Suchmaschinen? Miese Versager sind sie alle!

Das Dragonfly-Projekt von Google wirft viele Fragen auf: Eine gute Gelegenheit, die Konkurrenz einem harten Test zu unterziehen und herauszufinden, ob wir Internetsucher nicht auch mit Bing, Swisscows, Qwant oder Duck Duck Go glücklich werden.

Ich predige immer mal wieder die angewandte Google-Skepsis. Und die Berichte von Googles Aktivitäten in China machen meine Vorbehalte nicht eben kleiner: «The Intercept» hat über den Prototypen einer chinesischen Suchmaschine berichtet, die ziemlich evil klingt: Dragonfly würde zensurierte Resultate ausliefern und gleichzeitig die Suchanfragen mit der Telefonnummer des Suchenden koppeln. Was das bedeuten könnte, wird von Menschenrechtsgruppen im Beitrag so gesagt:

It could result in the company “directly contributing to, or [becoming] complicit in, human rights violations.”

Aus dem Grund halte ich immer ein Auge nach Suchmaschinen offen, die man anstelle von Google nutzen könnte. Zum Beispiel Bing (Wieso nicht mal ein bisschen bingen?), Duck Duck Go oder Startpage.com – bei dieser Suchmaschine sucht man via Google, aber anonymisiert.

Die verwanden Begriffe, die Swisscows bereithält, sind eine charmante Idee – aber mehrheitlich unbrauchbar.

Da gibt es auch qwant.com – eine Suchmaschine, die den Nachteil hat, dass man sich nach kurzer Zeit nicht mehr an die korrekte Schreibweise erinnern kann. Quant? Quwant? Qwuant? Vielleicht ist das in Frankreich weniger ein Problem, wo die Suchmaschine beheimatet ist. Jedenfalls legt sie mehr Wert auf den Datenschutz und durchsucht auch News, soziale Kanäle wie Twitter, sowie Musik. Und das neue Design ist recht hübsch, wie ich finde.

Und erinnert sich noch jemand an die Schweizer Suchmaschine? Swisscows.ch heisst die. Sie wirbt ebenfalls damit, es fände keine Überwachung und keine Datenspeicherung statt und man sei «familiengerecht». Heisst das, dass man mit Swisscows keine Pornos findet? Ist nicht per se ein Vorteil.

Wie auch immer: Neulich konnte man lesen, dass das Datencenter in einen Bunker in den Schweizer Alpen verlegt worden sei. Das ist mir persönlich etwas gar viel Swissness und Herumreiten auf Klischees. Schweizer Kühe sind jedenfalls nicht das ideale Maskottchen für eine Suchmaschine. Dafür sind sie zu behäbig und eher auf die Lieferung von Milch als von Webtreffern ausgelegt. Aber gut, wenn die Resultate stimmen, kann ich damit leben.

Also, darum hier ein kurzer, nicht wissenschaftlicher Test, der die Tauglichkeit der alternativen Suchmaschinen unter Beweis stellen soll.

Ich schaue mir die ersten drei Treffer an, wobei ich nur unterschiedliche Fundstellen aufführen und Treffer, die auf die gleiche Domain verweisen, auslasse. Der besseren Lesbarkeit wegen gebe ich in der Übersicht nur die Top-Level-Domain an. Die ganze URL, die die Suchmaschine zurückgeliefert hat, ist verlinkt – was aber nicht bedeutet, dass ihr die Links, gerade im Fall der Schüssler-Salze, auch anklicken müsst. Ihr könnt sie euch auch einfach in der Statusleiste des Browsers ansehen, wenn ihr die Maus auf dem Link platziert.

