Dieses Blog ist am Ende (Teil 1)

Das Content-Management-System, das ich für dieses Blog verwende, wird nicht mehr weitergepflegt. Bedeutet das Aus für Flatpress auch das Ende meiner Bloggertätigkeit? Einige Gedanken zur Zukunft.

Eine Entscheidung, das ich schon seit langem vor mir herschiebe, ist die Zukunft dieses Blogs hier. Denn ich habe ein Problem. Ein technisches, um genau zu sein. Wie ich zum fünften Geburtstag beschrieben habe, war es vor allem Neugierde, die mich dazu gebracht hat, das Blog aufzusetzen.

Die Ausgangslage war, dass mein Hoster damals kein MySQL angeboten hat und ich die Sache nur als kleines Experiment betrachtet habe. Das hatte zur Folge, dass WordPress keine Option war, weil man dafür zwingend eine Datenbankanbindung braucht. Und ein Wechsel des Hosters erschien mir wegen dieses kleinen Experiments zu aufwändig.

Hier geht es nicht mehr weiter. (Bild: HomeMaker/Pixabay, CC0)

Ich habe mich daher für Flatpress entschieden: Das ist ein Content Management System, das ähnlich wie WordPress funktioniert, die Inhalte aber mit simplen Textdateien in einer Ordnerstruktur im Dateisystem speichert. Das ist nicht per se falsch, im Gegenteil: Es ist unkompliziert und leichtfüssig. Und im Vergleich zu Flatpress ist WordPress ein echter Moloch.

Es tut sich kaum noch etwas

Aber es ist unübersehbar, dass Flatpress ein Nischendasein fristet. Das letzte Update kam vor mehr als drei Jahren heraus; das war das Update auf Version 1.0.3. Die Hauptversion 1.0 ist im Januar 2012 erschienen, vor einer Ewigkeit. Und Edoardo Vacchi a.k.a. the NoWhereMan, der Mann hinter Flatpress, schrieb denn auch im Juli in seinem Blog:

I owe you guys an apology.

Reason I’m breaking the silence today is that, in the last few days, this server has been compromised. Now it should be back online, but I am taking this chance to to say what you all already know: The FlatPress project is basically dead.

Er erklärt das Flatpress-Projekt offiziell für tot. Und wie es sich für eine richtige Abdankung gehört, gibt es einen Lebenslauf. Edoardo Vacchi fasst die Entstehungsgeschichte zusammen, die vor zwölf Jahren begonnen hat:

In 2006, PHP 4 and shared hosts roamed the Earth. Many of these free services did not provide a SQL installation, and even the PHP installs were extremely limited. I started blogging with SimplePHPBlog (another dead project), but at some point, together with some friends (drudo and hydra) from the Italian community, we started developing something more extensible. FlatPress was born there.

Ich bin ungefähr nach einem Jahr, im Sommer 2007 aufgesprungen. Wie Vacchi schreibt, hat sich die Welt seitdem sehr stark verändert: Viel weniger Leute bloggen. Stattdessen nutzen die mitteilungsbedürftigen Zeitgenossen Twitter oder Facebook auch für Themen, die man früher im eigenen Blog besprochen hat. Man kann sich auch auf Medium austoben – und WordPress existiert nach wie vor. Man kann die Software selbst installieren oder gehostet verwenden.

Die Softwarelandschaft hat sich seit 2007 stark verändert

Auch die Softwarelandschaft hat sich verändert. PHP war vor zwölf Jahren eine angesagte Technologie, doch heute wäre sie nicht mehr erste Wahl. Er könne nun innert Sekunden Jekyll, Hugo oder Pelican aufsetzen, schreibt NoWhereMan: Das sind statische Websitegeneratoren, die wieder sehr in Mode sind. Statisch ist das neue dynamisch, wird hier behauptet: Weil schneller, einfacher, sicherer, besser skalierbar und mit Versionskontrolle ausgestattet.

Diese Generatoren würden den «FlatPress spirit» atmen: Sie seien einfach, simpel einzurichten, mit einem einfachen Dateiformat, das in einem Texteditor bearbeitet werden könne. Und sie würden noch nicht einmal eine Scriptsprache auf dem Server benötigen, weil sie vor dem Upload in die Form der Veröffentlichung gebracht würden.

