Fotobearbeitung für Minimalisten

DxO PhotoLab ist ein RAW-Entwickler, das teils einen unterkomplexen Eindruck macht. Er taugt nicht als Ersatz für Lightroom, aber für Leute, die sich auf Basiskorrekturen konzentrieren wollen, ist er trotzdem eine gute Wahl.

So langsam reicht es mir ein bisschen mit Bildbearbeitungsprogrammen: Nach den Tests von ACDSee (ACDSee bietet Lightroom die Stirne), ON1 Photo RAW (So einfach ist es nicht, gegen Adobe anzustinken), Photolemur (Dieser Bilder-Autopilot kriegt nicht jede Kurve) und Darktable (Auf die dunkle Seite wechseln?) gelüstet es mich nach einer anderen Softwarekategorie. Trotzdem habe ich mir vorgenommen, heute DxO PhotoLab anzusehen.

Wer Details mit lokalen Korrekturen verbessern will, kann sich in DxO PhotoLab austoben.

Das Programm stand hier als Alternative für Lightroom zur Debatte – allerdings mit der Einschränkung, dass es nur Bearbeitungen vornimmt. Doch davon lasse ich mich erst einmal nicht abschrecken. PhotoLab kostet, um das vorwegzunehmen, 129 Euro in der normalen Variante, der «Essential Edition». Die «Elite Edition» ist mit 199 Euro nicht gerade günstig und bietet hauptsächlich Funktionen, die wahrscheinlich wirklich nur die Fotografie-Elite benötigt.

Beispielsweise RAW-Rauschminderung (naja, hat die Foto-Elite keine Kamera mit lichtstarkem Bildsensor?), ein Anti-Moiré-Werkzeug und Farbkalbrierung. Elite-Funktionen, die man vielleicht auch als nicht-elitärer Fotograf benötigen könnte, sind die Funktion namens Mehrere Outputs (ich nehme an, das meint einen Mehrfach-Export) und die Möglichkeit, Presets zu bearbeiten. Letztere würde ich als essenziell erachten. Man kann Presets immerhin auch mit der Essential-Version erstellen.

Auch diese Software kommt mit einer schwarzen Oberfläche in der Lightroom-typischen Aufteilung daher.

Rudimentäre Organisationsfunktionen

Auf den ersten Blick gibt es entgegen den eingangs genannten Einwänden einen Modus fürs Organisieren. Er scheint sehr rudimentär ausgefallen zu sein: Man kann durch einen Ordner blättern und Bilder auswählen, die als Miniaturen am unteren Rand zu sehen sind. Es gibt scheinbar keine Möglichkeit, Fotos zu verschieben, mit Metadaten zu versehen (abgesehen von Bewertungen in Sternform und einer grünen oder roten Markierung). Einzelnen Fotos kann man im Bearbeiten-Modus eine Autorenangabe und ein Copyright zuordnen.

Der Organisieren-Modus ist hauptsächlich dazu da, virtuelle Kopien zu verwalten und Projekte zu erstellen. Man kann diesen eine Auswahl an Bildern zuordnen, die auch in unterschiedlichen Ordnern liegen können. Mit anderen Worten eignet sich PhotoLab für Leute, die bescheidene Ansprüche an die Bildverwaltung haben. Solche Leute gibt es: Sie importieren ihre Bilder am liebsten manuell von der Kamera und legen sie in einen Ordner, den sie dann passend beschreiben: Nach Anlass, Auftraggeber oder wie auch immer. Wenn das die Herangehensweise ist, dann kommt man mit PhotoLab sicherlich über die Runden – wenn man nicht gleichzeitig noch Ansprüche an die Verschlagwortung der Bilder hat.

Zusammenarbeit mit Lightroom. Aber warum?

Es gibt auch die Möglichkeit, die Bilder in Lightroom zu verwalten und in Photolab zu bearbeiten. Dafür stellt DxO ein Plugin zur Verfügung. Das wäre mir zu aufwändig – wenn Lightroom im Einsatz steht, reicht dieses Programm auch für die Bearbeitung aus. PhotoLab liefert in diesem Szenario keinen wesentlichen Zusatznutzen.

