Apps und Tricks für die schönste Nebensache der Welt

Tipps zum Lesemodus in den Browsern, eine Antwort auf die Frage Instapaper oder Pocket – und ein ausführlicher Test der Schnelllese-App Accelerator.

Und nein, es geht nicht um Sex. Und auch nicht um Religion. Trotzdem muss hier ein kleiner, spiritueller Schlenker und eine Frage: Nicht wahr, es kommt selten vor, dass man sich als Katholik fragt: Wäre ich mit dem Protestantismus eigentlich besser bedient?

Die Religionen bzw. Konfessionen in diesem Beispiel sind übrigens beliebig austauschbar. Was allerdings vorkommen kann, ist folgendes Szenario. Als Nutzer von Pocket könnte man wissen wollen, ob nicht Instapaper die bessere Wahl wäre. Oder umgekehrt.

Es geht um die beiden Apps Pocket (iPhone/iPad und Android) und Instapaper (iPhone/iPad und Android), die ich neulich in einem Video besprochen habe. Es geht in dem darum, mit welchen Tricks man sich am Smartphone die Lektüre angenehmer macht: Ich führe den Lesemodus der Browser vor. Und es geht um die besagten Lese-Apps und um einige Tricks wie das Neigungsscrollen, der Schnelllese-Modus und die Möglichkeit, sich Texte mit einigermassen brauchbarer Sprachsynthese vorlesen zu lassen.

Hier das Video: 

Apps und Tricks, die das Lesen am Bildschirm angenehmer machen

Was den Lesemodus anbelangt, könnte man denken, dass der inzwischen nicht mehr so wichtig ist: Inzwischen werden die allermeisten Websites auch auf Handys einigermassen vernünftig dargestellt. Doch ich schätze den Lesemodus weiterhin, weil er Werbung, Teaser und andere Ablenkungsfaktoren eliminiert. Der Lesemodus ist übrigens ein triftiger Grund für Firefox und Safari – und gegen Chrome. Die sogenannte vereinfachte Darstellung bei Googles Browser taugt wenig bis nichts. Und man muss sie unter Umständen noch extra aktivieren.

Mit Edge liest es sich besser als mit Chrome

Kleiner Exkurs auf den Desktop: Der Lesemodus ist übrigens auch ein Grund, Edge statt Chrome zu verwenden. Auch Edge hat einen exzellenten Lesemodus mit Vorlesefunktion. Das als Ergänzung zum Beitrag Ja, der neue Chromium-Edge hat auch ein paar Vorteile.

Zurück zur Frage: Instagram oder Pocket?

Hier habe ich einen ausführlichen und interessanten Vergleich der beiden Dienste gefunden. Quintessenz: Instapaper ist der einfachere Dienst, dessen Premiumfunktionen günstiger sind als bei Pocket (30 US-Dollar statt 45 US-Dollar). Man kann seine Artikel auch in Ordner suchen und Sammlungen anlegen.

Pocket richtet sich eher an Power-User, die viele Links sammeln, aber nicht unbedingt alles lesen. Das Tag-System ist leistungsfähiger als die Ordner, und man kann quasi auch Sicherungskopien von Artikeln anlegen. Das hilft beispielsweise für Forschungsprojekte und erlaubt es eine Art persönliche Wissensdatenbank aufzubauen.

Das ist eine treffende Zusammenfassung. Über alles gesehen sind sich die Dienste recht ähnlich. Und die Unterschiede sind nicht so gross, dass man einen riesigen Fehler begehen würde, wenn man nicht sorgfältig evaluiert.

Was taugen die Apps zum schnellen Lesen?

Ich nutze seit längerem Pocket und bleibe der Einfachheit halber bei diesem Dienst – und bislang bin ich mit der Gratisvariante zufrieden.

Ich habe die Videoproduktion auch zum Anlass genommen, mir die App Accelerator anzusehen (3 Franken fürs iPhone). Sie funktioniert wie das Schnelllese-Feature aus Instapaper: Der Text wird Wort für Wort angezeigt, und zwar mit wählbarer Geschwindigkeit.

Die Accelerator-App bei pausierter Textwiedergabe.

Der Schieberegler bei Accelerator reicht von 100 Worten pro Minute bis 1000 Worte. 100 Worte sind sehr gemächlich, sodass man gut laut mitlesen kann. Beim zehnfachen Tempo kommt man anfänglich mit, verliert aber schnell den Faden.

Die Idee ist jedenfalls, dass man schneller lesen kann, wenn die App das Tempo vorgibt. Man unterlässt die Subvokalisation, d.h. das stille Mitsprechen des Textes. Und man übt, die Wörter als ganzes zu erfassen und nicht Buchstabe für Buchstabe.

Wie erfolgreich diese Technik ist, darüber wird gestritten. Wikipedia erwähnt Studien zum Thema und einen Test von Stiftung Warentest. Demnach scheint etwas dran zu sein: Man wird schneller, aber unter Umständen leidet das Textverständnis.

Das ist auch einleuchtend: Wenn man über etwas nachdenken müsste, dann ist es kein Problem, das Auge auf einem Wort pausieren zu lassen. In der Leseapp muss man den Bildschirm berühren, um die automatische Textwiedergabe zu stoppen – da ist die Versuchung gross, die Verständnislücke zu ignorieren und einfach weiterzumachen.

Nichts für Querleser wie mich

Die Einstellungsmöglichkeiten in der Accelerator-App.

Ich habe die App einige Male ausprobiert und bin nicht so richtig warm mit ihr geworden. Das liegt aber daran, dass ich ein leidenschaftlicher Querleser bin – gerade bei Recherchen. Ich führe mir die Texte nicht akribisch von vorn nach hinten zu Gemüt, sondern scanne nach den interessanten Stellen. Was wichtig ist, lese ich genau, das andere überfliege ich – und das klappt mit dieser App natürlich nicht.

Ich habe mir aber vorgenommen, sie zu verwenden, wenn ich einmal nicht Querlesen, sondern einen Text komplett rezipieren will. Dabei hilft die App, weil sie ihn linear durchpflügt.

Und sie hat übrigens noch einen sehr nützlichen Aspekt: Sie zeigt einem sekundengenau an, wie lange man für einen Text benötigen wird.

Texte in die App bekommen

Her bietet Accelerator Zugriff auf die Texte, die man schnelllesen will.

Texte kann man per Zwischenablage übernehmen oder importieren. Accelerator versteht sich auf diverse Formate, zum Beispiel auf Word (Docx). Auch ein Import von Pocket und von Instagram ist möglich, und man kann Texte auch per Browser aus dem Web holen. Schliesslich lässt sich auch das Read in Accelerator-Bookmarklet verwenden

In den Einstellungen darf man das Farbthema (Hell, Sepia oder Dunkel) wählen, Schrift und Schriftgrösse einstellen und es ist auch möglich, sich zwei, drei oder vier Worte aufs Mal anzeigen zu lassen.

Fazit: Ob man mit der App etwas anfangen kann oder nicht, ist Geschmackssache. Ausprobieren lohnt sich aber auf alle Fälle, finde ich.

Beitragsbild: So liest es sich nach wie vor am schönsten (Fabiola Peñalba, Unsplash-Lizenz).

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