Es bluescreent mal wieder

Das Windows 10 Mai 2019 Update (1903) ist keine reine Freude: Es gibt zwar Verbesserungen, aber auch grobe Probleme – darum zuwarten!

Aus beruflichen Gründen komme ich ab und zu in die Verlegenheit, Betriebssystem-Updates durchführen zu müssen. Ein Schicksal, das ich mit vielen Leuten teile: Es bleibt niemandem erspart, der Computer nutzt. Oder Autos, Fernseher, Zahnbürsten, Elektroroller oder smarte Vibratoren – es ist nämlich durchaus erstaunlich, wo heute überall aktualisierbare Betriebssysteme sitzen.

Also, kein Grund zum Jammern. Eigentlich. Weswegen ich hier trotzdem zur Tirade ansetze, hat zwei Gründe. Erstens nutze ich Windows – was allein schon eine dramatische Komponente hat. Zweitens installiere ich die Updates aus besagten beruflichen Gründen meistens relativ zeitnah: Ich will sehen, was sich verändert, was man darüber berichten könnte und ob noch alles funktioniert.

Letzten Freitag habe ich das Update 1903 für Windows 10 installiert. Das läuft auch unter dem schönen Namen Windows 10 Mai 2019 Update, und es ist seit letzter Woche erhältlich. (Ich habe es mir über Microsofts Updater-Anwendung geholt.)

Die Aktualisierung lief leider überhaupt nicht rund. Es gab diverse Probleme und Pannen, die ich hier aufzähle – für den Fall, dass jemand ähnliche Erfahrungen macht.

Die kommentarlos gestartete Systemreparatur

Zuerst aber noch der Hinweis, dass sich die gravierenden Probleme nach etwas Warten und mit Neustarts quasi von allein gelöst haben. Es wurden direkt nach dem grossen Update weitere Aktualisierungen nachgeschoben (KB4495620, KB4497932). Ausserdem hat das System auch eine «Systemreparatur» gemeldet, ohne weitere Details dazu zu verlieren.

Das interpretiere ich so, dass die Probleme bekannt sind und Microsoft versucht, sie abzufangen, wenn sie auftreten. Es versteht sich eigentlich von selbst, dass wir Nutzer es bevorzugen würden, wenn die Ursachen an der Wurzel gepackt, statt durch nachgeschobene Systemreparaturen geflickt würden.

Und zwei Empfehlungen für Leute, die das 1903-Update noch vor sich haben:

  • Ich würde mit dem Update zuwarten, wenn es nicht eilt. Wie man Updates aussetzt, habe ich im Beitrag Microsoft hat es komplett versemmelt beschrieben.
  • Es lohnt sich, das Update zu machen, wenn man Zeit für ein paar Neustarts am Ende hat – und notfalls auch für die manuelle Fehlerbehebung. Wenn man seinen Computer zum Arbeiten braucht, ist definitiv kein guter Zeitpunkt.
  • Und schliesslich ist dringend zu empfehlen, vorab eine Systemsicherung anzufertigen. Meine Empfehlung dazu ist der Festplattenmanager von Paragon. Der wird auch im Video vorgestellt, das oben beim ersten Tipp verlinkt ist.

Die wüste, leere Shell

Also, die Probleme mit dem Update, schön der Reihe nach.

Desktop leer. Nach der ersten Anmeldung nach dem Update erschien nur ein leerer Windows-Desktop und einige Fehlermeldungen. Offenbar hatte die Shell (Desktop, plus Windows Explorer) Mühe, hochzukommen. Ein Neustart hat dieses Problem behoben.

Fehlender Befehl. Dann fehlte beim Ein/Aus-Knopf die Option Ruhezustand. Die liess sich manuell wieder hinzufügen, und zwar wie folgt: Man betätigt die Windows-Taste und r und gibt Control ein. Das öffnet die klassische Systemsteuerung. Dort schaltet man mittels Anzeige rechts oben auf Kleine Symbole um. Nun sieht man das Icon Energieoptionen, das man doppelt anklickt. Links bei den weitere Optionen findet man den Eintrag Auswählen, was beim Drücken von Netzschaltern geschehen soll. Dort gibt es unten auch die Einstellungen für das Herunterfahren und darunter für den Ruhezustand die Option Im Energiemenü anzeigen. Wenn man die anhakt, hat man seinen Befehl zurück.

Falls die Optionen ausgegraut sind, klickt man beim Schildchen für den Admin-Modus auf Einige Einstellungen sind momentan nicht verfügbar.

Hier holt man den verschwundenen Ruhezustand zurück.

