Das Virus und der Datenschutz

Der Rückblick der Woche 14: Sollte man die Corona-Kontaktverfolgungs-App nutzen oder meiden? Was bringen die Google-Bewegungsdaten zur Bekämpfung des Virus? Und: Wie sicher ist eigentlich Zoom?

Corona-Kontaktverfolgungs-App: Soll man die nutzen?

Die europäische Corona-App kommt, liest man zum Beispiel bei Futurezone oder Heise.de. Auch in der Schweiz soll diese App den Nutzern bald zur Verfügung stehen. Die Idee ist, dass sie als Frühwarnsystem fungiert und Verbreitungswege des Virus‘ aufzeigen soll: Die App registriert via Bluetooth, welche Personen bzw. Geräte sich in unmittelbarer Nähe befinden. Wenn eine dieser Personen später an Covid-19 erkranken sollte, erhält man eine entsprechende Mitteilung. Dann hat man Gelegenheit, sich selbst konsequent zu isolieren, um die Wahrscheinlichkeit, dass man das Virus selbst verbreitet, zu minimieren.

Bleibt die Frage: Würde man die App installieren wollen oder überwiegen die Datenschutzbedenken? Denn auch wenn die Macher der App versprechen, keine persönlichen Daten zu erheben, ist das Überwachungsrisiko beträchtlich – denn es ist ein offenes Geheimnis, dass sich anonymisierte Daten oft mit wenig Aufwand auch wieder ent-anonymisieren – sprich: konkreten Personen zuordnen – lassen.

Doch dieses Risikos zum Trotz: Ich würde die App nutzen – und werde sie mir auch installieren, wenn sie verfügbar ist. Ich halte das für den besseren Weg, als die Bewegungsdaten der Mobilfunkbetreiber für diesen Zweck zu nutzen. Erstens sind diese Daten, die auf der Ebene einzelner Funkzellen erhoben werden, sehr viel ungenauer und dürften viele «false positives» ergeben: Denn selbst wenn man sich mit einer infizierten Person in der gleichen Funkzelle aufgehalten hat, heisst das längst nicht, dass man ihr auch nahe gekommen ist oder sich im gleichen Raum aufgehalten hat.

Zweitens, und noch wichtiger: Die Nutzung einer solchen App ist freiwillig, während wir Handynutzer zur der Verwendung der Mobilfunkdaten nichts zu sagen hatten.


Anonymisierte Daten von Google

Da kann man sich fragen, was von der Google-Initiative zu halten ist, die Behörden an seinen Bewegungsdaten teilnehmen zu lassen. Über die schreibt hier das Handelsblatt:

In 131 Ländern weltweit können Menschen nun einsehen, wie sich die Verbreitung des Coronavirus und verhängte Ausgangsbeschränkungen auf die Aufenthaltsorte der Bürger auswirken.

Google selbst erklärt in einem Blogbeitrag die Initiative wie folgt:

Die Berichte verwenden aggregierte, anonymisierte Daten, um Bewegungstrends im Lauf der Zeit nach Geografie über verschiedene Ortskategorien wie Einzelhandel und Freizeit, Lebensmittel und Apotheken, Parks, Transitstationen, Arbeitsplätze und Wohngebiete aufzuzeigen.

Die Community Mobility Reports sind hier zu finden.

Bleiben die Leute zu Hause? Wo gehen sie entgegen der Empfehlungen trotzdem noch hin?

Doch bringt das etwas? Man erfährt beispielsweise, dass im Schweizer Kanton Aargau die Beliebtheit öffentlicher Parks mit minus 14 Prozent nur schwach zurückgegangen ist und an einzelnen Tagen sehr hohe Spitzen bis +80 Prozent aufweist. Das könnte Behörden auf den Gedanken bringen, diese Parks für die Bevölkerung zu sperren.

Allerdings: Auf die Idee könnte man auch ganz einfach kommen, wenn man ab und zu eine Polizeipatrouille in den Park schickt und sieht, ob sich die Leute dort auf die Pelle rücken. In meiner Wohngemeinde Winterthur jedenfalls ist das Bäumli gesperrt worden. Das ist ein beliebtes Ausflugsziel, wo sich die Besucher nicht an die Abstandsregeln gehalten haben.


Wie sicher ist eigentlich Zoom?

Die Videoconferencing-App Zoom.us erlebt dieser Tage einen popularitätsmässigen Höhenflug. Kein Wunder: Sie ist verhältnismässig einfach zu benutzen und verbindet einen selbst im Gratismodus mit bis zu 100 Leuten. Das ist praktisch genug, um sie auch in diesem Beitrag (Abo+) fürs Homeoffice und das Kontakthalten mit Familie, Freunden und Bekannten zu empfehlen.

Doch es stellt sich die Frage nach der Sicherheit. Das Unternehmen ist ziemlich forsch, was den Umgang mit den Computern der Nutzer angeht. 2019 wurde bekannt, dass auf Macs ein Webserver installiert wurde, der auch nach der Deinstallation erhalten blieb und ein Anzapfen der Kamera ermöglichte. Apple hat seinerzeit diese Komponente über ein stilles Update entfernt.

Das ist nicht der einzige Kritikpunkt: Zoom wird auch vorgeworfen, hinter dem Rücken der Nutzer Daten mit Facebook und anderen auszutauschen. IT-Sicherheitsspezialist Mike Kuketz schreibt in seinem Blog:

Vor diesem Hintergrund ist von der Nutzung von Zoom nur dringend abzuraten. Jeder, der die Datenschutzerklärung gelesen und verstanden hat, muss wissen: Hier werden offenbar einige Daten erhoben, gesammelt und an Dienstleister (Drittanbieter) übermittelt – datenschutzfreundlich ist das nicht.

Natürlich sind wir uns solche Praktiken inzwischen von so vielen Unternehmen gewohnt, dass die meisten nur die Schulter zucken werden. Es ist aber in der Tat ein Problem, wenn wir unsere Standards während der Coronakrise mit Hinweis auf die ungewöhnliche Situation weiter absenken.

Es sollte im Gegenteil eine Aufforderung sein, die Unternehmen stärker in die Pflicht zu nehmen. Denn wer sehen muss, wie er sein Homeoffice irgendwie am Laufen hält, der hat tatsächlich nicht die Kapazität, sich mit Datenschutzerklärungen herumzuschlagen. Darum ist es umso wichtiger, dass der Gesetzgeber die Einhaltung der Regelungen auch konsequent durchsetzt.

Das Kinderportal der ESA

Corona hält uns weiterhin in Atem. Und noch immer sehen wir so viel von unseren Wohnungen und Häusern, dass man eines festhalten muss: Die Miete bzw. die Hypothekarzinszahlungen sind dieser Tage wirklich gut investiert.

Wenn man sich fragt, was man während der Zeit zum Beispiel mit den Kindern anstellen könnte, dann ist die Esa-Seite Space for Kids eine gute Wahl. Es gibt dort, auch in Deutsch, viele Informationen zur Raumfahrt und den Himmelskörpern. Es gibt Möglichkeiten zum Lernen und für Aktiväten, Wettbewerbe und Multimedia – zum Beispiel, wie man sich die Zähne im Weltall bürstet.

Denn ohne Zweifel: Im Weltall wäre man sicher vor Corona – zumindest, so lange keiner das Virus von der Erde her einschleppt.

Beitragsbild: Cottonbro, Pexels-Lizenz

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