Apple klaut mir mein Taschengeld

Das Affiliate-Programm für den App-Store des iPhones ist passé. Damit fällt für Blogger wie mich oder Alex Olma vom iPhone-Blog eine Einnahmequelle weg.

Dieses Blog hier ist nicht in erster Linie dazu da, mich reich zu machen. Aber, wie ich hier transparent gemacht habe, hat es in den letzten Jahren doch ein bisschen Geld eingebracht: Genug, um das Hosting zu bezahlen und mir ein bisschen Taschengeld für Apps einzubringen, die ich dann wiederum hier im Blog besprechen kann.

Das wichtigste ist aber, dass ich so ein Gespür dafür entwickeln kann, wie es ist, mit Inhalten im Netz Geld zu verdienen. Das hilft, die Situation der Medien zu verstehen und sich eine Meinung zu Werbung, Native Advertising und ähnlichen Dingen zu bilden.

Nebst der Google-Werbung nutze ich auch zwei Affiliate-Programme: Hier habe ich erklärt, warum ich mit dem Amazon-Partnerprogramm experimentiere. Und ich nehme auch an Apples Affiliation-Programm teil. Das gibt mir eine kleine Umsatzbeteiligung, wenn Leser dieses Blogs Apps für iPhone, iPad, Macs und Apple-TVs oder aber Bücher und Songs kaufen, Filme oder TV-Serien mieten oder kaufen oder Apple Music nutzen – aber natürlich nur dann, wenn auch unmittelbar ein Umsatz erfolgt.

Apple wollte nicht weiter Linkfarmen finanzieren

Zumindest war das bis anhin so. Wie man lesen konnte, hat Apple das Beteiligungsprogramm für Apps auf den ersten Oktober hin gestoppt. Meines Wissens gab es keine offizielle Begründung, doch Alex Olma vom iphoneblog.de dürfte den Nagel auf den Kopf treffen, wenn er Folgendes schreibt:

Unabhängig davon zahlte Apple in den letzten Jahren enorm viel Affiliate-Umsatz an Link-Farmen wie AppShopper oder AppGratis, die abseits von Preisänderungen kaum einen Mehrwert boten. Apple griff zumindest im App Store gegen diese reinen Schaufenster-Anwendungen durch.

Ähnlich viel Affiliate-Geld floss an zweifelhafte Gratis-Spiele, die «Credits» gegen den Referral-Download von anderen App-Store-Apps boten. Und weil aufspringende In-App-Ads oder Werbe-Push-Aufforderungen ausserhalb des Prüfprozesses laufen, fällt es schwer diese Kandidaten aus dem grossen App-Store-Teich herauszufischen.

Aber man muss eigentlich gar nicht zu diesen fragwürdigen App-Store-Apps schauen: Grosse Suchmaschinen und soziale Netzwerk haben das Affiliate-Programm (aus‑)genutzt wenn dort jemand eine schlichte Werbeschaltung für Software gebucht hat.

Es ist anzunehmen, dass aus Apples Sicht zu viele falsche Leute mit dem Programm Geld verdient haben: Solche, die einfach nur den Store gescrapt haben, um «Schatten-Stores» aufzubauen. Wenn man die Sache aus Apples Sicht betrachtet, ist es klar, dass Tim Cook und Phil Schiller als Chef des App Store keine Lust haben, Unternehmen mit einem leicht plagiatorischen Geschäftsmodell zu finanzieren.

Apple nimmt Kollaeralschaden in Kauf

Trotzdem ist es schade, dass Apples Radikalmassnahme einen grossen Kollateralschaden mit sich bringt: Blogger wie ich (und mutmasslich auch der Herr Olma vom iPhone-Blog) verlieren eine Einnahmequelle. Wäre es darum nicht anders gegangen? Es ist klar, dass es weder juristisch noch technisch einfach ist, die Qualität von Affiliate-Partnern zu beurteilen: Natürlich wollte Apple nicht jeden Link prüfen müssen, um zu sehen, ob der Urheber bloss Reibach machen will oder ob er seinen Nutzern einen echten Mehrwert liefert, der eine Umsatzbeteiligung rechtfertigt.

Allerdings hätte Apple einfach das Scraping des Stores verhindern müssen: Wenn die Affiliate-Trittbrettfahrer die für ihre Schatten-Stores benötigten Daten nicht mehr abgreifen können, dann bricht das Geschäftsmodell der «Link-Farmer» augenblicklich in sich zusammen.

Oder, noch einfacher: Apple müsste seinen eigenen Store einfach so weit verbessern, dass die Schatten-Stores keinen Nutzervorteil mehr haben. Das wäre keine Hexerei: Die interessanteste Information ist, welche Apps gerade günstiger oder gratis angeboten werden. Diese Auskunft könnte Apple ohne Probleme selbst erteilen. Man findet manchmal auch aufschlussreiche Zusatzangaben, die mich hier bewogen haben, Store-Alternativen vorzustellen. Eine brauchbare Suchfunktion, die etwa eine Sortierung nach Popularität, eine Einschränkung nach Kategorie und Bewertungen zulässt, wäre sicherlich auch von Vorteil.

