Das Pasta-Gadget

Eine Teigwarenmaschine, auch Pastamaker genannt, im Test: Der Philips-HR2382 aus der Avance Collection erledigt die Arbeit prompt. Trotz weniger Unstimmigkeiten stellt sich unweigerlich die Sinnfrage.

Heute wagt sich dieses Blog wieder einmal in ein thematisches Randgebiet vor. Es geht zwar um ein Gadget. Aber um eines, das weder smart ist noch eine Internetanbindung aufweist. Immerhin hat es ein digitales Display – aber das ist auch schon der einzige Bezug zur Welt der Hochtechnologie.

Aber essen müssen schliesslich alle. Sogar wir Nerds, die wir uns hauptsächlich im Cyberspace aufhalten und uns von Bits und Bytes ernähren. Und dafür ist dieses Gadget gut: Für die analoge Kalorienzufuhr. Das Gadget gibt einem sogar das angenehme Gefühl, man würde eine selbstverantwortliche Ernährungsweise pflegen und nicht bloss Fastfood und Fertiggerichte in sich hineindrücken. (Was natürlich ein Klischee ist.)

Also, es geht um eine Teigwarenmaschine, neudeutsch Pastamaker genannt. Hier im Blog bespreche ich speziell die Avance Collection von Philips, die es bei Galaxus für ca. 230 Franken und bei Amazon für um die 200 Euro gibt. Aber ich nehme an, dass andere Modelle und die Geräte der Konkurrenz ganz ähnlich funktionieren.

Die (im Kindesalter stecken gebliebenen) kulinarischen Vorlieben befriedigen

Eine solche Maschine hat mehrere Vorteile: Sie erlaubt es unsereins, unsere (im Kindesalter stecken gebliebenen) kulinarischen Vorlieben zu pflegen und fünfmal die Woche Teigwaren zu essen. Gleichzeitig schmeisst man nicht einfach fertig gekaufte Pasta in einen Topf und macht eine Fertigsosse dazu. Nein, man stellt die Pasta selbst her und darf sich dem Gefühl hingeben, die jahrtausendealte Menschheitstradition der Selbstversorgung weiterzuführen.

Mehl, Semola und hier grünes Pulver für farbige Pasta – und dann geht es auch schon los.

Und ja, man benötigt richtige, echte Zutaten wie Hartweizenmehl (Semola), Mehl und Wasser. Optional kann auch Ei rein. Und farbiges Pulver, wenn man seine Teigwaren einfärben möchte.

Trotz des handwerklichen Aspekts ist die Angelegenheit ausreichend benutzerfreundlich: Die Herstellung ist im Vergleich zu einem Hefeteig ein Klacks. Man schaltet den Pastamaker ein und schüttet das Mehl in die grosse Öffnung. Auf dem Display zeigt einem die Maschine sogleich das Gewicht an und erklärt, wie viel Wasser noch dazu gehört. Während der Knetvorgang schon begonnen hat, schüttet man das dazu.

Gut drei Minuten rühren – dann geht es auch schon los.

Danach läuft alles weitgehend vollautomatisch. Der Teig wird geknetet und dann durch den Aufsatz am Kopfende der Maschine durchgedrückt. Durch den Aufsatz erhalten die Teigwaren ihre Form und werden zu Spaghetti, Nudeln oder Müscheli. Und auch der Pastamaker hat das Merkmal eines guten Gadgets: Es gibt nämlich potenziell unendlich viel Zubehör. Man kann Formaufsätze für alle möglichen und unmöglichen Pastavarianten erwerben.

Warum keine Guillotine?

Tatsächlich: Es funktioniert! (Am Anfang noch nicht so richtig formvollendet.)

Als Benutzer muss man immerhin die austretenden Teigwaren regelmässig abstreifen, damit man z.B. Spaghetti in der gewünschten Länge erhält. (Man könnte natürlich die Spaghetti auch ungeschnitten austreten lassen, bis die Teigmenge aufgebraucht ist. Aber fünf Spaghetti mit je zwanzig Metern Länge sind nicht sonderlich praktisch.)

Die Hauptaufgabe des Nutzers: Das austretende Endprodukt abstreifen (hier Müscheli).

