Facebook ist ein schwarzes Loch

Es ist schade, dass sich die Diskussion bei geteilten Beiträgen von der Ursprungsplattform weg zu Facebook verlagert – denn dort findet man sie nie wieder.

Ein schwarzes Loch im All krümmt die Raumzeit und wirkt mit brutalen Gravitationskräften auf die Umgebung, sodass sogar das Licht absorbiert wird. Das erinnert mich an Facebook. Es gibt immer weniger Inhalte im Netz, die dieser Plattform entkommen können. Facebook absorbiert vier Petabyte Daten jeden Tag, habe ich neulich gelesen.

Vier Petabyte sind ziemlich viel. Um diese Datenmenge zu speichern, bräuchte man tausend Vier-TB-Festplatten. Und das jeden Tag, und ohne dass man ein Backup davon hätte. Andererseits: Braucht man von Facebook-Daten wirklich ein Backup?

Ohne Facebook würden die Leute das freie Web nutzen

Aber das ist nicht der Punkt. Mir geht es darum, dass ich vermute, dass ungefähr die gleiche Datenmenge auch entstehen würde, wenn es Facebook nicht gäbe. Nur würde sie nicht in Zuckerbergs schwarzem Loch verschwinden, sondern im freien Internet flottieren: Auf News-Websites, in Internetforen, bei kleineren Social-Media-Plattformen, in Blogs und wo auch immer.

Ein anschauliches Beispiel dafür sind Kommentare. Ich sehe es bei befreundeten Bloggern und den News-Websites: Die Diskussion zu einem Blogbeitrag findet ständig bei Facebook oder manchmal auch auf Twitter statt – nicht auf der Ursprungs-Plattform.

Das ist aus mehreren Gründen ärgerlich:

Erstens natürlich, weil Facebook die Aufmerksamkeit von der Ursprungs-Plattform abzieht. Das Publikum taucht ins schwarze Loch ab und kommt nicht wieder heraus. Es ist ein offenes Geheimnis, dass sich dort viele in die Diskussion einschalten, die den ursprünglichen Beitrag gar nicht gelesen haben. Das ist dann offensichtlich – und besonders ärgerlich –, wenn einer ein Argument einbringt, das im Beitrag angesprochen wurde.

Fragmentierte Debatte

Zweitens, weil es die Debatte fragmentiert. Sollten bei Facebook oder Twitter interessante Diskussionen entstehen, sind die beim Ursprungsbeitrag nicht ersichtlich. Und da man bei Facebook Monate, Wochen oder auch schon Tage später interessante Inhalte nicht mehr findet, sind diese ausgelagerten Diskussionen verloren.

Das Gegenargument ist natürlich, dass man über viele Dinge nicht mit Wildfremden, sondern mit seinen Freunden diskutieren will. Aber das wäre die Leistung, die Facebook durchaus erbringen könnte: Nämlich darauf hinzuweisen, welche meiner Facebook-Freunde sich bei der Primärquelle an der Diskussion beteiligt haben.

Drittens, weil es unverhohlenes Schmarotzertum ist. Das Versprechen ist, dass Facebook als Gegenleistung für die Inhalte, die man dort deponiert, die Reichweite für die eigene Plattform erhöht. Das mag zu einem gewissen Grad so sein. Aber in der Summe kriegt Facebook mehr als die Originalplattform – wegen des Schwarze-Loch-Effekts, und weil sich die Leute immer schwerer tun, sich von Facebook wegzubewegen.

Nicht auf Augenhöhe

Die Unausgewogenheit bezieht sich sowohl auf die Aufmerksamkeit als auch auf das Geld. Ich kann das zwar nicht beweisen, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass Facebook mit vielen Threads mehr Werbeeinnahmen generiert als die Originalquelle.

Das klingt nun ein bisschen so, als würde ich hier zu einer flammenden Rede für das Leistungsschutzrecht ansetzen wollen. Denn die Verleger sagen ebenfalls, dass die grossen Webplattformen auf ihrem Buckel Geld scheffeln. Und auch wenn ich diesem Befund zustimme, halte ich diese Linksteuer, wie Polemiker das Leistungsschutzrecht auch nennen, für keine gute Lösung.

