Google will das Tracking einschränken: Der Chrome-Browser geht zunehmend restriktiv mit den Cookies der Drittanbieter um und wird die in einer künftigen Version überhaupt nicht mehr annehmen. Über diese interessante Neuerung habe ich im Beitrag Das Ende der Cookies (Paywall) berichtet.
So weit sich das bis jetzt sagen lässt, hat Google den richtigen Weg eingeschlagen: Die wilde Datensammelei wird je länger je weniger toleriert, und wer sich wie Mark Zuckerberg gänzlich uneinsichtig zeigt, provoziert strengere gesetzliche Regeln.
Darum finde ich gut, was Google tut, auch wenn ich nicht verhehlen mag, dass mein Misstrauen bleibt: Erstens, weil es nebst den Cookies längst andere Trackingmethoden gibt und Google die sicherlich selbst ausgezeichnet beherrscht. Zweitens, weil Google mit den Cookies das Tracken für andere erschwert, selbst aber alle Möglichkeiten offen hält.
Der Betreiber der alternativen Suchmaschine Duck Duck Go sind in einem Tweet dem Konkurrenten Google ziemlich an den Karren gefahren. Auslöser für die Kritik sind die privacy labels, die es im App Store von Apple seit dem 14. Dezember 2020 gibt. Sie werden auf den Entwicklerseiten wie folgt beschrieben:
Auf der Produktseite jeder App können sich Benutzer über die Datentypen informieren, die eine App sammelt. Die Nutzer erfahren, ob diese Daten mit ihnen verknüpft sind oder dazu verwendet werden, sie zu tracken. Zur Erinnerung: Diese Datenschutzinformationen sind erforderlich, um neue Apps und Updates im App Store einzureichen.
Seit dieser Neuerung hat sich Google schwergetan, Updates seiner Apps einzureichen und diese Informationen offenzulegen. Seit März liefert Google wieder Aktualisierungen und macht auch die erforderlichen Datenschutz-Angaben.
«Kein Wunder, dass Google das verheimlichen wollte»
Auf diesen Angaben reitet Duck Duck Go nun genüsslich herum: «Kein Wunder, dass sie das verheimlichen wollten».
After months of stalling, Google finally revealed how much personal data they collect in Chrome and the Google app. No wonder they wanted to hide it.
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Spying on users has nothing to do with building a great web browser or search engine. We would know (our app is both in one). pic.twitter.com/lJBbLTjMuu— DuckDuckGo (@DuckDuckGo) March 15, 2021
Ich komme nicht umhin, Duck Duck Go recht zu geben. Man braucht nicht so viele Nutzerdaten, um eine grossartige App bereitzustellen. Einige der abgefragten Informationen mögen helfen, die Leistung der Apps zu verbessern – beispielsweise sorgt die Lokalisierung dafür, dass Informationen in unmittelbarer Nähe des Nutzers höher gewichtet werden. Aber der Umfang der Datensammlung stimmt argwöhnisch. Und die extrem allgemeinen Kategorien wie «Finanzinformationen» oder «Sonstige Daten».
Die Datenschutz-Labels sind ein guter Anfang
Gleichzeitig ist ein Lob für Apple angesagt: Datenschutz-Angaben sind hilfreich und sinnvoll, auch wenn sie gerne noch spezifischer sein dürften. (In der App-Store-App erscheinen beim Antippen zusätzliche Informationen.)
Noch besser wäre es, wenn der Nutzer die Möglichkeit hätte, die Datensammelei pro Kategorie zu sperren. Sollte das die Funktionalität der App beeinträchtigen, weiss der Nutzer wenigstens, wozu er die entsprechenden Daten hergibt – und kann immer noch selbst entscheiden, ob er das will oder nicht.
Jedenfalls ist das ein guter Grund, die Aufforderung zu erneuern, man solle besser Firefox als Chrome benutzen. Firefox hat mit Version 86 die sogenannte «Total Cookie Protection» eingeführt. Das klingt nun ein bisschen gruselig, aber es ist einleuchtend, dass das eine Weiterentwicklung der «Enhanced Cookie Protection» ist, die es seit 2019 gibt. Mozilla beschreibt diese Funktion wie folgt:
Unsere neue Funktion verwaltet für jede besuchte Website eine eigene «Keksdose». Jedes Mal, wenn eine Website oder ein in diese Website eingebetteter Inhalt eines Drittanbieters ein Cookie in Ihrem Browser hinterlegt, wird dieses Cookie in die Dose dieser Website gelegt.
Auf diese Weise kann das Cookie nicht von anderen Websites ausgelesen werden. So einleuchtend, dass man sich fragt, warum das nicht längstens schon so gemacht worden ist. Firefox geht seit einiger Zeit auch gegen die sogenannten Supercookies vor, die mit zunehmend dubiosen Methoden an Orten versteckt worden sind, an denen sie nur schwer aufzuspüren und zu löschen sind.
Mit anderen Worten: Das ist für mich überzeugender als Googles Privacy Sandbox. Und selbst wenn man Google ehrliche Absichten unterstellen darf, so ist es grundsätzlich besser, wenn der Browser-Hersteller nicht gleichzeitig auch ein Werbevermarkter ist, der ein grosses Eigeninteresse an Nutzerdaten hat.
Noch was für die Videojunkies unter euch
Und nebenbei bemerkt kann Firefox seit Version 86 auch mehrere Videofenster ausklinken. Das heisst Bild-im-Bild oder auch Popout-Fenster und ist im Beitrag Trick 17 für Webvideos im Detail beschrieben. Damit kann man auch schön eine Zoom-Videokonferenz simulieren, allerdings ohne, dass man selbst etwas sagen müsste, meint Mozilla lakonisch.
Beitragsbild: Hey, aber jedes braucht seine eigene Dose (Christina Branco, Unsplash-Lizenz).