Wie man Internet-Lektüre aufs E-Book-Lesegerät bringt

Mit Crofflr sammelt man Lesestoff im Web über Dienste wie Pocket oder Pinboard und lässt sich ihn dann im Epub-Format auf den E-Book-Reader schicken.

Im Beitrag Das E-Book-Lesegerät zweckentfremden ging ich der Frage nach, wie man sein Lesegerät für E-Books möglichst unkompliziert auch zum Konsum von Artikeln aus dem Netz und für eigene Dokumente verwenden kann.

Das Fazit: Es geht – aber so richtig toll ist es nur, wenn man die Inhalte im passenden Format bereitstellt. Das ist im Fall des Tolino das Epub-Format. Mit dem wird das Dokument angenehm lesbar angezeigt und man kann auch die Schriftgrösse passend zur Bildschirmdiagonalen wählen. Wenn man seine Dokumente wie her beschrieben als PDF sammelt, dann ist es nicht ganz so komfortabel. Dann orientiert sich die Schriftgrösse an einem Dokumente im A4-Format, was sie auf dem kleinen Display eines E-Book-Readers sehr schlecht lesbar macht.

Zwei Methoden, die Webinhalte aufs Lesegerät verfrachten

Darum die Frage: Lassen sich Inhalte aus dem Web einfach im Epub-Format sammeln, sodass man sie ohne viel Aufwand an sein Lesegerät schicken kann? Die Antwort ist, natürlich: Ja. Ich beschreibe hier sogar zwei recht simple Methoden.

Methode 1 ist die, die ich persönlich bevorzuge. Das ist die Integration mit Pocket. Das ist ein Dienst, mit dem man Artikel ablegt, die man erst später lesen will. Er ist seit 2015 in Firefox integriert. Man kann ihn aber auch in anderen Browsern nutzen (Chrome, Safari, Edge). Da ich Pocket sowieso seit Jahren im Einsatz habe, ist das die einfachste Lösung, mit der ich mich nicht umgewöhnen und nichts Neues anfangen müsste.

Crofflr springt in die Lücke

Leider hat Pocket von Haus aus keine Unterstützung für Epub. Hier verweist Pocket auf Calibre (hier getestet) und auf einen Dienst namens Crofflr. Das eine ist eine Desktop-Anwendung, das andere ein Online-Dienst. Natürlich möchte ich den Umweg über eine Desktop-Anwendung vermeiden, darum habe ich es mit Crofflr probiert. Leider lässt sich der Dienst nicht unverbindlich  testen. Man muss gleich 5 US-Dollar für ein Abo abdrücken. Da das Abo aber lebenslang läuft, habe ich meine Zurückhaltung überwunden und sowohl den Vertrauensvorschuss als auch die Zahlung geleistet.

Bei Crofflr erfasst man in der Rubrik Services die Dienste, in denen man seine Artikel sammelt. Nebst Pocket sind das Pinboard, longform.org, Longreads und The Feature.

Zum Glück muss man nicht sein Pocket-Passwort eintragen, sondern kann den Dienst für die Nutzung durch Crofflr autorisieren. Hat das funktioniert, dann gibt man an, ob man alle ungetaggten Artikel sammeln möchte oder nur die Artikel, denen man einen bestimmten Tag zugewiesen hat. Es macht zwar etwas mehr Arbeit, aber es scheint mir sinnvoll, die Auswahl nach Tags einzugrenzen. Also vergebe ich den Tag eb (für E-Book) und hinterlege den bei der Filter by tag-Option.

Die automatische Ablieferung

Die Crofflr-Einstellungen zur Erstellung von Epub-Dateien aus der Pocket-Leseliste.