Das aus mehreren Gründen: Die «Linksteuer» ist zu sehr auf die Bedürfnisse der grossen Verlage zugeschnitten. Sie nützt den unabhängigen Inhaltsanbietern nichts. Und sie birgt das Risiko von Kollateralschäden. Die Verlinkung von Inhalten darf nicht zum unkalkulierbaren Unterfangen werden – so funktioniert das Netz einfach nicht.

Denn das Problem ist nicht, dass Facebook Beiträge verlinkt und dem Publikum zugänglich macht. Das Problem ist, wie beschrieben, dass Facebook dieses Publikum wie ein schwarzes Loch verschluckt und nicht wieder hergibt.

Diskussionen zurück zur Quelle

Was könnte man tun? Man könnte Facebook verbieten, Diskussionen zu Beiträgen von Newsplattformen und Blogs abzuhalten: Wer sich darüber auslassen will, muss sich wohl oder übel auf die Originalplattform bemühen. Nur dort wird kommentiert – und sonst nirgendwo. Das hätte nebenbei auch zur Folge, dass viele Debatten gesitteter stattfinden würden. Hier im Blog sind die Kommentare typischerweise nämlich viel freundlicher als im schwarzen Loch. Und ich kann hier auch meine Netiquette durchsetzen, was bei Facebook schwieriger bis nicht möglich ist.

Technisch gesehen wären auch Mischformen möglich: Zum Beispiel, dass Facebook-Diskussionen nicht bei Facebook, sondern unterhalb der Originalquelle eingebunden werden. Natürlich würde das wiederum Datenschutzfragen aufwerfen und vielen Leuten nicht passen – aber darüber nachdenken sollte man trotzdem mal. Plattformen wie Disqus funktionieren schliesslich nicht schlecht und haben ihre Vorteile.

Nachtrag

Eine offene Alternative ist im Beitrag Im freien Netz diskutieren, nicht bei Facebook beschrieben.

Fazit: Ich weiss natürlich, dass mein Anliegen hier illusorisch ist. Facebook wird freiwillig keinen Schritt auf die kleinen Blogger oder die grossen Verleger zugehen. Und wie das unsinnige Leistungsschutzrecht zeigt, ist die Politik nicht in der Lage, sich vernünftige Gegenmassnahmen auszudenken. Letztlich könnte man auch einfach Facebook und die anderen Social-Media-Plattformen ordentlich besteuern und dieses Geld den Inhaltsanbietern – und zwar allen – zukommen lassen. Ja, ich weiss, das klingt nach linksversifften Umverteilungsfantasien. Aber wenn es der Markt nicht regelt…?

Geben wir uns mehr Mühe!

Wie wäre es, wenn zum Anfang wir Nutzer uns mehr Mühe geben würden? Ich will mir angewöhnen, weniger auf Facebook und mehr auf den Ursprungsplattformen zu kommentieren – vor allem auch, wenn die Primärquelle ein Blog oder sonst eine unabhängige Quelle ist.

Beitragsbild: Event Horizon Telescope Collaboration, Attribution 4.0 International

7 Kommentare zu «Facebook ist ein schwarzes Loch»

  1. Hallo, Herr Schüssler,

    die Idee finde ich grundsätzlich gut – leider wurden die Kommentarspalten zunehmend geschlossen. Hier sehe ich also wenig Einsicht und Willen. In Deutschland wird sogar in den Öffentlich-Rechtlichen nicht selten dazu aufgefordert, bei Facebook zu diskutieren. Meiner Ansicht nach ist das eine selbstverschuldete Unmündigkeit.
    Disqus als externer Anbieter, bei dem die Daten in die USA gehen, kann auch nicht die Lösung sein. Das ist doch den Teufel mit Beelzebub austreiben…

    1. Ist mir unklar wie das gehen soll. Wenn ich jetzt mit meinen Bekannten auf fb über einen Artikel reden möchte, mache ich einen beitrag mit dem link und dann antworten die Leute in den Kommentaren. Das ist genauso wie vor 20 Jahren die Foren, nur das die forensoftware nicht mehr Bb sondern Fb heißt.

      Wenn ich ihren Beitrag richtig verstehe, wünschen Sie sich dass Facebook dies unterbindet? Also dass wir nicht mehr news Artikel auf externen „großen“ plattformen teilen und diskutieren?

