Youtube Premium ist ganz okay – aber wie wird man die schlechten Videos los?

Youtube Premium verschont einen vor Werbung. Die fragwürdigen, doofen und irreführenden Videos wird man mit dem Bezahl-Abo jedoch nicht los. Dabei wäre genau das ein echter Mehrwert.

Aus beruflichen Gründen habe ich neulich einen Vorsatz über Bord geworfen. Ich hatte mir vorgenommen, das grosszügige Angebot von Google, Youtube Premium  einen Monat kostenlos auszuprobieren, nicht wahrzunehmen.

Der Grund für meine Verweigerungshaltung war die Penetranz, mit der Google dieses Abo unter die Leute bringen will. Sowas löst bei mir eine sture Gegenreaktion aus. Ich will dann beweisen, dass ich mich so leicht nicht kleinkriegen lasse. Und ja, das ist ein bisschen kindisch: Als ob ich damit Sundar Pichai himself oder sonst jemanden bei Google beeindrucken würde.

Aber wie angedeutet: Ich bin eingeknickt und habe mit dem Testmonat begonnen. Der Grund war mein Plan, Youtube Premium in einem Video zu besprechen. Und darüber hinaus bin ich auch wirklich daran interessiert, wie Google Youtube weiterentwickelt. Ein Abomodell finde ich nicht grundsätzlich verkehrt: Richtig gemacht, könnte einen dringend benötigten Qualitätsschub bringen.

Darüber gleich mehr, aber hier erst einmal das Video mit meinem Fazit zu Youtube Premium:

Lohnt sich das Abo für Youtube?

Wie im Video gesagt: Keine Werbung sehen zu müssen, wäre mir ein bisschen etwas wert – zumal die Unterbrecher-Werbung wahnsinnig nervt und es mir auf den Wecker geht, dass man inzwischen vor einem Video häufig nicht nur einen, sondern zwei Spots vor den Latz geballert bekommt.

Zu teuer für Gelegenheitsnutzer

14.90 Franken im Monat ist für meine Nutzung zu teuer. Dass es dafür Youtube Music quasi geschenkt gibt, nützt mir nichts. Ich zahle für Spotify und gedenke, das auch weiterhin zu tun. Für mich wäre daher «Mini-Premium»-Abo sinnvoll: Werbefreiheit für zehn Stunden Youtube pro Monat für drei Franken, plus die Offline-Nutzung und die Wiedergabe im Hintergrund, aber ohne Youtube Music.

Noch zur Idee, mittels eines Premium-Abos die Qualität zu steigern. Und ich weiss natürlich, dass mein Vorschlag kontrovers ist und viele ihn für völlig unsinnig halten werden – und ich gebe zu, dass sich der Youtuber in mir auch extrem darüber aufregen würde. Aber nichtsdestotrotz kann man darüber nachdenken.

Nur Zahler sollten veröffentlichen dürfen

Also, die Idee ist, dass man fürs Veröffentlichen eigener Youtube-Videos ein kostenpflichtiges Abo braucht. Ob es das Premium-Abo für 14.90 wäre oder irgendein anderes, wäre noch zu diskutieren.

Die Überlegung ist, dass mit etwas höheren Hürden fürs Publizieren vor allem jene Machwerke auf der Strecke bleiben würden, um die es nicht schade ist. Zum Beispiel die Verschwörungsmythen in Videoform, die in konzertierten Aktionen immer und immer wieder hochgeladen werden, selbst wenn Youtube sie zeitnah sperrt – siehe: Wie Youtube von Verschwörungstheoretikern ausgetrickst wird

Gleichzeitig würde die Menge der neuen Videos reduziert, sodass der verbleibende Rest sorgfältiger moderiert werden könnte. Es liegt auch an der schieren Menge der veröffentlichten Videos, das so viel Fragwürdiges durchrutscht.

Bei Soundcloud herrscht weniger Anarchie

Als Vergleich dazu mag Soundcloud hilfreich sein: Bei der Musik- und Audioplattform kann man mit dem kostenlosen Basic-Account Material nur maximal drei Stunden Material veröffentlichen. Für mehr Reserven braucht man einen recht teuren Pro-Account. Ob ein Soundclouder den Basic-Account oder Pro Unlimited verwendet, ist bei jedem Track ersichtlich. Das bietet einem als Nutzer eine gewisse Orientierungshilfe.

Update: Die Diskussion auf Facebook hat mich dazu gebracht, den Vorschlag noch zu ergänzen: Youtube könnte das Geld, das über Youtuber mit Premium-Account hereinkommt, für erzieherisch besonders wertvolle Videos ausloben – so gäbe es auch einen positiven Anreiz für mehr Qualität. Update Ende.

Und noch einmal: Mir ist klar, dass diese Extrahürde ganz viele Probleme schafft: Sie ist elitär und macht es von der Zahlungskraft und -bereitschaft abhängig, ob sich jemand Gehör verschaffen kann. Dabei haben wir das Internet seinerzeit genau wegen seiner demokratisierenden Wirkung und der Gleichbehandlung in den höchsten Tönen gepriesen.

Sind Eliten etwas wert?

Das bringt uns zu Marcs Frage, die ich vor gut einem Jahr in diesem Beitrag hier diskutiert habe: Sind Eliten doch etwas wert?

Ich habe damals versucht, eine Antwort für mich zu finden. Das ist mir nur halb gelungen, und auch heute nehme ich nicht für mich in Anspruch, diese Frage abschliessend beantworten zu können. Da ich ein grosser Fan des Prinzips von Versuch und Irrtum bin, fände ich es okay, das einfach einmal auszuprobieren.

… und ja, vielleicht könnte man statt eine finanzielle Einstiegshürde von Youtubern auch eine andere Qualifikation verlangen: Jeder, der Videos veröffentlichen will, muss erst einen halben Tag lang als Assistent bei Youtube Videos moderieren. Und wenn ihm davon nicht schlecht geworden ist, darf selbst ran.

Um diesem Blogpost doch noch ein ernsthaftes Ende zu verschaffen: Wie wäre es, wenn weiterhin auch die Gratis-Youtube-Nutzer ihre Videos veröffentlichen dürften, ich aber als Nutzer einen «Zeig mir Videos nur von Premium-Abonnenten»-Schalter zur Verfügung hätte?

Beitragsbild: Charles Deluvio, Unsplash-Lizenz

One thought on “Youtube Premium ist ganz okay – aber wie wird man die schlechten Videos los?

  1. Es ist wahrscheinlich nicht ganz fair, aber ich halte mir die nervige Werbung auf YouTube mittels Adblocker fern. Ich bin bereit, mir Werbung in erträglichem Ausmass anzusehen, aber bei YouTube ist das Ausmass nicht mehr erträglich.

    Mit „dummen“ Videos hatte ich zum Glück bisher noch keinen Ärger. Der Algorithmus schlägt mir eigentlich immer passende Videos vor. Was leider auch ein Problem sein kann, so zeitmässig…

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