Mir geht es wie vielen: Ich habe das Corona-Virus anfänglich auch für «so harmlos wie die jährliche Wintergrippe» gehalten. Mir ist jedoch schnell aufgegangen, dass das ein Trugschluss ist – auch deswegen, weil ich einige Familienmitglieder habe, die zu den Risikopatienten zählen.
Darum steht es für mich ausser Frage, die Massnahmen mitzutragen. Wie auch schon ausgeführt, fällt mir das als geborenem Stubenhocker mutmasslich leichter als vielen anderen Leuten. Ich vermisse es nicht extrem, nicht mehr an Bartresen herumzulungern oder zu jeder Tages- oder Nachtzeit zum Shopping oder ins Kino zu können. Dass unsere (bereits gebuchten) Ferien ins Wasser fallen, die für die zweitletzte April-Woche geplant waren, schmerzt mich allerdings schon ein bisschen.
Was mir aber wirklich schwerfällt, ist die Vorstellung einer kompletten Ausgangssperre. Kein Spaziergang, keine Joggingrunde – das wäre schwierig. Denn ich sehe mich zwar gerne als Nerd, der nichts braucht als seinen Bildschirm und den Internetanschluss.
Doch es ist unverkennbar, dass ich einen gewissen Bewegungsdrang habe, der befriedigt sein will. Das Bedürfnis ist besonders gross, wenn ich den ganzen Tag recherchiert und geschrieben habe und geistig aktiv war. Ich nehme an, dass das irgend so ein Ausgleichsmechanismus der Natur ist, der uns Kopfmenschen zwischendurch an unsere Körperlichkeit erinnern soll. Keine Frage, dass die Evolution dem irgendwann den Garaus machen wird. Aber im Moment müssen wir uns mit ihm abfinden.
Ich war daher kurz davor, einen Hometrainer zu bestellen – hätte meine Frau nicht ihr Veto eingelegt und ins Feld geführt, dass wir absolut keinen Platz für so ein sperriges Ding haben. Ob dem wirklich so ist, liegt im Auge des Betrachters – beziehungsweise hängt davon ab, wie gross der Anteil der Freifläche in einer Wohnung sein muss, damit man ihn als ideal erachtet. Ich bin durchaus geneigt, den einen oder anderen Raum ein bisschen enger zu bestücken. Aber ich anerkenne auch, dass man findet, man müsse mir in dieser Hinsicht auch einmal Einhalt gebieten.
Leibesertüchtigungen mithilfe einer App
Also, die zweitbeste Sache nach einem Hometrainer ist eine App, mit der man Leibesübungen macht. Dafür braucht man nur eine Yogamatte und so viel Platz, wie selbst in kleinen und vollgerümpelten Wohnungen zu finden sein müsste.
Die eigentliche Herausforderung ist nun allerdings, eine gute App zu finden. Es gibt zwar viele Fitness-Apps – aber der grösste Teil davon ist Schrott. Entweder sind die Apps nicht vernünftig fürs iPad angepasst – und ich will die App auf dem iPad verwenden, weil ich dann das Tablet vor mir und der Matte aufstellen kann. Oder aber, sie sind kostenlos fast gar nicht zu brauchen, sondern wollen einem bloss ein Abo andrehen.
Ich habe nun zumindest eine App gefunden, die ich etwas ausführlicher testen will. Falls jemand von euch eine Empfehlung hat, dann bin ich froh darum. Und ich werde die Tipps aus dem Leserkreis auch gerne hier im Blog weiterempfehlen.
Also, die App, die nicht ganz so schrottig ist, heisst 7 Minute Workout. Sie stammt vom Pharmazie- und Konsumgütergiganten Johnson & Johnson, was einerseits die Frage aufwirft, ob es sich bloss um ein Werbevehikel für irgendwelche Lifestyle-Produkte handelt. Andererseits haben die grossen Konzerne auch die Möglichkeit, nur zur Sympathiesteigerung beim Publikum Apps zu entwickeln und gratis abzugeben, die ansonsten teuer gekauft werden müssten. Aber wie gesagt: Der erste Eindruck ist positiv.
Eigene Trainingseinheiten? Erst mal sehen, was die App so bereithält
Es gibt die App fürs iPhone und iPad und für Android. Nach dem Start erscheinen drei Optionen: Der 7 Minute Workout, der Smart Workout und die Workout Library. Letztere enthält eine ganze Latte von Standard-Übungssets. Es gibt auch die Möglichkeit, eigene Trainingseinheiten zusammenzustellen. Das klingt vielversprechend; aber natürlich bin ich als blutiger Amateur schon zufrieden, wenn die Standardübungen brauchbar sind.
Startet man eine Übung, erscheint zuerst ein Countdown, dann ein Trainer, der die Übungen vormacht und beschreibt und eine No-Bullshit-Attitüde an den Tag legt, die bei mir gewisse ungute Erinnerungen an Sportunterricht und Rekrutenschule weckt. Aber ich bin gewillt, darüber hinwegzusehen.
Abgesehen davon ist die App leicht zu bedienen, und man kann auch seine eigene Musik aus der iTunes-Mediathek wählen, um sich anheizen zu lassen. Bei My Performance sieht man seinen Fitness-Level und den Motivation Level – wie auch immer der gemessen wird. Und den Einstellungen sieht man die Übungen die man für gut oder schlecht befunden hat.
Falls möglich lieber draussen
Fazit: Ich hoffe, dass ich die App nicht zu oft benötigen werde – weil ich dann doch lieber für mich alleine joggen oder velofahren gehe. Aber für den Fall der Fälle ist es gut, sie zu haben.
Beitragsbild: So gut sehe ich bei meinen Leibesübungen leider nicht aus (Karl Solano, Pexels-Lizenz).