Also, zum Modul Bearbeiten. Die Auswahl und das Öffnen eines Bildes geht einigermassen zügig vonstatten, wobei die Software anfänglich damit nervt, dass sie «optische Module» herunterladen will. Die dienen der Korrektur von Objektivverzeichnungen und -vignettierung und kommen offenbar automatisch zum Einsatz. Nachdem die Module für die Kameras und Objektive geladen sind, lässt dieser Spuk aber nach.

Die Korrektur von Objektivfehlern ist der Software ein echtes Anliegen.

Die Werkzeuge stecken am rechten Rand und hinterlassen einen überschaubaren Eindruck. Sie sind in die Kategorien Wesentliche Werkzeuge, Belichtung, Farbe, Details und Geometrie sortiert. Die Rubrik Wesentliche Werkzeuge enthält Befehle, die auch in den anderen Kategorien zu finden sind – ist also eine Art Favoritensammlung. Ich würde meine Favoriten natürlich lieber selbst bestimmen, aber das scheint nicht vorgesehen. Immerhin kann man die einzelnen Werkzeugbereiche auch abdocken und als frei verschiebbares Panel nutzen, in der Reihenfolge ändern oder an den linken Rand verschieben.

Was tut eigentlich diese smarten Funktionen?

Bei der Belichtung finden sich die Werkzeuge Belichtungskorrektur, DxO Smart Lightning, Selektive Tonwerte, DxO ClearView, Kontrast, Tonwertkurve und Vignettierung. Vieles davon ist selbsterklärend, ausser die Spezialitäten des Herstellers:

  • DxO Smart Lightning belichtet das Bild entweder homogen oder punktuell. Beim punktuellen Modus findet eine Gesichtserkennung statt, die dann offenbar automatisch das Gesicht ins richtige Licht rückt. Man kann die Intensität einstellen, wobei das Resultat auch bei starker punktueller Belichtung für meinen Geschmack dezent ausfällt.
  • DxO Clearview will Dunst und Neben entfernen bzw. reduzieren. Es gibt einen Schieber für die Intensität. Bei Landschaftsbildern funktioniert das ganz ordentlich. Man würde es aber auch manuell hinbekommen.

Bei Farbe finden sich die Werkzeuge RGB-Weissabgleich, Farb-Akzentuierung, Farbwiedergabe, Stil-Tontrennung und HSL. Die Farb-Akzentuierung fasst Sättigung und Vibrancy zusammen. Vibrancy dürfte ungefähr mit dem Dynamik-Regler von Lightroom vergleichbar sein. Die Farbwiedergabe unterscheidet zwischen Allgemeingültiger Wiedergabe und Farbpositiv Film. Das scheint mir ein etwas willkürliches Angebot zu sein – aber vielleicht muss man ein Elite-Fotograf sein, um das zu verstehen.

Bei Details gibt es sechs Werkzeuge Rauschminderung RGB, Objektivschärfe, Chromatische Aberration, Reparieren, Unscharfmaskierung und Rote Augen. Bei Geometrie die drei Instrumente Horizont, Zuschneiden und Verzeichnung.

Geeignet für spezifische Bedürfnisse

Fazit: Die einzelnen Korrekturwerkzeuge sind mit relativ wenig Parametern ausgestattet. Der RGB-Weissabgleich stellt nur einen Regler für kälter und wärmer zur Verfügung. Die Tonung zur Ausbalancierung von Grün und Magenta fehlt. Die Regler für Lichter und Tiefen, die Teiltonung oder die Korrektur einzelner Farbbereiche, die viele in Lightroom schätzen, fehlt ebenfalls.

Da bieten die anderen Programme mehr – und die sind teils deutlich günstiger. Darum scheint mir das Verdikt klar: Entweder bei Lightroom bleiben oder zu ACDSee wechseln. DxO PhotoLab scheint mir nur dann eine gute Wahl, wenn man spezifische Bedürfnisse hat, die von dieser Software besser erfüllt werden als von der Konkurrenz. Was das sein könnte, habe ich bei meinem, zugegeben eher oberflächlichen Test, nicht herausgefunden. Vielleicht besondere Präzision.

Am überzeugendsten scheint mir DxO PhotoLab bei den lokalen Anpassungen: Man kann seine Bilder und RAW-Aufnahmen auch bereichsweise korrigieren, und zwar mittels Pinsel, Verlaufsfilter, Maske, Kontrollpunkt, Automaske und Radierer. (Der Radierer ist dazu da, Masken zu korrigieren.)