      Spielen wir das mal durch. Als ersten Schritt muss Facebook filtern. Und da es mit Sicherheit kostet einen geteilten link nicht zu filtern, wird facebook da genauso verfahren wie alle großen Plattformen beim urheberrecht: copyright strikes. Wer drei mal teilt fliegt raus.

      Klingt mir alles nicht sonderlich gut durchdacht. Das leistungsschutzrecht nimmt ja heute bereits kein Verlag in anspruch weil der reichweitenverlust zu groß ist. Das verbieten von forendiskussionen entfernt Verlage vollständig aus der Meinungsbildung der Zielgruppe 14-49

      1. Ich sehe die Notwendigkeit eines Filters nicht. Es ist ja bei jeder Quelle ersichtlich, ob es dort eine Kommentarfunktion gibt oder nicht.

        1. Wie sonst soll Facebook verhindern dass User einfach eigene Diskussionsbeiträge aufmachen? Wir wollen ja mit unseren Freunden im kleinen Kreis und in unserem Kontext diskutieren und nicht im Kontext der Monokultur einer verlagshomepage.

  2. Die Idee hat zwar ihren Reiz, würde aber das Ende von tausenden themenzentrierten Foren bedeuten – von Katzen und Einhörnern bis Gaming und Segeln. Denn dort wird aufgrund eines gemeinsamen Interesses diskutiert, und dann eben auch über Artikel in der Presse, vor allem dann, wenn die das gemeinsame Thema betreffen. Denn ein solches Verbot kann man nicht auf Facebook speziell münzen, sondern müsste es allgemeiner fassen, so dass auch andere soziale Plattformen (Twitter, Tumblr, Instragram etc. – und eben Foren) betroffen wären.

    Da nützt es nichts, wenn man solche Diskussionen auf den jeweiligen Presseseiten unter den Artikeln führt – einer, der am Thema interessiert ist, muss sich dann durchs ganze Internet wühlen statt eine thematische Plattform mit Suchfunktion in Form eines Forums zu haben. Eine übergreifende Diskussion mit denselben Menschen ist dabei auch erschwert, denn jeder hätte auf den unterschiedlichen Plattformen verschiedene Nutzernamen – einen übergreifenden Account gibt es nicht (außer mit Facebook natürlich). Man lernt sich so also auch nicht kennen… was aber der Sinn der Foren sein kann. Die fördern eigentlich auch die Findung einer Gruppenidentität, was sicher sozial erwünscht ist – auch das wäre erschwert. Als zentrale Anlaufstelle für ein Thema sind sie aufgrund von kompetenten Informationen auch sehr beliebt, diese Funktion wäre auch beeinträchtigt.

    Fördern würde man damit aber Plattformen, die selbst einen „journalistischen“ Bericht verfassen, in dem sie über die Berichte in den Medien berichten, und darunter dann eine Diskussion zum eigenen (nicht zum fremden!) Artikel anbieten. Letztlich Schmarotzer – aber dank eigenem Beitrag, urheberrechtlich geschützt, verwertbar, wertvoll, bleibt die Diskussion legal. Solche Berichte kennt man ja auch aus der Presse: SPON berichtet über einen Beitrag in der Bild-Zeitung… Rechercheergebnisse einzelner Medien werden vielfältig in anderen Medien aufgegriffen, die Presse greift sich selbst immer wieder gegenseitig auf, Selbstreferentialität eben, lange bewährt und unbedingt erforderlich für eine freie Diskussionskultur. Spätestens wenn Journalisten auf Meinungsbeiträge anderer Journalisten mit eigenen Kommentaren antworten, wird es absurd: Wo soll man dann genau diskutieren dürfen, und wer kontrolliert und unterbindet das gegebenenfalls?

    Erschweren ließe sich eine Diskussion auf Facebook vielleicht mit dem Urheberrecht, wenn die geschützten Inhalte, also die Texte der Presse, dort entfernt werden würden. Das könnten die Rechteinhaber (Urheber, Verlage, Verwertunggsgesellschaften) durchaus verlangen – das aber könnte dann das Zitatrecht beeinträchtigen, das zwar Hürden kennt, aber nicht allzu hohe. Es bleibt also schwierig. Denn die Presseverlage dürften ihre eigenen Inhalte dort auch nicht mehr präsentieren, um Diskussionen vorzubeugen, würden also wahrscheinlich Kunden und Marktanteile verlieren. Das will ja auch keiner. Es hat den Anschein, dass man um Facebook zur Zeit nicht drumrumkommt.

