Untappd ist eine meiner Lieblings-Apps, die ich seit mindestens sechs Jahren benutze, aber unverzeihlicherweise niemals bebloggt habe. Diese Unterlassungssünde soll hiermit wettgemacht werden. Es handelt sich nicht nur um eine App, sondern um ein soziales Netzwerk für Biertrinker. Man trinkt ein Bier und erfasst das in der App. Wie bei Facebook – nur ohne die Fakenews und den Hass.
Es gibt Untappd fürs iPhone und Android, natürlich kostenlos. Die Funktionsweise ist simpel: Nach dem Genuss eines Hopfengetränks tippt man in der App in der Rubrik Aktivitäten auf das Plus-Symbol. Dann gibt man in der Suchmaske den Namen des Biers ein und wählt den passenden Vorschlag aus einer Liste – oder macht sich die Mühe, das Bier zu erfassen, sollte es tatsächlich so sein, dass das bislang noch keiner der anderen App-Nutzer getan hat.
Dazu ergänzt man eine Wertung, den Servierstil (Gezapft, Flasche, Dose, etc.) und den Standort. Wenn man mit anderen Nutzern der App unterwegs ist, darf man die in der App taggen. Und wenn man ein Biernerd ist, dann spezifiziert man natürlich auch das Geschmacksprofil (Light, Smooth, Happy, Sweet, etc.)
Dieser Checkin-Vorgang wird den anderen Nutzern in ihrer Aktivitäten-Liste präsentiert, worauf sie darauf anstossen bzw. toasten oder einen Kommentar abgeben können.
Zur Huldigung und fürs Biergeplänkel
Man sieht auch die Aktivitäten in der Nähe und kann Gruppen erstellen oder suchen. Die Checkins der Gruppe werden dann in einem separaten Feed angezeigt, was es ermöglicht, einer speziellen Biersorte zu huldigen oder andere Gruppendynamiken zu entfachen.
Die App hat weitere Rubriken: Bei Karten sieht man die Lokale und Verkaufsstellen in der Umgebung. Man kann auch eine Stadt oder Gegend auswählen, um sich zum Beispiel vor einer Ferienreise entsprechend mit den biertechnischen Gegebenheiten vertraut zu machen. Bei Entdecken sucht man nach Biere, Brauereien oder Orte und findet Empfehlungen zur Umgebung – ebenso die beliebten Biere und Lokale. Auch der Globale Feed ist hier zu finden – also die Bierkonsummeldung aller Nutzer. Die lassen darauf schliessen, dass in der Untappd-Community so ungefähr alle fünf Sekunden ein Bier hinter die Binde gegossen wird, egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit.
Auf der eigenen Profilseite erfährt man alles über den eigenen Bierkonsum, sowohl, was die Menge als auch die Vielseitigkeit angeht. Man sieht die Fotos, die man von seinen Bieren gemacht hat – und auch die Badges, die man im Lauf seiner Trinkerkarriere gesammelt hat. Denn wie es sich für eine richtige App dieser Art gehört, gibt es eine Gamification-Komponente: Man für Neugierde und Experimentierfreude belohnt und erhält für jede Biersorte, die man sich erschliesst, einen entsprechenden Badge.
Verleitet die App zu mehr Konsum?
Bei Profil ist auch eine Verteilung der Wertungen ersichtlich. Man kann die Liste der getrunkenen Biere nach unterschiedlichen Kriterien sortieren und filtern: Standardmässig erscheinen die Check-ins chronologisch, aber man kann auch nach Brauerei, Alkoholgehalt, Zahl der Check-ins oder der eigenen oder der globalen Bewertung gliedern. Das lässt allerhand Analysen zu: Man findet heraus, welche Biere man mag, die globale Community aber nicht oder umgekehrt. Auch eine Sortierung nach Ländern ist möglich – leider aber nicht nach der Zahl der globalen Check-ins. Denn gute Biere mit wenig Check-ins: Das wären die Geheimtipps.
Auf der Profilseite bei Freunde sieht man seine Bierkumpane. Und über Hinzufügen (rechts oben) weitet man seine Kontakte aus – indem man gemeinsame Kontakte bei Twitter, Facebook oder Swarm (vormals Forsquare) sucht. Eine Suche nach Mailadressen gibt es nicht.
Bleibt die Frage: Veranlasst die App zu übermässigem Konsum? Meines Erachtens nicht – eher im Gegenteil. Um ein Bier ordentlich zu erfassen, muss man es bewusst geniessen und nicht einfach in sich hineinschütten. Und das beugt exzessivem Konsum vor. Aber natürlich sollte man sich vom Ehrgeiz befreien, gleich alle Badges freischalten und möglichst jedes Bier der Welt in seiner Historie haben zu wollen.
Beitragsbild: Ahhh! (Pixabay/Pexels-Lizenz)