Was Milchserumbrause mit Microsoft Office zu tun hat

Powerpoint, Excel, Word – und daneben noch der Süssmost. (Zumindest, wenn es nach der Farbcodierung geht.)

Rivella ist ein typisches schweizerisches Getränk, das es eine gewisse Zeit lang in einer einzigen Variante gab. Dann kam eine Diversifizierung dazu, die die Zahl der Kalorien pro Deziliter von 37 auf 7 reduzierte. Interessanterweise gelangte sie schon recht bald nach dem Original auf den Markt, wie ich dank Wikipedia weiss: Das ursprüngliche Getränk kann man seit 1952 kaufen, die kalorienreduzierte Variante seit 1959.

Damit man die Varianten unterscheiden kann, hat Rivella auf eine Farbcodierung gesetzt. Rot ist normal und blau für Linienbewusste. Und weil es in der Farbpalette noch mehr Einträge gibt, war es naheliegend, mit Grün nachzudoppeln (Grüntee, 1999). Und mit Violett (Holunderblüte, 2019). Es gibt auch eine Variante, die nicht ins Farbschema passt und zwischen Rot und Blau angesiedelt ist: Refresh von 2018 mit 21 Kalorien.

Es gibt auch einige Abarten, die verschwunden sind. Zum Beispiel Rivella Gelb. Sie war von 2008 bis 2011 im Angebot. Womöglich hat die Farbwahl unglückliche Assoziationen hervorgerufen; wie damals bei mir, als ich dieses Getränk für dieses Blog hier rezensiert habe. Wahrscheinlicher ist, dass Sojaserum einfach zu exotisch war für diese Limonade, die als Schweizer Nationalgetränk gilt und Bestandteile des anderen Schweizer Nationalgetränks enthält (Milch – schliesslich nennt man uns nicht umsonst auch gerne Kuhschweizer).

Ich bin kein Marketingexperte, aber wenn ich mich nicht täusche, nennt man das Produktdifferenzierung. Es ist eine nahe liegende Methode, für mehr Umsatz zu sorgen: Man sorgt bei der bestehenden Kundschaft für mehr Abwechslung.

Und man hat die Chance, sich neue Käuferkreise zu erschliessen. Zumindest, wenn man es schafft, jene Leute neugierig zu machen, die das Originalprodukt aus bestimmten Gründen nicht mögen, ihm aber nicht gänzlich abgeneigt sind. Das beste Beispiel sind die linienbewussten Konsumenten, die keine Zuckerbrausen kaufen, sich aber eine kalorienreduzierte Variante gönnen.

Dieses Prinzip lässt sich auf die Softwarewelt übertragen. Zum Beispiel auf die Weise, mit der Microsoft das tut. Der sympathische Softwarekonzern aus dem US-Bundesstaat Washington denkt sich immer neue Methoden aus, wie er sein bestens eingeführtes Produkt namens Office auf anderen Kanälen und in überraschender Form anbieten kann: Klassisch für den Desktop, aber mit der Wahlmöglichkeit Mieten oder Kaufen. Fürs Tablet. Als Webapp. Als Mobile-Variante für den Desktop mit kleinerem Funktionsumfang. Und sicher gibt es noch fünf Varianten, die ich übersehen und darum hier nicht aufgezählt habe.

Eine neue Variante ist die Office-App fürs Smartphone. Es gibt die für iPhone und für Android. Sie ist gratis, wobei für manche Funkionen, wie zum Beispiel fürs Überarbeiten, ein Office-365-Abo notwendig ist. Ich stelle die App ausführlich in einem Video vor. Und um die Pointe vorwegzunehmen: Ich finde es recht gelungen, wie Microsoft die klassischen Office-Anwendungen zu einer App zusammengeschmolzen und mit Funktionen aus anderen Apps, zum Beispiel aus Microsoft Lens (Wenn Word einen Linseneintopf anrichtet) ergänzt hat.


So benutzerfreundlich hätte Office schon immer sein sollen (Leider sind die Videos seit dem Umstieg auf das neue CMS nicht mehr extern einbettbar, sondern müssen über die Website angeschaut werden.)

Fazit: Man kann die Masche der Produktdifferenzierung als unoriginell kritisieren, Stichwort: alter Wein in neuen Schläuchen. Ich kann ihr einiges abgewinnen. Es gibt sehr unterschiedliche Bedürfnisse, die die Nutzer an eine Software stellen – und ganz verschiedene Umfelder, in dem man ein Produkt nutzt. Dem darf ein Hersteller Rechnung tragen.

Und schliesslich sind auch die Geschmäcker verschieden. Das zeigt ein anderes Beispiel abseits der digitalen Welt – nämlich ein weiteres Schweizer Nationalprodukt. Ich meine die Kägi fret: Waffeln mit Schoggiüberzug, die es inzwischen in geschlagenen neun Varianten gibt.

Die meisten findet man leider nie in echten Einkaufssituationen vor – so musste ich schon detektivische Ermittlungsarbeit leisten, um eines Exemplars Kägi Mäx habhaft zu werden. Kägi Rum gibt es sogar nur in den Kägi-Shops in Lichtensteig und Landquart. Und das kann man entweder als Beitrag zur Volksgesundheit und Alkoholismusprävention ansehen. Oder als Affront gegenüber allen Kägi-Fans.

2 Kommentare zu «Was Milchserumbrause mit Microsoft Office zu tun hat»

  1. Schöner Aufschrieb.

    Das ist also der Herr der hier schreibt.
    Gut erklärt.

    „Warum ich PowerpointPräsentationen hasse.ppt“ klingt irgendwie ansehenswert 😀

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