So erledigt Siri die Drecksarbeit.
Ich hadere oft mit Apple – aber manchmal gelingt es diesem Unternehmen, das sich selbst für das schönste, innovativste und wichtigste hält (und es gemäss dem Börsenwert auch ist), mich auch wieder versöhnlich zu stimmen. Zum Beispiel, wenn es Dinge wie Apple Script und Automator hegt und pflegt. Man kann sich fragen, wie viele Leute solche Nischen-Features wirklich produktiv einsetzen und ob das den Aufwand wert ist. Ich selbst nutze sie nicht so oft, wie ich gern würde. Es fehlt mir dann doch die Zeit, perfekte Automatisierungslösungen zu stricken. Aber egal: Ich finde toll, dass es sie gibt und dass Apple mit seinen Produkten zwar sehr oft auf den Mainstream zielt (Stichwort Animoji), dann aber doch auch Spass an schrägem Nerdzeugs zu haben scheint.
Darum war ich sehr auf iOS 12 gespannt. Bei dem Betriebssystem-Update sollte die alte Workflow-App, die mich schon von Anfang an faszinierte, eine Wiedergeburt erleben. Die hat, allen Einschränkungen des Betriebssystems zum Trotz, verblüffende Automatisierungsmöglichkeiten eröffnet. Also durfte man gespannt sein, welche Möglichkeiten sich nach der Integration in iOS eröffnen würden. Denn damit fallen Restriktionen: Als offizielle Apple-App darf Kurzbefehle, wie die App nun heisst, viel mehr als eine normale Dritthersteller-App. An der WWDC im Sommer hatte Apple alles getan, um die Erwartungen zu schüren: Eine Integration mit Siri sollte es geben. Und irgendwie werde die App auch lernfähig sein und von sich aus Aktionen anbieten: Das Beispiel mit der automatischen Kaffeebestellung hat mich als Teetrinker zwar kaltgelassen. Aber mit den Beispielen ist es an Produktpräsentationen eh immer so eine Sache.
Doch nicht so magisch und revolutionär?
Doch mit den Beta-Versionen von iOS 12 zeichnete sich ab, dass die Sache vielleicht doch nicht ganz so magisch und revolutionär sein würde. Die Kurzbefehle-App war nicht integraler Bestandteil von iOS 12, sondern musste separat geladen werden. Und in den Betas war nichts von der App zu erkennen, weil man sich fürs Testen via Entwicklerprogramm bewerben musste. Also vielleicht doch nur eine Luftnummer?
Im Video führe ich die Kurzbefehle-App und die Siri-Integration vor: Zum einen kann man mit Siri über selbst wählbare Sprachbefehle bestimmte Aktionen in Apps auslösen. Und zum anderen lassen sich diese App-Aktionen auch zu Arbeitsabläufen kombinieren, sodass man sich komplexe Aufgaben automatisch erledigen lassen kann. Diesen Arbeitsabläufen darf man wiederum einen Sprachbefehl zuordnen, um sie über ein Hey Siri-Kommando auszulösen. Und wenn man die Aktionen regelmässig verwendet, dann schlägt sie das iPhone bei passenden Gelegenheiten auch selbst vor.
Das ist spannend, finde ich (und sage es im Video auch). Doch es ist kein Quantensprung für Siri. Denn ein Workflow ist umso besser, je individueller er ein Problem löst – und da kommt man ums Programmieren oft nicht herum, auch wenn es in der Galerie viele vorgefertigte Workflows gibt. Und man kann als Nutzer auch nicht beliebige Funktionen in Apps ansprechen: Man ist darauf angewiesen, dass der Hersteller einer App dafür einen Siri-Kurzbefehl bereitstellt.
Im Moment überschaubar. Aber das kann ja noch werden.
Im Moment ist die Unterstützung überschaubar. Es wird darum auch sehr davon abhängen, wie viele App-Hersteller mitziehen und diese neue Funktion unterstützen werden. Trotzdem bin ich guter Dinge: Wenn ich sehe, dass es auch schon mit der alten Workflow-App Lösungen für exotische Probleme gab, dann bin ich überzeugt, dass aus dieser Sache etwas werden könnte…