Das lange Warten auf den besseren Homescreen – schon vor einiger Zeit thematisiert – dauert noch etwas an. Das Gitter an Icons, wie man es beim iPhone und iPad sieht, hat einen Mangel: Er wird immer unpraktischer, je mehr Apps man hat. Er erstreckt sich dann entweder in die Breite (mit vielen Homescreen-Seiten) oder in die Tiefe (mit Ordnern).
Ich höre immer wieder von Leuten, dass sie den Homescreen kaum mehr nutzen und ihre Apps mittels Suche aufstöbern. Das ist natürlich nicht verkehrt – aber dann ist der Homescreen eine riesige Platzverschwendung an zentraler Stelle. In dem Fall wäre es sinnvoll, dort etwas anderes, Sinnvolles anzuzeigen. Und wenn es nur das Wetter ist.
Also, die Frage bleibt: Wie könnte ein besserer Homescreen aussehen? Wie immer gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder erfindet Apple etwas radikal Neues. Oder es geht weiter wie bisher – mit mehr oder weniger grossen Modifikationen am bisherigen Screen.
Die Gefahr, sich mit einer Prognose zu blamieren, scheint mir gering – und die Sache klar:
Unwahrscheinlich, dass Apple eine revolutionäre Neuerung bringt
Der radikale Neuanfang ist unwahrscheinlich. Erstens gibt es einen grossen Teil der Nutzerschaft, der keine Lust hat umzulernen. Egal, wie überholt ein Element der Benutzeroberfläche auch sein mag – wenn es verändert oder ersetzt wird, gibt es ein grosses Geheul. Wir erinnern uns an die Einführung von Windows 8 mit dem kacheligen Startbildschirm – und wie die Leute den gehasst haben.
Der Hauptgrund, der gegen einen radikalen Neuanfang spricht, ist aber schlicht der Umstand, dass es am dafür notwendigen, genialen Konzept fehlt. Es scheint nach dem derzeitigen Stand der Dinge kein Weg an den App-Icons vorbeizuführen: Denn so lange es auf Smartphones und Tablets Apps gibt, müssen die irgendwie repräsentiert werden.
Diese Repräsentation sind die App-Icons, die sich schwer ersetzen lassen. Microsoft hat es mit den Hubs probiert, die bei Windows Phone Informationen aus einzelnen Apps gebündelt haben. Das war eine gute Idee: Statt die Apps standen hier die Inhalte im Vordergrund.
Aber wir erinnern uns, wie gering die Akzeptanz war. Vor allem die Hersteller der Apps wollten sich nicht derart in den Hintergrund drängen lassen. Die bestanden auf ihrem Auftritt auf dem Homescreen. So blieb den Hubs die Unterstützung versagt, was letztlich zu ihrem Verschwinden geführt hat.
Für einen revolutionären Homescreen müssten auch das Konzept der App neu gedacht werden
Darum steht vor der Erfindung eines neuen Homescreens ein Paradigmenwechsel bei der Art und Weise, wie wir Software auf den Mobilgeräten verwenden. Die Apps müssten weggehen und durch etwas anderes ersetzt werden. Es tauchen immer wieder mal Ideen auf, womit man Apps ablösen könnte. Doch diese Ideen sind bislang so vage, dass man in Retraiten und Grundlagendiskussionen sich darüber den Kopf zerbrechen kann. Aber als Grundlage für die nächste Version von iOS und iPad OS taugen sie nicht.
Darum ist meine Prognose eindeutig: Der Homescreen, so wie wir ihn kennen (und wahrscheinlich nicht sonderlich lieben), wird uns noch längere Zeit erhalten bleiben. Ich habe aber keine Zweifel, dass Apple noch einiges tun wird, ihn flexibler zu gestalten. Die Anzeichen deuten auf eine alphabetische Liste hin, wie es sie bei Android gibt.
Und wieso sollte es keine Widgets geben, die man zwischen den Icons anordnen kann? Ein Widget, das automatisch die am häufigsten benutzten Apps anzeigt, fände ich beispielsweise sinnvoll.
Mehr Konfigurationsaufwand wäre unzumutbar
Was dagegen spricht, ist die Gefahr, dass der Homescreen noch unübersichtlicher wird und der Aufwand, ihn zu konfigurieren, steigt und nicht sinkt – und das kann nicht in Apples Interesse sein, weil das Unternehmen Klarheit und Einfachheit zu seinen Kardinaltugenden zählt.
Es ist ein Dilemma. Und ich bin gespannt, was sich Apple einfallen lässt.
Hier jedenfalls mein Patentrezept-Video mit Tipps, wie man aus dem aktuellen Homescreen das Maximum herausholt.
Zehn Tricks für einen anständigen Homescreen
Beitragsbild: Dmitriy Be, Unsplash-Lizenz