«Keine Existenzberechtigung mehr»

Kurz und gut, schreibt NoWhereMan, Flatpress habe keine Existenzberechtigung mehr¹.

Das zwingt mich zu zwei Dingen: Erstens NoWhereMan für seinen Einsatz zu danken und ihm alles Gute zu wünschen. Naja, das ist kein Zwang – das mache ich sehr gerne, weil ich ihm wirklich viel verdanke.

So sah diese Website hier vor dem Blog-Zeitalter aus.

Und zweitens bringt es mich zur Frage, wie es weitergehen soll. Natürlich, Flatpress funktioniert vorerst weiter. Aber ich habe schon immer die Überzeugung gehabt, dass offiziell eingestellte Softwareprodukte abgelöst werden müssen – siehe Beispiel Microsoft Money.

Und es gibt schon jetzt Handlungsbedarf: Ein Problem ist zum Beispiel, dass ich auf https umstellen müsste. Google straft Webseiten, die ohne Verschlüsselung laufen, brutal ab. Wie Igor hier ausführt, kann man Flatpress auch mit https betreiben. Aber es braucht einigen Aufwand. Und es ist sinnlos, diesen Aufwand für eine Software zu betreiben, die nicht mehr weitergepflegt wird.

Drei Optionen für die Zukunft

Ich sehe grundsätzlich drei Optionen:

  1. Aufhören – und viel private Zeit sparen.
  2. Ein klarer Bruch: Das Blog hier sich abschalten oder selbst überlassen und mich bei Facebook oder auf einer anderen Plattform austoben.
  3. Eine Migration.

Die erste Variante hat eine gewisse Verlockung. Ich investiere viel Zeit ins Blog, Zeit, die ich seit gut zwei Jahren nicht habe. Aber ich möchte nicht aufhören – denn das Blog ist sehr wichtig für viele Dinge, die ich sonst tue. Hier entstehen Themen-Ideen für den Nerdfunk, für die Patentrezept-Videos und auch für Artikel für den Tamedia-Mantel. Es ist in der Tat so, dass das Blog in den letzten Jahren essenziell für die Themensuche geworden ist. Das hat mit den Produktionsbedingungen zu tun, die mich quasi zwingen, einen Teil meines Jobs in die Freizeit auszulagern. Was für mich aber nicht ganz so betrüblich ist, wenn dafür wenigstens ein schönes, privates Blog herausschaut.

Aus diesem Grund – und weil mir das Bloggen nach wie vor Spass macht weitergehen, wenn irgendwie möglich.

Punkt zwei kommt eigentlich nicht infrage: Es gibt mehr als 2100 Beiträge, die einen Wert haben: Hoffentlich nicht nur für mich, sondern auch für die zwei bis drei Millionen Leser, die in den letzten Jahren vorbeigeschaut haben. Die Inhalte sollten erhalten bleiben.

Und ich werde mein Blog sicher nicht gegen soziale Medien austauschen: Was Edoardo Vacchi richtigerweise beobachtet, das prangere ich an: Man braucht als Blogger seine eigene Plattform. Man muss ausreichend Distanz zu Facebook pflegen und die Unabhängigkeit so weit wahren, dass man nicht von einem Anbieter abhängig ist, der einem jederzeit den Stecker ziehen oder Beiträge eliminieren kann – aus welchen Gründen auch immer. Das spricht nicht gegen eine gehostete Lösung. Aber es spricht gegen Facebook.

Darum bevorzuge ich ganz klar Punkt drei. Mehr dazu morgen!

Fussnoten

1) Nachtrag vom 19. November 2018: Flatpress ist nicht tot – siehe Kommentar von Arvid. Ich wechsle aber trotzdem nicht zurück. 😉

2 Kommentare zu «Dieses Blog ist am Ende (Teil 1)»

  1. Und nochmal ich, nur der Vollständigkeit halber: Heute habe ich die FlatPress-Version 1.1 („Da capo“) freigegeben.
    Falls du doch nochmal nach einem freien, aktiv gepflegten FlatFile-Blogsystem gefragt wirst 😉

    Beste Grüße
    Arvid

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