Die Arbeitsgeschwindigkeit könnte besser sein

Über diese Instrumente lassen sich Belichtung, Farbe und Details mit den allermeisten der erwähnten Werkzeuge auch in Bereichen verbessern. Man kann die Masken in Sachen Kontur, Deckkraft, Fluss und Grösse anpassen. Die Automaske soll, anders als die normale Maske, auf Konturen der Objekte Rücksicht nehmen. Die Kontrollpunkte können, falls ich das richtig verstanden habe, Korrekturen auf mehrere, isolierte Bereiche im Bild anwenden.

Mit diesen Werkzeugen kann man, so denke ich, tatsächlich recht vielfältige Bereichskorrekturen auf nichtdestruktive Art und Weise vornehmen. Kritisieren würde ich allerdings die Arbeitsgeschwindigkeit: Bei der Arbeit mit lokalen Anpassungen erfolgt die Aktualisierung der Anzeige manchmal so langsam, dass man glaubt, es passiere gar nichts.

9 Kommentare zu «Fotobearbeitung für Minimalisten»

  1. Hallo Matthias
    Schade, dass Du die Tendenz des Texts gleich zu Beginn mit der negativen Beurteilung der Kamera/Objektiv-Module (”nervt, dass sie «optische Module» herunterladen will”; “lässt dieser Spuk aber nach”) festlegst. Hättest Du etwas weiter geforscht, wäre Dir klar geworden, dass genau dieses Feature der Kern von DxO ist. Die automatische Entzerrung der Bilder ist der Hammer. Gebogene Hauswände oder Brücken gehören damit der Vergangenheit an, Vignettierung in den Ecken ebenso – und das, ohne auch nur einen Klick machen zu müssen, weil standardmässig eingeschaltet. Wenn ich das nicht will, kann ich es jederzeit rückgängig machen. Das bietet keiner der Konkurrenten in ähnlicher Qualität und ohne lange Plugins suchen und installieren zu müssen. Der Spuk lässt übrigens nicht nach, denn mit jeder Kamera oder mit jedem weiteren Objektiv lädt DxO verdankenswerterweise automatisch neue Module nach – toll für Layouter, die Amateur-Bilder aus verschiedenen Quellen erhalten.
    Die weitere Bearbeitung kann man mögen oder nicht, man kann professioneller sein, als die Software (”DxO Clearview … Man würde es aber auch manuell hinbekommen”). Trotzdem finde ich es schade, dass Du den Artikel so tendenziös schreibst.
    Wg. ClearView: Ich stelle Dir gerne ein Testbild zur Verfügung, welches Du mir dann “entnebelt” inkl. Auflistung von verwendeter Software und Funktionen wieder zurückschickst. Dann vergleichen wir mit dem Ergebnis, welches ich nur mit DxO hinbekommen habe. Interessiert?

  2. Ich erlaube mir, in meinem Blog Software aus meiner Warte zu besprechen. Das ist nicht «tendenziös», sondern die Aufgabe eines Kritikers. Wenn man die Software gut kennt, leuchten einem diese Downloads ein. Wenn man sie aber gerade kennenlernt und erkunden möchte, dann sind sie lästig.

    Ich erkläre im Text auch, wozu das Herunterladen der optischen Module dient und den Wert der Entzerrung stelle ich nicht in Frage. Mir persönlich ist die Funktion allerdings nicht so wichtig, deshalb wäre es für mich okay, wenn die Software das nur bei Bedarf tun würde.

    Und was den Clearview-Test angeht, nehme ich an, dass das zur Verfügung gestellte Testbild genau auf diese Funktion abgestimmt ist, oder?

  3. Sorry für das “tendenziös”. Ich kam über den Tagi-Text hierher, weil Du dort in der BU über DxO einschränkende Worte gewählt hast (”Das Werkzeugangebot ist bei den meisten anderen Programmen umfangreicher, und die Arbeitsgeschwindigkeit lässt etwas zu wünschen übrig.”). Das machte mich gwunderig, weil das einerseits durchaus sein kann und ich andererseits immer gerne wesentlich bessere Software anschaffe, aber auch weil ich eigentlich zufrieden bin mit beidem. Zudem richtet sich der Titel (”So einfach werden Ferienfotos verbessert”) ganz klar an Nichtprofis, also wollte ich wissen, was ein Ferienknipser an DxO schlecht finden könnte. Insbesondere der Speed ist für mich als Nichtprofi komplett im grünen Bereich, ich kann flüssig damit arbeiten (siehe auch weiter unten).