Die grossen Tech-Konzerne lösen Probleme gerne auf dem Rücken der kleinen Partner

Jedenfalls zeigt sich nach dem Youtube-Debakel einmal mehr, dass grosse Tech-Konzerne ihre Probleme gerne auf dem Rücken der kleinen Partner lösen, egal wie engagiert und motiviert die auch sein mögen. Schade, aber auch nicht überraschend.

Ein steter Aufwärtstrend – bis zum bitteren Ende.

Jedenfalls ist das Ende des Affiliate-Programms für Apps eine gute Gelegenheit für mich, ein Fazit zu ziehen – um zu sehen, wie viel Geld mir hier durch die Lappen geht:

Ich bin seit Anfang 2015 mit dabei. In diesen knapp vier Jahren hat das Blog Apple 10’240 Klicks beschert. 892 Apps wurden verkauft und 707.36 Franken Einnahmen generiert. Das hat mir sagenhafte 48.56 Franken eingebracht.

Ein Taschengeld

Das ist kein Betrag, der wirklich schmerzt. Aber, und das ist auch eine interessante Erkenntnis, er hat sich auch nicht in einer Höhe bewegt, dass er meine redaktionelle Integrität gefährdet hätte: Für einen ernsthaften Blogger und App-Besprecher machen diese Einnahmen nicht so viel aus, dass es sich lohnen würde, Kritik abzumildern, bloss um noch etwas mehr abzusahnen.

Andererseits zeigt die Grafik auch einen stetigen Aufwärtstrend. Der hat mit dem Long Tail zu tun: Auch die alten Beiträge im Blog werden immer mal wieder angeklickt und erhöhen über die Zeit den Gesamtumsatz. Das müsste ein Grund für Apple sein, das Programm unbedingt beizubehalten: Es belohnt Blogger, die einen langen Atem bewahren und kontinuierlich schöne Apps ausgraben und sorgfältig besprechen.

Beitragsbild: ParampreetChanana/Pixabay, CC0

3 Kommentare zu «Apple klaut mir mein Taschengeld»

  1. Dein Blog ist sehr vielseitig und hat somit keine klare Zielgruppe. Von Empfehlungen für Foto-Software, die nur ambitionierte Fotografen interessiert, über Anfänger-Tipps zur PC-Sicherheit bis hin zu technikphilosophischen Abhandlungen. Das macht Deinen Blog interessant, aber schwierig zu monetarisieren. Unser Vorteil ist Dein Nachteil. 🙂

    Amazon Affiliate läuft zum Beispiel sehr gut, wenn man ein Blog zum Thema Haus&Garten oder Heimwerken und eine treue Leserschaft hat. Artikel bis ca. 200 Fr., die man spontan kauft, die aber trotzdem nicht zu günstig sind. Und nicht aus der Sparte Elektronik, da es dort fast keine Provision gibt.

    Oder dann andere Partnerprogramme: ich kenne ein Blog für Start-Ups, dessen Autor gut mit Provisionen verdient. Er bespricht zum Beispiel Buchhaltungssoftware. Da lohnt sich die Provision dann auch bei wenig Verkäufen.

    Apple müsste seine „Partner“ einfach besser prüfen, statt das Angebot ganz einzustellen. Macht Amazon ja auch, denen muss man die Website angeben, auf der man die Affiliate-Links einsetzen will.

    Aber Apple hat im Gegensatz zu Amazon&Co. keine solchen Provisionszahlungen nötig: wird eine App empfohlen, gibt es die nur bei ihnen. Die User können die App nicht in einem anderen Store kaufen…

    1. Du hast absolut recht – und du formulierst es sehr freundlich. Man könnte sagen, dass mein Blog ein Wischiwaschi-Profil hat und sich darum via Affiliate-Programme nur schlecht monetarisieren lässt. Wir haben seinerzeit im Digital 314 (https://blog.clickomania.ch/2018/07/02/in-memoriam-digitalmagazin/) Tipps gegeben und sind darauf herumgeritten, dass eine klare Ausrichtung und ein enger Fokus hilft – sowohl bei der Reichweite als auch für die Einnahmen. Aber ich muss mich ja nicht an die eigenen Tipps halten. *g*

      1. Ich meine es auch freundlich. 🙂 Eigentlich ist das Wischiwaschi schon fast ein Alleinstellungsmerkmal in der heutigen Zeit. Du betreibst das Blog noch so, wie Blogs ursprünglich entstanden sind: der Autor erzählt von Sachen, die ihn interessieren. Heute suchen sich viele leider zuerst eine Zielgruppe und erstellen dann Inhalte. Häufig kommen die Texte dann von Freelancern. Positiv nennt man das dann „Content Marketing“.

        Leider zahlt sich Glaubwürdigkeit finanziell nicht so aus. Wenn Du eine Software empfiehlst, glaubt man, dass diese gut ist (oder Du sie zumindest für gut hältst). Um beim Beispiel mit den Buchhaltungslösungen zu bleiben: die oberen drei Plätze belegen dort immer Tools mit Affiliate-Programm. Ist Platz 1 jetzt wirklich die beste Software oder nur die mit der grosszügigsten Provision?

        Wie Du erkannt hast, ist es bei einem kleinen Blog mit dem Geld verdienen gleich wie bei einer grossen Zeitung: viel verdienen und gleichzeitig hohe Standards einhalten geht nicht.

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