Suchbegriff «nerdfunk»

Bing: nerdfunk.ch, stadtfilter.ch, play.google.com
Swisscows: nerdfunk.ch, stadtfilter.ch/sendungen, play.google.com
Google: nerdfunk.ch, stadtfilter.ch, kevinrechsteiner.com
Qwant: nerdfunk.ch, wikipedia.org, facebook.com
Duck Duck Go: wordpress.com, nerdfunk.ch, facebook.com

Die Resultate sind hier nach subjektiver Nützlichkeit gegliedert. Erstaunlich: Swisscows und Bing sind sogar besser als Google, wobei man sich streiten kann, ob man eher die Android-App von Marc oder eher Kevins Blogbeiträge in der Top-Drei haben möchte. Ich gewichte die App höher, weil die für jemanden, der sich über unsere Radiosendung informieren will, einen unmittelbareren Nutzen hat.

«verschwthdw»

Google: clickomania.ch, player.fm, player.fm
Duck Duck Go: clickomania.ch, genius.com, wikipedia.org
Bing: Keine Ergebnisse
Qwant: Keine Ergebnisse
Swisscows: Keine Ergebnisse

Das ist natürlich ein fieser Suchbegriff – aber er zeigt, wie gründlich die Suchmaschinen suchen. Er taucht in meinem Blog im Beitrag Es wurde Podcast! auf, im Link zum Feed zu meiner Verschwörungstheorie der Woche.

Qwant hat neben Wilhelm Heinrich immerhin auch die Brittney zu bieten. Und Wikipedia.

Schüssler

Qwant: omida.ch, schuessler-salze-portal.de, wikipedia.org
Google: avogel.ch, vitagate.ch, omida.ch
Bing: omida.ch, schuessler-salze-portal.de, schuessler-verein-schweiz.ch
Duck Duck Go: omida.ch, schuessler-salze-portal.de, schuessler-verein-schweiz.ch
Swisscows: omida.ch, schuessler-salze-portal.de, schuessler-verein-schweiz.ch

Bei der Suche zu meinem Nachnamen sind leider alle Suchmaschinen durchgefallen. Am wenigsten schlimm ist die Blamage für Qwant: Diese Suchmaschine bringt immerhin an dritter Stelle Wikipedia als Fundstelle – und das ist der einzige Treffer, den ich hier akzeptieren würde. Alle anderen Treffer verweisen ausnahmslos auf Leute, die Schüssler-Salze verkaufen, anpreisen oder fördern wollen. Immerhin: Bei Google findet sich der Wikipedia-Artikel in der rechten Spalte im sogenannten Knowledge Graph. Darum Platz zwei.

Die Salze sind, um das klar zu sagen, esoterischer Hokuspokus. Wie Wikipedia in dem Artikel, den nur Qwant in der Top drei anzeigt, unmissverständlich schreibt:

Schüssler-Salze haben keine pharmakologische Wirkung. Die Stiftung Warentest kommt zu dem Urteil: «Biochemie nach Schüssler ist zur Behandlung von Krankheiten nicht geeignet.»

Klar, das ist eine Frage der Gewichtung und es ist nun mal eine traurige Tatsache, dass die homöopatschen Auswächse des Wilhelm Heinrich Schüsslers bekannter sind als alles andere, was mit diesem Namen in Verbindung gebracht werden könnte. Man könnte sich auf den Standpunkt stellen, dass man das nicht den Suchmaschinen ankreiden darf, sondern der Leichtgläubigkeit der Nutzer zum Vorwurf machen muss.

Das könnte man – aber ich will in diesem Test die Nützlichkeit aus Sicht des Nutzers in Erfahrung bringen, und da ist es nun einmal wichtig, dass die Qualität der Quellen berücksichtigt wird.

Fazit dieser völlig unrepräsentativen Versuchsreihe: Google ist nicht so gut, wie man meinen könnte – aber auch bei der Konkurrenz schwingt sich kein klarer Favorit nach oben, sodass man keinen offensichtlichen Ausweichkandidat hat. Überraschend ist immerhin, dass die Schweizer Suchmaschine Swisscows nicht so schlecht ist, wie man aufgrund des schlimmen Namens vermuten könnte…

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