Fehleinschätzungen und ihre Folgen

Daten kommen aus verschiedensten Gründen abhanden: Hardware-Fehler, Schadprogramme oder auch der Klassiker – Benutzerfehler. Was man zur Datenrettung kann, wenn es passiert ist und man kein Backup hat.

Manchmal neige ich zu krasser Selbstüberschätzung. Zum Beispiel dann, wenn ich mir vornehme, ein Thema wie die Datenrettung in einem dreiminütigen Patentrezept-Video erklären zu wollen. Um es vorwegzunehmen: Ich bin grandios gescheitert. Es ist eine zweiteilige Miniserie entstanden. In der geht es erst um die einfacheren Fälle und die etwas pflegeleichteren Programme. Und im zweiten Teil behandle ich die die gröberen Pannen und die etwas anspruchsvolleren Werkzeuge.

Aber ich finde, das passt. Denn wenn man die Methoden zur Datenrettung braucht, dann war irgend eine Form der Fehleinschätzung mit im Spiel. Mutmasslich hat man als Nutzer die Zuverlässigkeit seiner Datenspeicher oder anderer Hardware falsch eingeschätzt. Oder man hat sich überhaupt keine Gedanken über die Sicherheit der Daten gemacht.

Das kommt auch häufiger vor. Es hat natürlich mit der Wahrnehmung zu tun, dass Vergesslichkeit eine rein menschliche Angelegenheit ist. Sie ist, so das Bauchgefühl vieler Techniknutzern, den Computern völlig fremd. Was natürlich eine Fehleinschätzung ist.

Microsoft vernachlässigt wesentliche Pflichten

Und einen Vorwurf mache ich auch den Softwareherstellern.  In Windows gab es lange Zeit keine vernünftige Methode zur Datensicherung. Natürlich, ich erinnere mich an NTBackup – darum das Adjektiv «vernünftig». Dieses Programm war nie auf die Bedürfnisse der Endanwender zugeschnitten. Ich habe alle Jahre wieder einmal ein Mail bekommen, wo jemand gefragt hat, wie er nun seine Backup-Dateien (mit Endung .bkf) wieder benutzt werden könnten, nachdem Windows gerade nicht funktioniert oder in einer neuen Version herausgekommen ist.

Apple hat sich auch lange Zeit um das Thema foutiert. Immerhin, 2007 wurde die Time Machine eingeführt. Diese im System eingebaute Backup-Software erledigt den Job gut und sollte daher unbedingt benutzt werden. Ich fürchte allerdings, dass Time Machine irgendwann mal zu Gunsten einer Sicherung bei iCloud über den Jordan gehen wird. Aber vielleicht tue ich Apple mit dieser Einschätzung Unrecht.

Microsoft hat auch aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt und mit dem Dateiversionsverlauf eine wirklich gelungene Software abgeliefert, die Daten nicht nur sichert, sondern auch versioniert (wie die Time Machine übrigens auch). Das macht die Sache daher viel einfacher als aus den vielen möglichen Datensicherungsvarianten, die ich hier beschrieben habe, die passende auszuwählen. Synchronizer von aborange.de nutze ich aber nach wie vor.

Wenn ein Konvertierungsprogramm Dateien vernichtet

Ich bin gar nicht sicher, ob ich den Fall einmal beschrieben habe: Aber der Datenversionsverlauf hat mir vor einiger Zeit tatsächlich Dateien gerettet, die andernfalls verloren gewesen wären. Wie hier beschrieben, musste ich aus Gründen der PHP-Kompatibilität Dateien von Ansi in Unicode umwandeln. Das dumme Programm, das ich dafür verwendet habe, hat auch die Video- und Audiodateien entsprechend umgewandelt und damit unbrauchbar gemacht. Nur die Versionierung des Dateiversionsverlaufs hat die ursprünglichen Dateien zurückgebracht.

Und darum zeigt sich eben, dass man selbst als erfahrener Anwender bei seinen Einschätzungen manchmal falsch liegt und gewisse Programme als zuverlässiger einschätzt als sie wirklich sind. Und dann braucht man eben eine gute Rückfallebene oder eine Datenrettungsstrategie.

Und das sind die beiden Videos, die ich erwähnt habe und die Datenrettungsstrategien erklären. Teil 1:


Die letzte Chance für verlorene Dateien.