Als zweites konfiguriert man bei Delivery Settings die Auslieferungsoptionen. Man kann die Beiträge über die persönliche Kindle-Mailadresse ans Amazon-Lesegerät schicken lassen. Via Deliver to my E-Mail Inbox lässt man sie sich per Mail zuschicken. Und über Deliver to my Dropbox stellt man sie in die Dropbox. Aus Gründen würde ich lieber Onedrive nutzen. Aber für einen ersten Test ist auch dieses Ziel in Ordnung.

Bei Dropbox gibt man an, ob man seine Bücher im Epub- und/oder im Mobipocket-Format des Kindle erhalten möchte. Da es um den Tolino geht, wähle ich Epub.

Unter Schedule legt man fest, wann die Bücher ausgeliefert werden sollen. Man kann das regelmässig an einem bestimmten Wochentag tun. Oder aber bei Instant delivery über einen Automatisierungslink. Man braucht nur diesen Link aufzurufen, um die Auslieferung anzustossen. Der Link ist allerdings etwas lang, sodass man ihn vielleicht noch via Bit.ly oder einen anderen URL-Verkürzungsdienst abkürzen möchte.

Durchdacht und funktional

Fazit: Das ist durchdacht und funktioniert. Am Anfang des Buchs gibt es eine Inhaltsübersicht mit Links, mit der man direkt zu den einzelnen Beiträgen springt. Ab und zu gibt es ein paar verstümmelte Unicode-Zeichen, wobei das kein grundsätzliches Problem ist, sondern nur vereinzelt auftritt. Die Umlaute in deutschsprachigen Artikeln sind jedenfalls in Ordnung.

Leider erfolgt die Auslieferung nicht ganz instantan. Aber klar, das Abrufen der Inhalte und die Produktion des E-Books braucht auch eine gewisse Zeit – versprochen wird, dass es nicht länger als 15 Minuten dauern sollte. Bei meinen ersten Tests hatte es auch so lang gedauert, bis das Buch da war. Sinnvoll wäre eine Statusanzeige, die Ungeduldige darüber informiert, wie lange sie noch warten müssen.

Das grösste Problem ist, dass es keine direkte Anbindung von Crofflr an die Tolino-Cloud gibt. Schön wäre, wenn man wie beim Kindle Inhalte per Mail aufs Gerät bringen könnte. Oder wenn man das per Ifttt tun könnte. Eine solche Funktion müsste unbedingt nachgerüstet werden!

Ach ja: In den E-Book Options kann man angeben, ob die Bilder eingebettet werden sollen und ob am Ende jedes Artikels ein QR-Code eingebaut werden soll, über den man zum Original gelangt. So könnte man via E-Book auch wieder zur Originalquelle gelangen.

Die zweite Methode: Per Browser zum Epub

Auch EpubPress fabriziert eine gut am E-Book-Reader konsumierbare Sammlung von Inhalten aus dem Web.

Hier noch die Methode zwei: Im ersten Beitrag habe ich auch eine Besprechung von EpubPress versprochen. Das ist eine Erweiterung für Firefox und Chrome, die Artikel im Browser in eine Epub-Datei umwandelt. Das funktioniert so, dass man erst alle Seiten öffnet, die man in sein Buch überführen möchte. Dann klickt man aufs Icon der Erweiterung und wählt in einer Liste die Reiter aus, die Eingang ins Buch finden sollen. Dann klickt man auf die Download-Schaltfläche und lädt das Werk herunter.

Die EpubPress-Browser-Erweiterung lässt einen auswählen, welche der geöffneten Seiten ins Epub übernommen werden sollen.

An der Aufbereitung gibt es wenig zu mäkeln: Es erscheint nur der Text selbst, mit den Bildern, Navigation, Werbung und das störende Drumherum wird ausgefiltert. Am Anfang erscheint eine Übersicht mit Links zu den einzelnen Artikeln.

Das ist gut lesbar und erfüllt den Zweck. Was mir allerdings fehlt, ist ein Hinweis zur Originalquelle – und natürlich gehört auch ein Link dazu, über den man wieder zum Ursprungsartikel kommt.

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