Grafiktreiberpuff. Beim nächsten Start erschien das Bild nicht mehr bildschirmfüllend, sondern etwa auf 60 Prozent verkleinert mit grossem schwarzem Trauerrand rundherum. Offensichtlich ein Problem mit den Grafiktreibern und der Grafikkarte, der Nvidia Geforce GT 610. In solchen Fällen starte ich das Dienstprogramm zur Grafikkarte. Das ist in meinem Fall Geforce Experience von Nvidia. Das installierte die Version 3.18.0.102. Das schien dann zu helfen. Jedenfalls war nach dem nächsten Neustart der Bildschirm wieder in Ordnung.

Bluescreens und der mühsame Start im abgesicherten Modus

Bluescreen. Allerdings währte das Glück nicht lange. Nach dem Neustart und Anmelden kam nicht das Benutzerkonto, sondern ein Systemabsturz. Fehlermeldung System_Service_Exception mit Hinweis auf ddkmd.sys. In solchen Fällen versucht man es erst einmal mit einem Start im abgesicherten Modus und mit einer Überprüfung mit SFC.

Bei der Gelegenheit konnte ich feststellen, dass Microsoft sich bei Windows 10 eine echt bescheuerte Methode ausgedacht hat, um den Computer im abgesicherten Modus zu starten, wenn man das nicht über eine funktionierende Benutzeroberfläche tun kann. Man muss nämlich den Computer während des Neustarts so abwürgen, dass er selbst merkt, dass etwas nicht funktioniert und die Windows-Wiederherstellungsumgebung (WinRE) mit den Fehlerbehebungsoptionen anbietet. Wie doof ist das denn!

Der System File Checker (SFC) verrät, dass Windows von sich aus gemerkt hat, dass etwas nicht stimmt.

Beim abgesicherten Startmodus bin ich so nicht gelandet, aber nach drei Versuchen hat die Anmeldung überraschender- und erfreulicherweise wieder funktioniert – allerdings ohne das WLAN einen Wank gemacht hätte. Auch die Überprüfung mit SFC war nicht möglich, mit dem Hinweis, es würde eine Systemreparatur ausgeführt. Wie genau die ausgelöst wurde, ist mir nicht klar. Aber sie hat den Fehler offensichtlich beheben können.

Sogar das WLAN geht wieder…

Nach dem nächsten Neustart war dann alles in Ordnung: Das WLAN meldete sich zurück und SFC konnte endlich seine Überprüfung ausführen (Lücken im Windows-Systemordner schliessen), allerdings ohne Befund.

Ich bin gespannt, ob die Umstiegsquerelen nun überstanden sind. Falls nicht, werde ich die Liste hier natürlich ergänzen.

Es bleibt anzumerken, dass man sich diesen ganzen Ärger ans Bein für ein Update ans Bein bindet, das Microsoft mit den Worten «Weniger ist mehr» beschreibt. Naja, weniger Abstürze und Neustarts wären definitiv mehr!


Update vom 3. Juni 2019: Im Beitrag Auch Windows macht jetzt einen auf Nanny geht es noch einmal um das Windows-Mai-2019-Update: Ich diskutiere die neue Funktion, mit der sich Windows so einstellen lässt, dass Programme nur noch aus dem App-Store bezogen werden dürfen.


Update vom 12. Juni 2019: Nach dem letzten Windows-Update (KB4503293) bleiben die Bluescreens aus. Uff! Der Grafiktreiber stürzt allerdings noch immer nach jedem Start ab.


Update vom 21. Juni 2019: Die Bluescreens sind zurück. Was immer sie dazu gebracht hat, zu verschwinden – es war nicht von Dauer. Auch die komplette Deinstallation der Treiber mit Display Driver Uninstaller (DDU) und anschliessender Neuinstallation hat nicht geholfen. Fehlermeldung im Gerätemanager nach wie vor «Dieses Gerät wurde angehalten, weil es Fehler gemeldet hat. (Code 43)». In den Ereignissen heisst es ausserdem folgendes:

Der Prozess zum Installieren von Treiber display.inf_amd64_ec86a3713fa47689 für Geräteinstanz-ID PCI\VEN_10DE&DEV_104A&SUBSYS_84111043&REV_A1\4&BAB4994&1&0008 wurde mit folgendem Status beendet: 0x0.

Dazu gibt Google allerdings nichts Vernünftiges her…


Update vom 28. Juli 2019: Mittels Beobachtung ist jetzt ziemlich eindeutig belegt, dass die Bluescreens auftreten, wenn ich mich sofort nach dem Erscheinen des Anmeldebildschirms anmelde. Wenn ich noch ein paar Sekunden (sicherheitshalber um die 30 Sekunden) zuwarte und mich dann anmelde, dann hat sich das System selbst gefangen und es gibt keinen Bluescreen. Soll mir das mal ein Microsoft-Ingenieur erklären!


