Ein bisschen Polemik gegen COVID-19

Der Wochenrückblick von Woche 9: Facebooks Entwicklerkonferenz F8 wegen Coronavirus abgesagt, Kritik an der Berichterstattung zu COVID-19, Gerüchte zu einem iPad Pro mit Touchpad in der Tastatur, WLAN-Sicherheitslücke «Kr00k». Und: Tiktok ist das angeblich eine parasitäre Spyware.

Facebook-Entwicklerkonferenz fällt dem Corona-Virus zum Opfer

Der Mobile World Congress 2020 wurde wegen des Corona-Virus abgesagt. Nun hat auch Facebook seine Entwicklerkonferenz abgeblasen, wie man bei «Ars Technica» lesen kann. Konstantinos Papamiltiadis, der Chef von Facebooks Platforms & Programs-Abteilung, hat einen Blogpost dazu verfasst, der sich etwas euphemistisch liest. Es gebe «Änderungen zur F8 2020», wie die Messe heisst:

Wir freuen uns jedes Jahr darauf, an der F8 mit unserer globalen Entwicklergemeinschaft in Kontakt zu treten und unsere Vision für die Zukunft, die wir gemeinsam aufbauen, zu verbreiten. Aber angesichts der wachsenden Besorgnis um COVID-19 haben wir die schwierige Entscheidung getroffen, die persönliche Komponente von F8 2020 zu streichen. Dies war eine schwierige Entscheidung.

Die «persönliche Komponente» ist die Messe vor Ort. Es bleiben «unpersönliche», per Video übertragene Vorträge und ähnliches. Also genau das, was an Konferenzen auch interessant ist, aber bloss nachrangig. Den eigentlichen Sinn erhalten solche Anlässe durch die Möglichkeit, von Entwickler zu Entwickler zu sprechen und einmal die Fragen stellen zu können, die eben an keinem Vortrag behandelt werden.


«3059 Verkehrstote: Die wahre Epidemie findet auf der Straße statt»

Und wo wir schon beim Virus sind, kann ich auch gleich noch diesen Beitrag hier zitieren, von «Mobile Geeks». Es geht um die Zahl der Verkehrstoten in Deutschland. Sie ist zurückgegangen. Sie war so tief wie noch nie. 3059 waren es 2019, gegenüber fast 22’000 im Jahr 1970, das in der Statistik den Rekordwert hält.

Etwas mehr als 3000 pro Jahr sind, man kann es sich ausrechnen, mindestens acht Tote pro Tag. Und wir machen so ein Theater wegen eines Virus‘, das bis jetzt weder in Deutschland, noch in der Schweiz oder Österreich für Todesopfer gesorgt hat? Klar, das ist Äpfel mit Birnen verglichen, schreibt auch Carsten Drees in seinem Beitrag, den er explizit als Polemik deklariert:

Aber aktuell erdrückt die Berichterstattung auf allen Nachrichten-relevanten Seiten alles andere, außer diesem Coronavirus bekommt man derzeit kaum was mit, spätestens seit das Virus über Norditalien in Europa richtig Fahrt aufgenommen hat. Unzählige Live-Schalten vor Kliniken, ohne das es wirklich was zu berichten gäbe. Immer wieder werden dieselben Pressekonferenzen und dieselben «So sollten sie sich verhalten»-Clips wiederholt, lediglich die Zahl der Infizierten wird stündlich angepasst.

Aber so polemisch finde ich das gar nicht. Mir geht es ähnlich: Ich finde nicht, dass man das Virus ignorieren sollte. Aber bis jetzt ist es eine geringere Gefahr als die saisonale Grippe, mit der wir es jedes Jahr zu tun bekommen. [Habe ich damals gedacht. Wie wir heute wissen, war das eine Fehleinschätzung. Die hier als Mahnmal für meine Bereitschaft, voreilige Schlüsse zu ziehen, stehen bleibt.]

Und eben: Den Blutzoll im Strassenverkehr nehmen wir als gottgegeben hin. Es ist eine bekannte Tatsache, dass wir Menschen Risiken extrem verzerrt wahrnehmen. Wir haben mehr Angst vor mikroskopischen Organismen als von überzüchteten Motorfahrzeugen, die für manche von uns obendrein so eine Art Fetisch darstellen. Und wir lassen uns zum Beispiel von sozialen Dynamiken beeinflussen. Das sollten auch die Medien wissen und nicht als Anheizer fungieren.


Bald iPad-Pro-Tastatur mit Touchpad?

Sollte man sich um die Apple-Gerüchte kümmern? Ich finde nicht. Denn entweder stimmen sie – und dann erfährt man die Sache noch früh genug. Oder sie stimmen nicht, und dann war die ganze Aufregung umsonst.

Doch ab und zu mache ich selbst gerne eine Ausnahme von dieser Regel. Nämlich dann, wenn ein Gerücht mich stirnrunzeln oder kopfschütteln lässt. Das war bei dieser Meldung hier der Fall: Ich habe mit gefurchter Stirn meinen Kopf geschüttelt und gleichzeitig noch ungläubig geschaut. Da geistert die Meldung durchs Netz (hier oder hier), Apple denke darüber nach, die iPad-Tastatur mit einem Touchpad auszustatten.

Hey, wieso nicht gleich noch eine Touchbar einbauen und Mac OS installieren? Schon hätte man ein echt gutes Arbeitsgerät. Natürlich würde dann der Preis ungefähr auf um die 1500 Euro/Franken steigen, was ungefähr das ist, was man für ein Macbook Pro auf den Tisch legen muss. Aber so ist das mit dem Fortschritt!

Ich würde Apple empfehlen, das nicht zu tun. Erstens würde so eine Tastatur ziemlich unhandlich werden, stelle ich mir vor. Und zweitens wäre es das Eingeständnis, dass Apple mit dem iPad zufälligerweise vor zehn Jahren ein Produkt erfunden hat, das es bei Apple schon seit 1989 gibt


Wieder einmal eine WLAN-Sicherheitslücke

Heise hat gestern über «Kr00k» berichtet. Das ist eine Sicherheitslücke in den WLAN-Chips von den Herstellern Broadcom und Cypress, die in vielen Smartphones und Tablets stecken, gemäss der Aufzählung im iPhone, Nexus und Galaxy, Amazon Echo und Kindle. Sie lässt sich so ausnutzen, dass sich Teile von WPA2-verschlüsseltem Datenverkehr entschlüsseln lassen. Das klingt fatal, doch für einen erfolgreichen Angriff müsse man in Reichweite des Netzes sein. Ausserdem sei die Ausnutzung der Lücke komplex.

Und wie oft: Updates helfen. Apple hat die Lücke beim iPhone, iPad und Mac OS schon im Oktober 2019 geschlossen. Mit iOS 13.2 und Mac OS 10.15.1 ist man auf der sicheren Seite.


Und schliesslich auch noch das!

Wegen des Virus hat China das (hier besprochene) Spiel «Plague» auf eine schwarze Liste gesetzt, sodass es aus den Stores geflogen ist. Der Reddit-Chef Steve Huffman bezeichnet das soziale Netzwerk Tiktok als parasitäre Spyware. Und «The Verge» findet, wir sollten uns nicht davor fürchten, dass Roboter uns die Jobs wegnehmen: «Überlegt besser, was passiert, wenn ein Roboter dein Boss wird.»

Beitragsbild: Wenn sie bloss auch dagegen helfen würde, vom Auto überfahren zu werden (Macau Photo Agency, Unsplash-Lizenz).

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