Keine App für Huldrych Zwingli

Die Thicket-App lässt einen mit dem Finger mit Linien und geometrischen Mustern spielen. Das verfolgt keinen höheren Zweck, hat aber möglicherweise eine leicht meditative Wirkung.

In dieser App wimmelt es von Linien. (Links der Sine Morph-Modus, rechts die Demo von Cathedral.
In dieser App wimmelt es von Linien. (Links der Sine Morph-Modus, rechts die Demo von Cathedral.

Die Thicket-App (kostenlos fürs iPhone und iPad) ist laut Hersteller ein «audiovisueller Spielplatz», der von «Babys und Hunden geliebt wird und der Brüller an einer Party» sei. Und die App ist obendrein die Nummer eins in der Kategorie «Generative Art» einer Website namens bestappever.com.

Nun bin ich nicht sicher, ob man einer Website namens «bestappever.com» wirklich das volle Vertrauen schenken sollte und ob überzeugende Partyspiele wirklich in App-Form daherkommen. Aber die Vorstellungen sind unterschiedlich, auch was Partys angeht. In den USA sollen die Partygäste seinerzeit ja ihre Schlüssel in eine Schale geworfen haben, worauf sie… äh, ich komme vom Thema ab.

Diese App hier zeigt tanzende Linien, die mit den Fingern interagieren. Man kann mit einem oder mehreren Fingern tippen und wischen, worauf sich die Linienmuster verändern und die Linien den Fingern folgen. Mitunter kommt Farbe ins Spiel und auch die akustische Untermalung passt sich den Gesten an.

Babys und Tiere sind begeistert.
Babys und Tiere sind begeistert.

Das hat etwas ansatzweise Hypnotisches, und ich könnte mir vorstellen, dass manche Leute die App auch als Meditatioshilfe gut gebrauchen können. Ich bin leider eine bünzlihaft veranlagte Natur, die bei einer App immer gleich nach dem praktischen Nutzen sucht. Ich merke, dass ich selbst Spiele daraufhin untersuche, ob sie den Anwender in irgend einer Form weiterbringen.

Der Zürcher Reformator hätte einen Bogen ums Smartphone gemacht. (Vermutlich)

Dabei sind Spiele per definitionem auf Unterhaltung ausgelegt. Was sie in meinen Augen aber nicht daran hindern darf, einen intellektuell zu kitzeln, die Reaktion, das logische Denkvermögen oder strategisches Handeln zu schulen. Irgendwo scheine ich doch eine zwinglianische Ader zu haben, auch wenn Huldrych selbst abgesehen von der digitalen Bibel mutmasslich keine Handy-Apps benutzt hätte. Schon gar keine so profanen wie Thicket.

Wie auch immer: Alle Anwender, die damit leben können, dass eine App sich damit begnügt, einen audiovisuell ein bisschen zu stimulieren, die sind mit Thicket gut bedient. Die App hat sieben Modi, wobei nur der erste Sine Morph, kostenlos benutzt werden darf. Die anderen müssen für jeweils einen Franken gekauft werden – was die App in der maximalen Ausbaustufe mit sechs Franken doch recht teuer macht.

Verschiedene Modi

Man darf die Modi in nichtinteraktiven Demos ausprobieren. Einer der Modi heisst Scary Ugly, ein anderer Love – doch so gross wie die Namen implizieren, ist die Bandbreite nicht. Da könnte das optische Feuerwerk noch etwas grösser sein – und auch auf Dauer mehr Abwechslung bieten. Ich finde Remember am besten und Grass auch ganz okay. (Auch wenn der letzte Name Erwartungen weckt, die nicht erfüllt werden können.)

In den Einstellungen kann man die Kreislein, die die Finger markieren, abschalten (visual cues off) und einen Kindermodus aktivieren. Der entfernt die Menüs und Schaltflächen, damit die Kinder (oder Haustiere) wild drauflos wischen dürfen.

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