napster. Diese App führt kuratierte Listen nach Genres und Kategorien und man kann die Hörbücher nach diversen Kriterien sortieren und in einer eigenen Bibliothek speichern.
Man braucht für Lismio eigentlich eine Anmeldung, kann die App aber auch als Gast nutzen. Lismio erkennt, welche Streamingdienste in Form ihrer App auf dem Smartphone vertreten und lässt einen dann wählen, welche der dazugehörigen Kataloge man verwenden möchte.
Ein überschaubares Angebot

Auf der Startseite findet man die Tipps aus der Redaktion und den Tipp der Woche, Neuheiten, Highlights und Geheimtipps, Bestseller und Kategorien wie Spannung, Humor, Romane, Liebesromane, New Adult (?), Fantasy, Sachbücher, Kinder, Märchen und Klassiker. Und auch Sciencefiction. Das Angebot ist natürlich nicht so gross wie bei Audible – aber es ist ausreichend gross, damit man fündig wird.
Möchte man ein Buch seiner persönlichen Bibliothek hinzufügen, kommt man um das Anlegen einer eigenen Bibliothek nicht herum. Abspielen kann man das Hörbuch dann entweder in einem eigenen Player in Lismio oder aber über die App des Streaminganbieters – dann aber wieder mit dem altbekannten Problem, dass es nicht ganz einfach ist herauszufinden, an welcher Stelle im Hörbuch man stecken geblieben ist.
Kraut und Rüben bei Eary

Aber zurück zu Eary: Die App zeigt auf der Startseite eine bunte Mischung an Hörbüchern. Da steht Effi Briest neben Frank Goosen («Was ist da los») und Andreas Eschbach («Herr aller Dinge») neben «Ich bin dann mal schlank» von Patric Heinzmann. Das ist ein ähnliches Festival von Kraut und Rüben wie am Bahnhofskiosk. Aber es ist allemal hilfreicher als die normale Spotify-App, bei der man Hörbücher nur über die Suchfunktion findet.
Hat man ein Buch entdeckt, lässt es sich direkt in der App abspielen. Es erscheint in der Bibliothek, wo man auch sieht, bis zu welchem Kapitel man vorgestossen ist. Im Player kann man Lesezeichen und einen Schlaf-Timer setzen, die Wiedergabegeschwindigkeit anpassen und die Ausgabe auf ein anderes Ausgabegerät umlenken.


Fazit: Die beiden Apps machen das Hörbuch-Erlebnis via Streamingdienste sehr viel komfortabler. Ob man Eary oder Lismio vorzieht, hängt von den Umständen ab.
Wenn man mehrere Streamingdienste nutzt, dann ist Lismio die bessere Wahl. Mir gefällt auch die kuratierte Startseite bei dieser App besser.
Eary hat den Vorteil, dass man die App ohne separates Benutzerkonto nutzen kann – denn womöglich möchte man seine Vorlieben bei den Hörbüchern nicht noch bei einem weiteren Dienst hinterlegen. Und man kann die Hörbücher auch offline über den Spotify Mode anhören.
Was mir bei beiden Apps fehlt, ist die Möglichkeit, Hörbücher in mehr als einer Sprache anzeigen zu lassen. Dabei bin ich sicherlich nicht der einzige, der sich ab und zu auch englische Inhalte zu Gemüte führt.
Fussnoten
1) Im ursprünglichen Beitrag war anstelle von Lismio von Spooks die Rede gewesen. Mit dem Update vom 6. Mai 2021 hat sich die App und das Unternehmen in Lisimo umbenannt. Und obwohl ich diesen Namen auch nicht gerade grossartig finde, habe ich den Blogpost angepasst, um diese Änderung zu reflektieren. ↩
Beitragsbild: Make the Hörbuch great again (Distingué CiDDiQi, Unsplash-Lizenz)!
Spooks versa Lismio
Als Hörbuchhörer ist Lismio keine Verbesserung, sondern eher das Gegenteil. Wärend man Spooks in den Einstellungen auf Englisch umstellen kann und dann die gleiche Unterteilung in Genres findet, wirft Lismio hier alles zusammen und man muss sich mühsam durch alle Englischen Angebote durcharbeiten. Auch die Vermischung von Hörbüchern und Hörspielen finde ich nicht gut