Update vom 10. Januar 2020: Nach einem Dreivierteljahr (!) funktioniert der Grafiktreiber wieder. Interessanterweise gibt der Gerätemanager die alte Treiberversion an (23.21.13.9135 vom 23.03.2018). Es ist daher anzunehmen, dass irgend eines der letzten Windows-Updates das Kompatibilitätsproblem behoben hat. Welches das war, konnte ich auf die Schnelle nicht eruieren.

Es bleibt die simple Empfehlung: Wer mit den Treibern für die Nvidia GeForce GT 610-Karte Probleme hat, sollte Windows 10 auf den neuesten Stand bringen – dann müsste es wieder klappen.

14 Kommentare zu «Es bluescreent mal wieder»

  1. Ein kleines bisschen muss man da Microsoft schon in Schutz nehmen:

    1.) Hast Du das Update entgegen ihrer Empfehlung mit dem Update-Tool installiert. Dabei haben sie Windows Update „schlauer“ gemacht, damit Feature Updates nur noch auf Rechnern installiert werden, auf denen es keine Probleme geben sollte. (Sie filtern nach „hat Software X oder Treiber Y installiert“.) Der normale, geduldige User wird deshalb die erwähnten Probleme hoffentlich nicht haben, wenn Version 1903 bei ihm angezeigt wird.

    2.) Am BSOD ist wahrscheinlich die Drittsoftware „Duet Display“ schuld. Hast Du davon die neuste Version installiert? Im Changelog zur aktuellen Version steht „Windows drivers adjustments“.

    Aber: ich halte es auch für unsinnig, halbjährlich ein grosses Update zu veröffentlichen. Selbst wenn Windows Update das Update bei Dir wegen Duet Display nicht automatisch installiert hätte, hättest Du trotzdem irgendwann eine Meldung bekommen und ein Update für die Software suchen müssen. Halbjährlich Aufwand mit fast keinem Gegenwert…

    Und ja, die Boot-Problembehebungen von Windows sind unter aller Sau. Unvollständige Fehlermeldungen, um einen einzelnen Treiber zu deaktivieren muss man in die Registry etc…

  2. Du hast recht und ich wünschte mir, ich könnte mich an meine eigenen Tipps halten. Es lohnt sich tatsächlich abzuwarten, wenn man die neue Version nicht gleich sofort braucht…

    1. Du bist Journalist. Du wirst dafür bezahlt, den Ärger zu haben und darüber zu berichten. Damit wir User unsere Neugier zügeln und warten, bis das Update wirklich bereit ist. Von daher: danke! 🙂

      Jetzt, wo Du die neue Version schon mal hast, könntest Du die neue Windows Sandbox ausprobieren. Falls diese läuft, hättest Du wenigstens eine Belohnung für den Ärger (und Material für einen Blogbeitrag).

      1. Da bin ich dran. Die Sandbox wird problemlos installiert, aber sie startet nicht. Stattdessen gibt es eine «Nicht gefunden»-Fehlermeldung, ohne dass klar wäre, was nicht gefunden wird. Vielleicht komme ich der Sache noch auf die Spur…

        1. Das hatte ich auf einem Testrechner auch. Vermute, dass da was verbockt wurde mit fremdsprachigen Versionen. Hatte allerdings noch keine Zeit, dem nachzugehen oder es auf einer englischen Version zu testen.

  3. Das Update wird nur für PCs ausgerollt, auf welchen es auch läuft.
    Wenn man irgendwo was runterlädt oder „Nach Updates suchen“ klickt, kann man sich Müll einfangen.
    Die Sandbox läuft weitverbreitet nicht, bei mir ist sie nicht gelaufen.
    Ich empfehle wieder zurück zu 1809 zu gehen, und die Updates 365 Tage zurück zu stellen.

    1. Windows10Upgrade9252.exe lädt man sich nicht von irgendwoher herunter. Das Programm stammt aus Microsofts Downloadbereich.

      1. Stimmt 🙂
        Aber Microsoft schreibt irgendwo, dass man auf das automatische Update warten soll, weil dann garantiert ist, dass es klappt.

        1. Das ist wahr, und ich rate auch dazu abzuwarten. Ich erkläre im Beitrag, dass ich das Update direkt nach Erscheinen installiert habe, um darüber zu schreiben.

          Abgesehen davon ist leider nicht garantiert, dass abwarten in meinem Fall geholfen hätte. Die Game-ready-Treiber von Nvidia haben BSOD-mässig einen nicht unbegründeten Ruf.

          1. Dann das Experiment!
            Zurück auf 1809 und abwarten. Das wäre noch interessant.

          2. Keine Option, weil ich mit der neuesten Version von Windows arbeiten will/muss. Da fliegt vorher die Grafikkarte raus.

  4. Man kauft einen PC mit Windows und wird verarscht. Normalerweise müssten WIR Nutzer Geld dafür bekommen dass wir Microsofts Murks ausprobieren.

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