    Ich bin Hobbyfotograf mit einer älteren, obere Mittelklasse-Ausrüstung. DxO benutze ich schon lange, aber bei weitem nicht alle Features (so wie Word oder Excel, bei denen man die für sich wichtigsten Möglichkeiten kennt, aber kaum eine Ahnung von den restlichen 40-80% hat).
    Als Layouter habe ich aber so oft mit ungenügenden Bildern zu tun, dass ich damals, als DxO noch ein Rolls Royce unter den RAW Entwicklern war, die recht hohen Kosten auf mich nahm, um mit wenigen Klicks ansprechende Ergebnisse zu bekommen. Lightroom gab’s damals noch nicht und andere Konkurrenten waren entweder teurer oder lagen mir nicht. Vielleicht gibt’s heute Besseres. Mir selbst ist aber insbesondere die Entzerrung sehr wichtig, den Rest bekomme ich auch ohne tausend Schieber und Knöpfe hin. Notfalls mit Photoshop…

    Zum Blogeintrag: Ein erster Blick auf eine Software finde ich halt etwas mager, um darüber einen öffentlichen Artikel zu schreiben. Von Deinen übrigen Beiträgen bin ich mehr gewohnt. 🙂 Und weil Dein Blog und Deine Tagi-Artikel halt einen Zusammenhang haben, erwartete ich Fundierteres. Etwas überspitzt gesagt: Wenn man etwas negativ beurteilt, das aber bei genauerer Betrachtung nicht so ist oder viel mehr kann, schiesst man ein Eigentor. Aber ebä: Sorry für das Anpflaumen!

    In DxO kann man einstellen, was die Software automatisch macht oder nicht, insbesondere das automatische Nachladen der optischen Module lässt sich deaktivieren. Früher oder später legt man sich eigene Profile an, die gewisse Automatismen ratzfatz ausführen. Danach muss man meist nur noch minimal nachkorrigieren. Dann ist die Software sicher für jeden ausreichend schnell – vernünftige CPU und genug RAM vorausgesetzt, denn dann können auch 8 oder 16 Bilder parallel verarbeitet werden.

    Das vorgeschlagene Testbild habe ich selbst als Schnappschuss im Piemont aufgenommen (Olympus OM-D E-M1 mit 40-150mm/2.8 und TC 1.4). Zuhause habe ich dann einfach versucht, mehr draus zu machen, weil es so flau war. Gerade deshalb betrachte ich es als geeignet für so einen Test. Aber ich bin auch gerne bereit, einen Doppeltest zu machen mit einem Bild von Dir. 😉
    Die speziell von DxO oder anderen Software-Herstellern bereitgestellten Testbilder sind eine andere Liga.

  4. Ich bin anderer Meinung: Es ist eine Qualität dieser Blogposts, einen ersten, spontanen Blick auf eine Software zu vermitteln. Das heisst nicht, dass ich Tests von erfahrenen Nutzern die Berechtigung absprechen würde – im Gegenteil, die können dann auf Besonderheiten und versteckte Qualitäten hinweisen. Bei den langjährigen Nutzern besteht andererseits die Gefahr der Betriebsblindheit: So können Mängel übersehen werden, die für neue Nutzer offensichtlich sind. Die können es einem Produkt durchaus schwer machen, an neue Nutzer heranzukommen.

    Im Übrigen stelle ich fest, dass du sehr hohe Ansprüche an einen Blogpost hat. Sechs komplexe Programme aus der Warte des intensiven Nutzers zu besprechen, wäre sehr zeitintensiv. Das kann ich an dieser Stelle hier keinesfalls leisten.

  5. Darüber gestolpert. Wenn man einen Test so durchführt wie Du das hier tust, ist das «tendenziös». Der Blog ist für Deine Leser da, nicht für Dich, sonst bräuchtest Du ihn nicht zu publizieren. „No added value“. Trumpig.

    1. Mein Blog, meine Regeln. Abgesehen davon bringt dein Kommentar auch «no added value». Für einen nützlichen Kommentar hättest du schon erklären müssen, was dich konkret am Test stört, so wie das z.B. Ralph getan hat.

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