Dieser Beitrag könnte eine Diskussion um die Frage provozieren, warum man heute noch Office benutzt – und warum es unbedingt die Office-Variante von Microsoft sein muss, wo die Open-Source-Welt doch OpenOffice bzw. LibreOffice bereithält. Ich würde beiden Fragen gerne aus dem Weg gehen, weil IMHO Microsoft Office durchaus eine Existenzberechtigung hat. In meinem Fall spielt viel Gewohnheit mit. Und die beiden Umstände, dass die Office-Varianten aus der Open-Source-Welt zu wenig eigenständig sind ich mich mit Google Docs nicht anfreunden kann bzw. will, weil meine Daten mir gehören.
Man möchte Microsoft auf den Mond schiessen
Nun gibt es jedoch Momente, wo ich Office mitsamt seinem Mutterkonzern auf den Mond schiessen möchte. Vor einem Jahr hatte ich so einen Moment. Und neulich wieder. Just an einem Tag, wo es so viel zu erledigen gab, dass ich nun überhaupt keine Musse hatte, mich mit Software-Sperenzchen herumzuärgern.
Die Sache fing damit an, dass Word nicht daran dachte zu starten, sondern stattdessen Windows vorschickte, eine lahme Entschuldigung vorzubringen: Das Äquivalent von: «Mein Hund hat die Hausaufgaben gefressen!»
Man fragt sich, wie jemand dazu kommen kann, eine Fehlermeldung auf diese Weise zu formulieren. Das ist derartig nichtssagend, dass nicht mal erfahrene Nutzer konkret etwas damit anfangen können. Und es ist auch einfach falsch, weil, wie sich zeigen sollte, nicht die Konfiguration des Betriebssystems, sondern die Installation von Office Ursache des Problems ist. Ein entscheidender Faktor für ein benutzerfreundliches Betriebssystem wären aussagekräftige Meldungen im Fehlerfall. Klar, natürlich, das ist eine Herausforderung. Aber natürlich könnte man versuchen, den Fehler genauer zu beschreiben. Es ist schliesslich ein Merkmal von Software, dass kein Vorgang vage bleibt. Probleme lassen sich verorten und damit würden sie sich auch benennen lassen. Und Microsoft könnte für häufige Fehler auch Reparaturanleitungen anbieten.
Office 365 ist kaputt. Aber warum?
Jedenfalls ist es offensichtlich, dass Office kaputt war. Und was tut man in so einem Fall? Man versucht, die Sache mit einer Reparaturinstallation zu lösen. Wie hier beschrieben steht, gibt es dafür zwei Methoden: Die Schnellreparatur und die Online-Reparatur. Die erste hat nicht geholfen, die zweite schon: Die lädt offenbar die ganzen Installationsdateien herunter und bügelt das ganze Paket über die alte Installation.
Sollte helfen, denkt man. Tut es aber nicht. Als Nächstes kam folgende Meldung:
Man denkt sich: Ei, das dumme Office hat nicht kapiert, dass es am gleichen Ort installiert wurde, wie es schon installiert war – also die zweite Installation die erste ersetzt. Aber was hat man für eine Wahl? Man klickt auf den Link, versucht herauszufinden, wie man Office-Installationen deaktivieren könnte und landet schliesslich hier. Bei einer Liste, wo man sieht, auf welchen Computern Office in Benutzung ist.
Die Liste ist überraschend, weil mein Mac zweimal mit zwei unterschiedlichen, aber in beiden Fällen falschen Betriebssystemangaben aufgeführt ist (ich habe vor Kurzem aus Gründen auf Mac OS 10.14 aktualisiert und Office dort seitdem mehrfach benutzt und geupdatet). Es erscheint auch der alte, längst ausrangierte Mac in der Liste, aber Windows wird offensichtlich nicht erwähnt. Das ist auch kein Wunder, denn die Windows-Version ist keine Office-365-Installation. Auf Windows läuft die Kaufversion von Office, also Office 2016.
Ein haarsträubendes Puff mit den Lizenzen
Oder wahrscheinlich müsste ich sagen: Es lief die Kaufversion. Die Online-Reparatur scheint nun eigenmächtig die Kaufversion durch die Office-365-Installation ersetzt zu haben – und zwar, ohne nachzufragen und ohne dass das in meinem Sinn gewesen wäre. Ich mache es aus guten Gründen anders und halte es auch, gelinde gesagt, für extrem dreist. Ich hatte nicht vor, am Windows-PC Office 365 zu verwenden. Und um das zu beheben, müsste ich jetzt wahrscheinlich Office komplett deinstallieren und ab Installations-DVD neu einrichten. Dabei würde natürlich auch meine (ausgeklügelte) Konfiguration flöten gehen.
Ehrlich: Das ist eine Riesensauerei und für mich ein weiterer Grund, diesen Software-Abos zu misstrauen. Nicht dass es noch Gründe dafür brauchen würde: Ich habe schon in den Beiträgen Microsoft, so kann ich nicht arbeiten und Adobe, so kann ich nicht arbeiten gute Gründe beschrieben.
Kurz zusammengefasst: Die verdammte Mietsoftware funktioniert einfach nicht zuverlässig genug. Sie macht immer genau im falschen Moment Ärger und man schlägt sich mit Lizenzierungsfragen herum, die einem als Nutzer zu Recht völlig am Hinterteil vorbeigehen. Und wenn auch die Abrechnung so «zuverlässig» läuft wie alles andere, dann drängt sich doch sehr die Vermutung auf, dass man nach Strich und Faden beschissen wird.
Wie zurückbuchstabieren?
Ich werde nun eine Anfrage an den Support lancieren, wie man ohne Neuinstallation zu der Lizenz der Kaufversion zurückkehren kann. Ich bin gespannt, was dabei herauskommt.
Übrigens: Damit war die Geschichte noch nicht ganz durch. Es kam seither auch zwei-, dreimal folgende Meldung:
Mir liegt auf der Zunge, dass man nicht Microsoft Office, sondern gleich Microsoft beenden sollte, angesichts solch unverfrorener Benutzer-Veralberung. Immerhin startete Office nach der Selbstbeendigung wieder. Und man muss nach Ockham’s razor vermuten, dass die ganzen Querelen nicht aufgrund einer Verschwörung zur Ver-Office-365-isierung der Kundschaft passieren, sondern aus Inkompetenz. Was es aber nur minim besser macht.