Es scheint, dass ich etwas klarstellen muss: Nein, ich bin absolut kein Feind von Google. Im Gegenteil; ich bin fasziniert, was dieses Unternehmen ständig an neuen Ideen produziert. (Wobei die Innovationskraft meinem subjektiven Empfinden in letzter Zeit deutlich nachgelassen hat. Aber das ist sicher nur eine kleine Durststrecke.)
Ich bin aber der Ansicht, dass man Google kritisch auf die Finger schauen muss – wie das bei jedem Unternehmen mit einer solchen Marktmacht der Fall ist. Darum prangere ich Googles Arroganz an. Und wir Nutzer sollten uns unserer Abhängigkeit bewusst sein. Und darum angewandte Google-Skepsis pflegen.
Hier wird man nicht getrackt
Aus diesem Grund empfehle ich heute die Website No More Google. Hier gibt es «privatsphärenfreundliche Alternativen, bei denen man nicht getrackt wird», wie es in der Unterzeile heisst. Das impliziert, dass zumindest der Betreiber der Site Google nicht gerade wohlgesonnen ist. Es ist Pieter Levels, der als @levelsio auf Twitter unterwegs ist. Er scheint ein ziemlicher Hansdampf in allen Internet-Gassen zu sein. Er hat zum Beispiel nomadlist.com gegründet. Und er steht hinter Projekten wie hoodmaps.com, die ich auch mal ansehen muss.
Die Sonntagszeitung hat ihn im Mai 2015 porträtiert:
Pieter Levels ist ein typischer «urban nomad»: Der 28-jährige hat keinen festen Wohnsitz, sondern reist mit Rucksack um die Welt. Unterkunft findet er bei Freunden, wenn er arbeitet, mietet er sich in Gruppenbüros ein oder besucht einen Coffeeshop.
Bei diesem Lebensstil liegt es nahe, auch bei den Online-Gewohnheiten eine gewisse Mobilität zu beweisen und nicht bei Google-Diensten zu verharren, wenn man sich mit ihnen nicht so richtig wohlfühlen sollte.
Levels empfiehlt zu jedem der wichtigen Google-Produkte eine Handvoll von Konkurrenzdiensten, die man mit einem Klick aufs Daumen-nach-oben-Symbol hochwählen kann. Aus dieser Wertung ergibt sich die Reihenfolge. Die ist in vielen Fällen einleuchtend – aber natürlich gilt wie immer, dass die Schwarmintellgenz auch nicht unfehlbar ist.

Bleibt die Frage: Wie gut sind die Alternativen, die einem präsentiert werden? Wird der Eindruck bei vielen von uns – dass Google in manchen Bereichen schlicht alternativlos ist –, bestätigt oder relativiert?
Bei den Suchmaschinen bleibt es bei der vorgefassten Meinung (Suchmaschinen? Miese Versager sind sie alle!). Denn auch die mir bislang nicht bekannte Suchmaschine searx.me stellt Google nicht in den Schatten. Die beliebteste Alternative zu Googles Webstatistikdienst (Schmeisst Google Analytics über Bord) ist matomo.org; die wurde mir seinerzeit auch empfohlen.
Manche Empfehlungen sind mit Vorsicht zu geniessen
Die Ausweichmöglichkeit Nummer 1 zu Gmail ist ProtonMail. Dieser Dienst ist hier im Blog nicht unbekannt. Aber ich würde ihn nicht als direkter Konkurrent von Gmail betrachten. Dafür ist mir der Funktionsumfang zu eingeschränkt. Ich würde Proton nur punktuell für Fälle mit besonders hohen Ansprüchen an die Privatsphäre einsetzen, nicht aber universell. Immerhin bin ich dem Anbieter tutanota.com begegnet, der Mails ebenfalls standardmässig verschlüsselt. Muss ich auch mal ausprobieren.
Die Alternative Nummer eins zu Google Docs ist notion.so. Diese Software habe ich ausführlich im Beitrag Eine Notiz-App, die die Leute zum Schwärmen bringt besprochen. Einen Blick wert sind auch Bear Writer, Airtable, PeerTube, Leaflet oder TinEye.
Es gibt nicht zu jedem Google-Dienst eine echte Alternative
Fazit: No More Google enthüllt uns keine Wunder-Dienste, die Google links liegen lassen – und die uns bis jetzt aus unerfindlichen Gründen verborgen geblieben sind. Aber es ist eine brauchbare Liste und eine gute Übersicht an Webdiensten, die nicht komplett Mainstream sind. Soweit ich gesehen habe, fehlt nichts Wesentliches – und es gibt einiges zu entdecken, was man wahrscheinlich noch nicht kannte.
Beitragsbild: Und die ins Kröpfchen (Lalo Hernandez/Unsplash, Unsplash-Lizenz).