    Interessanterweise könnte ich mich auch hier mit Facebook einloggen – das entbehrt nicht einer gewissen Ironie 😉

    1. Und spannend wird es wenn die Diskussionsbeiträge mit zitationen auf facebook selbst so gut sind dass man ihnen selbst Urheberrecht anerkennen muss. Denn dann sind sie eigene Leistung wie die von Ihnen genannten Artikel über Artikel.

      1. Damit kommen wir zum Kern des Problems: Dem Urheberrecht.

        Das unterscheidet nämlich nicht zwischen kommerziell verwerteten Inhalten und allen anderen. Die Schnappschüsse aus dem Urlaub genießen genauso urheberrechtlichen Schutz wie die aufwendigen Fotos eines professionellen Fotografen. Dasselbe gilt für Nutzerkommentare auf allen möglichen Plattformen. Die Hürden sind nicht hoch: Wenn eine gewisse Schöpfungshöhe erreicht ist, gilt uneingeschränkt das Urheberrecht – wie für Artikel in Zeitungen und Zeitschriften. Und der Urheber entscheidet selbst, wo er seine Inhalte veröffentlichen möchte – z. B. bei Facebook, wo er direkt seine Freunde und Bekannten erreichen kann. Letzteres wäre auf anderen Plattformen kaum gegeben.

        Die Freiheit ist hier entscheidend, und die steht ganz klar auf der Seite des Bürgers: Meinungsfreiheit bedeutet nicht nur das Recht, seine Meinung frei zu äußern, sondern auch, den Kontext der Meinungsäußerung mitzugestalten. Ein Verbot für Diskussionen auf Facebook (oder anderen sozialen Plattformen) würde wohl als deutliche Einschränkung der Meinungsfreiheit verstanden werden müssen. Das Urheberrecht wird dabei bestenfalls indirekt relevant: Das (durchaus verständliche) Interesse der Verlage, Leserkommentare selbst zu präsentieren, um die Seitenaufrufe dann durch Werbeeinnahmen zu verwerten, wird durch das bloße Urheberrecht (bzw. Verwertungsrecht) an den Artikeln nicht gedeckt.

        Aber auch da gilt eben der freie Markt: Wenn die Verlage die Diskussionen auf ihre Plattform zurückholen wollen, müssen sie sie attraktiver machen. Man kann die Leser letztlich nicht zwingen, ihre Kommentare dort abzuliefern: Wenn man ihnen Facebook verbieten würde, würden sie womöglich ganz verzichten, weil ein wesentlicher Aspekt ihrer Meinungsäußerung, nämlich die Diskussion im bewährten sozialen Umfeld, fehlen würde.

        Allerdings könnten die Leser dann ihren Kommentar auf der Presseplattform (an dem sie ja das Urheberrecht halten) auch wieder auf Facebook teilen… und die Diskussion doch wieder dorthin lenken. Es bleibt müßig.

        Wenn Facebook aber dann die Facebook-„Freunde“ auf Verlagsplattformen identifizieren helfen würde, wären diese Plattformen natürlich besonders abhängig von Facebook: Eine Integration ihrer Kommentarfunktion und Nutzerverwaltung mit Facebook wäre notwendig, aber vielleicht nicht unbedingt gewünscht. Und wenn man Facebook zurückdrängen will, wäre eine weitere Integration vermutlich kontraproduktiv. Man kann ja nicht einfach immer mehr zu Facebook verlagern… gleichwohl muss man anerkennen, dass man um Facebook zur Zeit nicht drumrumkommt (auch hier könnte ich mich über Facebook anmelden).

        Ob Facebook-Nutzer bei Verlagskommentaren aber auch als eben dieser Facebook-Nutzer identifizierbar sein wollen, ist eine andere Frage. Man kan ja durchaus anonym/pseudonym, vor allem ohne Klarnamen diskutieren (wie hier). Das ist aber auch ein hohes Gut, das man nicht einfach für Facebook opfern darf. Facebooks Klarnamenzwang steht seit Jahren in der Kritik, ihn jetzt indirekt auch auf Verlagsplattformen auszuweiten, ist vermutlich nicht hilfreich.