Jedenfalls stellt sich eine interessante Frage: War es ingenieursmässig nicht möglich, an der Maschine eine Art Guillotinenvorrichtung anzubringen, die die austretenden Teigwaren automatisch auf die richtige Länge schneidet? Oder wurde diese Vorrichtung mit Absicht weggelassen, weil der Anwender sonst des Gefühls beraubt würde, die Pasta selbst herzustellen? Denn darf das Resultat noch als hausgemacht gelten, wenn doch die Maschine die ganze Arbeit erledigt und es keinen Handstreich des Nutzers mehr braucht?

Es ist eine etwas monotone Arbeit

Das sind Überlegungen, die in den Bereich der Gadgetpsychologie gehören – eine Spezialisierung der Seelenlehre, die es entweder schon gibt oder die aber schleunigst begründet werden müsste. Ohne die Guillotine hat man hinterher jedenfalls tatsächlich das Gefühl, man hätte die Pasta handgefertigt – auch wenn die Arbeit des Abstreifens relativ monoton und nicht sonderlich anspruchsvoll ist.

Fazit: Mit so einem Gerät kann man seinen Drang, auch mal ein Lebensmittel selbst herzustellen und nicht nur von verarbeiteter Nahrung abhängig zu sein, wunderbar ausleben. Die Maschine funktioniert ausgezeichnet und macht, wenn man sich an die (simple) Gebrauchsanweisung hält, richtige Pasta.

Die Frischheit ist kaum zu schmecken

Apropos richtige Pasta: Die resultierenden Teigwaren sehen so aus wie Teigwaren. Und sie schmecken auch so. Man kann sich einbilden, dass sie frisch noch etwas besser sind als gekauft und getrocknet – aber gigantisch ist der Unterschied nicht. Auch wenn die eingeschworene Gilde der Pasta-Handwerker mir hier vehement widersprechen würde, bin ich der klaren Meinung, dass der Aufwand auf kulinarischer Ebene nicht rentiert.

Und natürlich lohnt er sich auch finanziell nicht. Mit der guten Semola dürfte die selbstgemachte Pasta sogar teurer sein, als die, die man im Laden kauft – und da ist der Preis für den Pastamaker noch nicht einmal eingerechnet.

Man müsste auch noch die Maschine putzen

Schliesslich ist es die Sache auch wegen des Aufwands eigentlich nicht wert. Denn auch wenn der Herstellungsprozess selbst nicht sehr anspruchsvoll ist, sollte man nicht vergessen, dass man hinterher noch die Maschine putzen muss. Und das finde zumindest ich wahnsinnig lästig.

Der Grund, sich so ein Gerät anzuschaffen, wäre die Experimentierfreude. Man kann mit Zutaten, Formen und Varianten herumspielen und so vielleicht neue Vorlieben entwickeln. Und man kann die Kinder miteinbeziehen. (Die dann hoffentlich auf die Warnungen hören und nicht ins Rührwerk greifen.) Aber so ist es oft mit den Gadgets: Sie machen das Leben nicht einfacher, sondern komplizierter. Aber auch ein bisschen abwechslungsreicher, und darum mögen wir sie.

2 Kommentare zu «Das Pasta-Gadget»

  1. Mit dem Standard-Teig kann man keine grossen geschmacklichen Differenzen erwarten, ist ja (richtigerweise!) nur Mehl und Wasser. Aber wenn man die Pasta selbst macht, kann man ihr selbst ein Aroma geben: Peperoncino ist wohl der Klassiker, Limone ist auch fein oder wer es etwas spezieller mag, nimmt Zenzero (Ingwer). Zenzero passt hervorragend zu geräuchertem Fisch.

    Lange Spaghetti sind übrigens auf mehrfache Art wunderbar:
    1. gibt es eine italienische Redensart „ich mache drei Spaghetti“ im Sinne von „ich koche Pasta“ => dann kann man wirklich drei Spaghetti machen
    2. lassen sich lange Spaghetti schön auf dem Teller aufwickeln
    3. ist es für Kinder eine Freude, zu versuchen, einen Meter auf der Gabel aufzuwickeln oder genüsslich einzusaugen

    Da lohnt sich auch das Selbermachen: im Laden gesehen habe ich nur solche mit einem Meter Länge und die haben über 30 Fr. für 2.5kg gekostet.

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