Was man nicht an die grosse Glocke hängt

Passwortschutz für Notizen, Versteck-Apps für private Dokumente, Fotos und Videos und Möglichkeiten, gewisse Apps am Homescreen zu verbergen: Praxis-Tipps für mehr Privatsphäre.

Wie haltet ihr es so mit euren mobilen Geräten in der Familie und im Freundeskreis? Dürfen zum Beispiel eure LebenspartnerInnen, Kinder und Enkel, Eltern euer Smartphone einsehen? Gebt Ihr den Passcode an Blutsverwandte, Angeheiratete und Leute, die euer Tisch und Bett teilen weiter – oder sind Smartphone und Tablets strikt persönlich, dass keiner darauf herumfuhrwerken darf, egal wie nah er euch auch ist?

Das ist eine schwierige Angelegenheit, finde ich. Der Standpunkt «Mein Gerät gehört mir» ist konsequent und trägt dem Umstand Rechnung, dass man das Recht hat, seine kleinen Geheimnisse zu wahren. Es geht nicht darum, dass man als anständiger Mensch nichts zu verstecken hat. Edward Snowden hat dazu ein schönes Gegenargument, das ich bei Wikipedia gefunden habe:

Arguing that you don’t care about the right to privacy because you have nothing to hide is no different than saying you don’t care about free speech because you have nothing to say.

Man ist auch nicht gegen die freie Meinungsäusserung, nur weil man nichts zu sagen hat. Ausserdem hat jeder seine kleinen Geheimnisse – und wenn es nur das ist, dass man für den Menschen an seiner Seite eine Überraschung plant, von der dieser vor seinem Geburtstag nichts erfahren darf.

Jeder hat Geheimnisse – und nicht alle sind dubios oder unsittlich

Und natürlich hat jeder seine Geheimnisse. Die mögen mehr oder weniger anrüchig sein. Vielleicht sind sie harmlos, aber erklärungsbedürftig – wie wenn man ab und zu durch Tinder wischt, weil man sich dann ein bisschen jünger fühlt. Womöglich sind diese Geheimnisse dubios bis unsittlich. Dann ist es wahrscheinlich umso besser, wenn die unter dem Deckel bleiben – zumindest so lange man in seinen Handlungen und anderen gegenüber anständig und allgemein verträglich bleibt.

Nebst der «Mein Gerät gehört mir»-Haltung gibt es eine zweite Möglichkeit. Die besteht darin, dass man seinem näheren Umfeld Zugriff auf sein Gerät gibt, sich aber ein paar Verstecke anlegt. Dort versteckt man seine Bilder, Informationen oder die Apps, die in den Bereich der Guilty Pleasures fällt. Im Patentrezept-Video erkläre ich diese Methode im Detail:


Wie Sie am iPhone und iPad Ihre Geheimnisse wahren

Erklärt werden iPhone-Tricks und Apps für kleinere Geheimniskrämereien, namentlich Secret Calculator, der einen ziemlich kleveren Trick nutzt, um Dinge zu verstecken. (Den sieht man übrigens auch in Spiel «A normal lost Phone», vorgestellt im Beitrag Dem Voyör ist nichts zu schwör.)

Dinge verstecken

Dinge zu verstecken, ist übrigens auch die Methode, die ich persönlich anwende. Was mich angeht, merke ich übrigens bei der Produktion meiner Videos immer wieder, dass auch ich Dinge zu verbergen habe, obwohl ich mich auch zu denen zählen würde, die «nichts zu verbergen haben»:

Ich verwende für die Screencasts immer meine privaten Geräte, und zwar mehr oder weniger so, wie ich sie auch privat nutze – also ohne grosse Inszenierung, Anpassung oder Kosmetik. Wenn man meine privaten Mailadressen im Video sieht, dann kratzt mich das wenig. Meine Hauptadresse ist seit zwanzig Jahren im Netz und reichlich öffentlich.

Den Browserverlauf oder Chats publik machen?

Aber meine Chat-Protokolle sollen nicht unbedingt im Video landen, eben sowenig private Fotos, meine Lesezeichen und mein Browserverlauf, meine Kontakte und mein Google-Kalender. Das allein deswegen, weil es da nicht allein um mich, sondern auch um Familie, Freunde und Bekannte geht.

Ich denke nicht, dass es für diese Beziehungen förderlich wäre, wenn die Leute damit rechnen müssten, in den Videos zu landen. Deswegen habe ich immer mal wieder das Vergnügen, in aufwändigen Final-Cut-Aktionen  Dinge wegzupixeln.

Beitragsbild: Versteckt! (Caleb Woods/Unsplash, Unsplash-Lizenz)

One thought on “Was man nicht an die grosse Glocke hängt

  1. Meine Frau und ich haben auf unseren Smartphones gegenseitig unsere Fingerabdrücke hinterlegt. Dies nicht aus Misstrauen, sondern aus Bequemlichkeit. Ich lese nicht ihre E-Mails. Aber wenn sie eine Chatnachricht erhält und gerade anderweitig beschäftigt ist, lese ich ihr die Nachricht vor und sie diktiert mir die Antwort. Habe mir dazu noch keine grossen Gedanken gemacht, für mich war das immer ganz normal so. Verwende mein Smartphone aber auch nicht als Tagebuch.

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