Die Gesichtserkennung muss gesetzlich reguliert werden

Der Rückblick der Woche 28: Eine neue, auf Gesichtserkennung basierende Suchmaschine bedroht die Anonymität massiv. Die öffentlichen Betas für iOS 14 und iPadOS 14 sind verfügbar. Android 10 verbreitet sich schneller als seine Vorgänger. Und: Eine Untersuchung gegen Google in Kalifornien aus unbekanntem Grund.

Clearview war erst der Anfang

PimEyes ist eine Suchmaschine für Gesichter. 900 Millionen Menschen sollen dort erfasst und recherchierbar sein. Das berichtet netzpolitik.org und urteilt:

PimEyes ist ein umfassender Angriff auf die Anonymität und möglicherweise rechtswidrig. Ein Schnappschuss kann genügen, um mittels PimEyes eine fremde Person zu identifizieren.

Man könne zwar nicht direkt den Namen einer Person ermitteln. Doch über die Websites, die man über die Suche erhält, findet man solche Details natürlich schnell heraus; zumal Bilder selten ohne weiteren Kontext veröffentlicht werden.

Das erinnert sehr an Clearview AI: Das ist jene Suchmaschine, die in den USA Ermittlungsbehörden hilft, Bilder ab Überwachungskameras mit Fotos aus dem Web abzugleichen. So finden auch mittelbegabte Rechercheure schnell das Facebook-Profil eines Verdächtigen.

Das Problem ist allerdings, dass durch Falschidentifizierungen Unschuldige in Kriminalermittlungen hineingezogen werden. Und man kann nur noch einmal an Edward Snowden erinnern, der in seiner Autobiografie Permanent Record darauf hingewiesen hat, dass Ermittlungen nicht leicht sein dürfen, sondern schwer sein müssen. Auch die US-Verfassung sieht das explizit so vor. (Das diskutiere ich auch in meiner Besprechung des Buchs.)

Es wird kein Weg daran vorbeiführen, dass die Gesichtserkennung gesetzlich streng reglementiert wird. Sonst werden wir in kurzer Zeit jedes x-beliebige Gesicht, das uns auf der Strasse begegnet, über einen Schnappschuss sofort identifizieren können – ob das nun PimEyes oder irgend eine andere Suchmaschine passieren wird. (Und da machen sich die Leute Sorgen wegen des Datenschutzes bei den Kontakttracing-Apps!)


Öffentliche Beta von iOS 14 und iPadOS 14

Apple hat die öffentlichen Betaversionen für iOS 14 und iPadOS 14 freigegeben; das liest man allenthalben im Netz, zum Beispiel bei Heise.

Das Prozedere, um die Software zu installieren, ist simpel: Man meldet sich beim Betaprogramm an, registriert das fragliche Gerät, worauf ein Profil installiert wird, über das die Vorab-Version zugänglich ist. (Das Profil erscheint in den Einstellungen bei Allgemein > Profil).

Dann müsste bei Allgemein > Softwareupdate iOS 14 bzw. iPad OS 14 auftauchen. Bei meinem Experimentier-iPad ist das noch nicht der Fall. Das könnte aber damit zu tun haben, dass bei dem noch das Update auf iPad OS 13.6 hängig war.

Wie immer gilt: Wer Betasoftware auf ein produktives Gerät installiert, ist selber schuld, wenn er nicht mehr vernünftig arbeiten kann – und sollte dann still vor sich hinweinen und auf gar keinen Fall andere Leute mit Social-Media-Posts oder Blogposts belästigen.


Android 10 verbreitet sich schnell

Android 10 hat fünf Monate nach dem Start mehr als hundert Millionen Geräte erreicht. Das sei die schnellste Adoptionsrate einer Android-Version überhaupt.

Das ist eine gute Nachricht für die Android-Welt. In der gibt es das Problem, dass sich Updates nur langsam oder gar nicht verbreiten und ältere, aber auch noch recht neue Geräte nicht mit der neuesten Systemsoftware arbeiten. Nicht nur das: Oft genug sind unsichere und angreifbare Versionen im Einsatz.

Es scheint, dass Googles Bemühungen um eine schnellere Verbreitung der Updates langsam Früchte tragen. Da ist zum einen das Projekt Treble, das es seit 2017 gibt und das die Architektur des Betriebssystems so angepasst hat, dass sich System-Updates mit weniger Aufwand für die Gerätehersteller und Mobilfunkbetreiber in Umlauf bringen lassen.

Zum zweiten setzt Google auch mehr Druck auf. Trotzdem schrieb «The Verge» noch 2019, Google bekomme das Problem nicht in den Griff.

Doch auch wenn es inzwischen schneller geht als früher, so darf man vermuten, dass der Marktanteil von Android 10 immer noch relativ klein ist und vermutlich auch Googles Erwartungen nicht erfüllt. Und Android ist noch immer weit von der Adoptionsrate entfernt, die Apple mit einer neuen iOS-Version jeweils innert kürzester Zeit errreicht.


Google wird untersucht – warum auch immer

Eine lustige Meldung habe ich bei Techcrunch.com gefunden. Die besagt, dass der US-Bundesstaat Kalifornien eine Untersuchung gegen Google einleitet. Es geht um Wettbewerbsfragen, mutmasslich wegen der dominanten Stellung des Konzerns. Aber Genaues weiss man nicht: Es sei noch unklar, auf welche Aspekte des Geschäfts sich die gemeldete kalifornische Untersuchung konzentrieren würde.

Als Zyniker könnte man sagen: Völlig egal. Wenn man sucht, wird man sicher etwas finden. Ich zitiere die Meldung allerdings, weil Kalifornien einer von zwei Staaten ist, der sich nicht an einer grossen Untersuchung beteiligt, die im September letzten Jahres lanciert worden ist – ich würde vermuten, weil Google in Kalifornien ansässig ist. In dieser laufenden Untersuchung geht es um Googles Dominanz im Werbemarkt und bei der Internetsuche.

Beitragsbild: Ob das auch gegen missbräuchliche Gesichtserkennung hilft? (US Navy 050624-M-1837P-001 U.S. Marine Corps Staff Sgt. Michael G. Walker applies camouflage face paint during Rear Area Operations Field Exercise, United States Marine Corps/Wikimedia, CC0)

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