Zähneknirschende Tipps zu Whatsapp

Ich bin kein Fan von Facebooks anderer Messenger-App. Trotzdem gibt es hier Empfehlungen, wie man mehr aus ihr herausholt.

Im heutigen Patentrezept-Video geht es um Tricks für Messenger. Ich führe die anhand von Whatsapp vor. Das stellt mich (und mutmasslich auch manche Zuschauer) vor ein Dilemma: Soll man diese App benutzen und, in meinem Fall, Tipps dazu liefern? Whatsapp ist bekanntlich umstritten. Sosehr, dass es einen eigenen Artikel in der englischsprachigen Wikipedia nur zur Kritik am Messenger gibt: Reception and criticism of WhatsApp security and privacy features

Kurz zusammengefasst: Es gibt Detailkritik wegen Sicherheitslücken und bestimmter Features. Das grösste Problem ist aber natürlich die Zugehörigkeit zum Facebook-Konzern. Seit 2016 tauschen der Messenger und Facebook Nutzerinformationen aus. Damit werden die Facebook-Probleme zu Whatsapp-Problemen – und umgekehrt. Aus Gründen des Datenschutzes und der Privatsphäre darf man diese App eigentlich nicht nutzen.

Doch eben: Wenn man Tipps zu einer App oder einer Website gibt, dann empfiehlt man implizit die Verwendung. Denn wieso sollte man Tipps zu einem Produkt liefern, von desssen Anwendung man abrät?

Ein altbekanntes Dilemma

Das gleiche Dilemma stellt sich mir des Öfteren:  Auch bei Cloud-Angeboten zum Beispiel von Google, bei denen auf Privatsphäre bedachte Nutzer Einwände erheben.

Andererseits: Es gibt bei fast jedem Produkt Nachteile und Kritikpunkte, sodass wir Technik-Journalisten gar keine Tipps mehr abgeben dürften, wenn Vorbehaltlosigkeit eine Bedingung wäre. Man muss als Nutzer Kompromisse machen. Und wie weit zu gehen man bereit ist und wo man seine rote Linie zieht, ist eine individuelle Sache. Das gleiche muss ich auch tun, wenn ich mich für oder gegen ein Thema entscheide.

Bei diesen Tipps zu Whatsapp beuge ich mich den Nutzerzahlen. Gemäss statista.com handelt es sich bei dieser App mit Abstand um den beliebtesten Messsenger. Platz zwei geht an den Facebook-Messenger, der in Sachen Datenschutz in keinster Weise besser dasteht. Platz drei: Eine App, die hierzulande keiner kennt oder nutzt, nämlich Wechat aus China.

Statistic: Most popular global mobile messenger apps as of October 2018, based on number of monthly active users (in millions) | Statista
Zur Nutzung hierzulande habe ich keine Zahlen gefunden. Doch meine Erfahrung zeigt, dass sich die Schweizer diesem Messenger nicht generell verweigern. Wahrscheinlich ist der Anteil etwas geringer, weil Threema eine Schweizer App ist und Wert auf Privatsphäre legt. Schweizer, Deutsche und (mutmasslich) auch Österreicher legen tendenziell mehr Wert auf den Schutz der Privatsphäre als Leute in anderen Weltgegenden.

Man kommt leider nicht um Whatsapp herum

Aber es ändert nichts daran, dass auch die Whatsapp-Skeptiker nicht um diese App herumkommen. Denn wenn die weniger kritischen Familienmitglieder, Freunde, Vereins- und Arbeitskollegen sie nutzen, hat man keine Wahl. In der Praxis wird es so sein, dass Leute wie ich mehrere Messenger nutzen. Dort, wo es nicht so draufankommt, beisst man halt in den sauren Whatsapp-Apfel. Und in den Fällen, wo man sich wirklich nicht wohl fühlt, leistet man Aufklärungsarbeit und verweigert sich, falls es nicht anders geht. Aber letztlich obsiegt der Pragmatismus – und man trägt seinen Teil für die gigantischen Nutzerzahlen bei, auch wenn einem nicht wohl ist.

Wäre es besser, sich kompromisslos zu zeigen? Ich glaube nicht, denn im Fall des Tech-Journalismus könnte das als Missioniererei verstanden werden. Ich bin ein Dienstleister am Publikum. Und wenn dieses Publikum Whatsapp (oder Android-Telefone, Google-Dienste, die Dropbox, Windows 10, MS Office oder sonst ein umstrittenes Produkt) nutzen will, dann habe ich das zu akzeptieren. Das heisst nicht, dass ich nicht auch mal Alternativen vorstellen und bei jeder passeenden und unpassenden Gelegenheit auf diese Alternativen hinweisen würde. Doch auch die Alternativen sind ein Angebot, auf keinen Fall ein Bekehrungsversuch. Denn als Journalist sollte man informieren, nicht predigen.

Der langen Rede kurzer Sinn: Ich habe ein Video mit sieben Tipps zu WhatsApp gemacht.


Wie Sie Whatsapp-Peinlichkeiten vermeiden – und 6 weitere Tipps.

Und immerhin: Viele der Tipps lassen sich aber auch in anderen Kommunikations-Apps umsetzen, zum Beispiel iMessage. Vielleicht kommt irgendwann einmal der schöne Tag, wo ich in einem Fall wie diesem die Kapazität habe, auch Videos für Nutzer von Threema, Signal, Briefpost und Fax zu produzieren…

Bild: Laut Bildbeschreibung nutzt sie hier gerade diese Messenger-App, um die es im Beitrag geht… (marcino/Pixabay, CC0)

One thought on “Zähneknirschende Tipps zu Whatsapp

  1. Wenn man als Journalist nur über Produkte berichten könnte, hinter denen man selbst vorbehaltlos steht, hätte man nicht viel zu tun…

    WhatsApp ist aber etwas ein Spezialfall: verwendet der Verein Google Drive, kann ich das nutzen, ohne meine privaten Daten hochzuladen. Bei WhatsApp reicht ein einmaliger Start und Facebook hat eine Kopie des Adressbuchs…

    Aber eben, als Journalist ist man nicht frei von wirtschaftlichen Zwängen. In der IT installiert man auch nicht nur Produkte von sympathischen Firmen.

    Möchte nur anmerken, dass es sehr wohl ohne WhatsApp geht. Hatte es nie installiert, irgendwie fand ich das Prinzip der Verlinkung über die Telefonnummer von Anfang an unsympathisch. Das Gute ist ja, dass man für WhatsApp ein Smartphone benötigt. Wer ein Smartphone hat, kann auch SMS schreiben. „Kann Dich nicht erreichen“ gibt es also nicht. Die Leute von einer anderen App zu überzeugen ist tatsächlich schwierig. Aber SMS hat jeder auf jedem Smartphone.

    Habe das Gefühl, nicht weniger Kollegen zu haben als vor der Smartphone-Zeit. Positiver Nebeneffekt: keine Gruppenchats und deshalb gefühlte zwei Stunden pro Tag weniger das Smartphone in der Hand als WhatsApp-User. 🙂

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