        Man kann Facebook ohne weiteres als Plattform begreifen, die viele negative Entwicklungen hervorgerufen oder befördert hat, und die zudem viele andere Märkte im Internet kanibalisiert (u. a. den Pressemarkt). Die Überschrift „Facebook ist ein schwarzes Loch“ ist daher absolut zutreffend.

        Das Urheberrecht spielt dabei durchaus eine Rolle, keine Frage, denn oftmals werden urheberrechtlich geschützte Inhalte auch einfach auf Facebook kopiert. Bisher konnte sich Facebook auf das Haftungsprivileg berufen, denn die Inhalte wurden von Nutzern eingestellt. Das wird durch die neue EU-Urheberrechtsreform geändert: In Zukunft müssen die Plattformen Lizenzen beschaffen für die Inhalte, die dort präsentiert werden – so die Idee. Und Inhalte, für die der Rechteinhaber eine Weiterverbreitung nicht erlaubt hat, müssen entfernt werden, ein erneuter Upload muss zuverlässig verhindert werden (Upload-Filter). Das ist der berühmte Artikel 13, der inzwischen Artikel 17 heißt, und er betrifft natürlich nicht nur Musikvideos und Ausschnitte aus Hollywoodfilmen, sondern eben auch Verlagstexte.

        Es bleibt abzuwarten, wie die konkrete Gestaltung auf nationaler Ebene aussehen wird (dafür sind zwei Jahre Zeit), und wie das dann letztlich von Gerichten interpretiert wird (das dürfte ein paar Jahre länger dauern). Erst danach wird sich der Markt neu austarieren, evtl. werden soziale Plattformen dann auf derlei Inhalte verzichten, oder es werden Modelle gefunden, die den Verlagen eine Beteiligung an den Einnahmen garantieren, die durch ihre Presseartikel erzielt werden. Es wird auf jeden Fall Bewegung in den Markt kommen durch diese EU-Urheberrechtsreform (siehe auch Leistungsschutzrecht – das ich ebenfalls für kontraproduktiv halte). Leider wird man für die Effekte etwas Geduld aufbringen müssen… ich halte ja nicht viel von diesem Artikel 13/17, der faktisch zu einem Zwang zu Upload-Filtern führen wird und viele Inhalte aus dem Internet vertreiben wird, aber das hier beschriebe Problem hat mit genau diesen Aspekten zu tun, finde ich, und es ist nunmal so beschlossen.

        Die Ausgestaltung eines hier vorgeschlagenen Kommentierungsverbotes halte ich für schwierig bis unmöglich, wenn damit vor allem Facebook getroffen werden soll. Große Kollateralschäden im sozialen Internet (das ja nicht nur aus Facebook besteht) wären schwer vermeidbar. Gleichzeitig würden meiner Ansicht nach schwerwiegende Eingriffe in Grundrechte in Kauf genommen (v. a. der Meinungsfreiheit), die sich mit dem Urheberrecht nur schlecht begründen lassen – das ja letztlich auch dem zusteht, der einen Kommentar verfasst. Also zum Beispiel mir: Ich könnte diesen Kommentar hier auch auf meinem Blog veröffentlichen oder bei Facebook. Würde man mir das verbieten wollen, wäre ich schon wenig begeistert. Diskussionen und Themen wollen eben auch auf andere Plattformen und in andere Nutzerkreise getragen werden, wenn man eine freie und fruchtbare Diskussion in der Gesellschaft haben will. Ein Beispiel: Wenn ein wissenschaftlicher Artikel eines Klimaforschers nur auf der Wissenschaftszeitung kommentiert werden dürfte, würden die Ergebisse und Implikationen des Klimawandels wesentlich weniger Bürgern bekannt, dabei wäre eine breite und offene, plattformübergreifende Diskussion auch außerhalb von Wissenschaftskreisen absolut erwünscht, um Bürger, Politiker, Verbände und Institutionen zu erreichen. Demokratie lebt sicher nicht von der Einschränkung der Diskussionsmöglichkeiten.

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