Und Teil 2:

Bleibt die Frage: Kann man alles in die Cloud hochladen, und sich dann sicher fühlen? Das ist für manche eine gute Strategie, wie ich aus den Reaktionen zum Beitrag Die Cloud ist ganz schön bevormundend weiss, die es auf Twitter gab.

Einfach in der Cloud sichern und gut ist?

Klar, das ist in Zeiten von schnellen Glasfaserverbindungen selbst bei grossen Datenmengen eine Möglichkeit. Ich verstehe die Verlockung dieser Strategie: Man muss sich keine weiteren Gedanken machen und man darf annehmen, dass bei Google und den anderen Diensten Profis arbeiten, die die Sache mit der Datensicherheit voll im Griff haben.

Aber trotzdem: Für mich fühlt sich das zusehr nach Verantwortung abschieben und den Kopf in den Sand stecken an. Ich finde, man sollte sich selbst für seine Daten verantwortlich fühlen. Klar. Auch ich halte es für unwahrscheinlich, dass Google aus Versehen alle meine Daten wegwirft. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass Google (oder ein anderer Cloud-Dienstleister) meinen Account mit voller Absicht beseitigt. Zum Beispiel, weil sie gegen irgend eine Policy verstossen. Und wer mich kennt, der weiss, dass ich Hemmungen habe, alle Daten überhaupt bei Google abzuladen. Ob das überzogen ist oder nicht, mag jeder selbst beurteilen. Aber ich erinnere gerne noch einmal daran, dass Google das Don’t be evil-Motto vor Kurzem aufgegeben hat.

Beitragsbild: So filigran wie diese Konstruktion ist, darf man sich nicht wundern, wenn auch mal eine Panne passiert. (JasonPinaster/Pixabay, CC0)

2 Kommentare zu «Fehleinschätzungen und ihre Folgen»

  1. Wenn man die Daten vor dem Hochladen in die Cloud verschlüsselt, muss man dem Anbieter nicht vertrauen. Eine kostenlose Software dafür ist Duplicati (https://www.duplicati.com/). Diese unterstützt so ziemlich alle Cloudspeicher, von Azure über Google bis zu OneDrive. Swisscom Dynamic Storage wird dank S3-Kompatibilität ebenfalls unterstützt.

    Wenn man der Software eines Speicheranbieters vertraut, kann man das Backup bei Backblaze nehmen. 5$/Monat für unbegrenzten Speicherplatz: https://www.backblaze.com/cloud-backup.html

    Deren B2 Cloud Storage ist der günstigste mir bekannte Cloudspeicher: 0.005$/GB/Monat. Dieser lässt sich ebenfalls von Duplicati nutzen.

    Falls man die Dateien nicht verschlüsseln will, um zum Beispiel auf Fotos direkt per App Zugriff zu haben, man aber nicht zu Google will, sollte man sich myCloud von Swisscom ansehen: https://start.mycloud.ch/ Habe ich noch nicht ausprobiert, soll aber gut sein. Als Swisscom-Kunde erhält man unbegrenzten Speicherplatz für Fotos und Videos.

    Die Cloud ist also doch die Lösung, man muss nur die richtige auswählen. 🙂 Es gibt keinen Grund mehr, seine Sicherung ausschliesslich auf einem Datenträger im gleichen Gebäude aufzubewahren.

  2. Ein wichtiger Hinweis zur Verschlüsselung! Ich habe Duplicati sogar einmal vorgeschlagen: Datenbackups in die Dropbox stopfen

    In dem Fall geht es mir nicht nur um die Privatsphäre, sondern auch um den Zugang. Auch dazu gibt es ein Beispiel im Blog, nämlich Everpix (Wie Everpix die Flut an Digitalfotos bändigen will). Dieser Dienst hat relativ zackig den Schirm zugemacht. Wenn man da seine Fotos nicht rechtzeitig runtergeladen und keine eigene Kopie vorgehalten hat, dann stand man dumm da. Google wird wahrscheinlich nicht von heute auf morgen aus dem Netz verschwinden. Trotzdem ist mir die Abhängigkeit zu gross, wenn ich meine Daten nicht selbst unter Kontrolle habe.

    Aber du hast recht; da ist die Cloud nicht per se ein Problem. Es hängt davon ab, wie man sie in seine Backup-Strategie integriert. Und da gibt es viele Ansätze – kritisieren wollte ich nur den «Upload and forget»-Ansatz, den ich bei manchen Leuten sehe.

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