Zeitreisen für Leute ohne Zeitmaschine

Alte Landkarten und Pläne sind unglaublich spannend – und per Apps und Websites inzwischen leicht zugänglich. Die besten Tipps für Fans historischer Kartografie.

Karten sind eine spannende Sache – und sie verraten viel über die Gegenwart. Und über die Vergangenheit ebenfalls. Das führt die hier erwähnte Zeitreise-Funktion bei den Swisstop-Karten vor Augen.

Zürich im Jahr 1860 (Karte des Kantons Zürich für den Schul- und Hausgebrauch von Verlag von J. Wurster u. Comp. aus der Sammlung der ETH-Bibliothek) und 1800 (Grundriss der Stadt Zürich und der umliegenden Gegend von Keller/Lips aus der Sammlung der Uni Bern). Man sieht, dass der Zürisee früher noch recht viel eckiger war als heute.
Zürich im Jahr 1860 (Karte des Kantons Zürich für den Schul- und Hausgebrauch von Verlag von J. Wurster u. Comp. aus der Sammlung der ETH-Bibliothek) und 1800 (Grundriss der Stadt Zürich und der umliegenden Gegend von Keller/Lips aus der Sammlung der Uni Bern). Man sieht, dass der Zürisee früher noch recht viel eckiger war als heute.

Oder die Old Maps-App, die es für Android und fürs iPhone und das iPad gibt. Mehr als 400’000 Karten sind über die App und oldmapsonline.org verfügbar. Mehrere Dutzend Institutionen haben ihre Schätze beigesteuert. Von der Schweiz ist Kartensammlungen der ETH-Bibliothek und der Uni Bern abrufbar. Das Projekt ist eine Kooperation des Schweizer Kartenspezialisten Klokan aus Unterägeri und der University of Portsmouth aus Grossbritannien. Klokan macht auch einiges im Bereich OpenStreetMap.

Der eigene Look für die OpenStreetMap-Karten

Zum Beispiel betreibt das Unternehmen openmaptiles.org, wo man seine Karten mit eigenen Looks versehen kann – damit sie die Informationen wunschgemäss darstellen und auf Websites oder in Apps hübsch aussehen. Der Maputnik-Editor wäre eigentlich einen eigenen Blogbeitrag wert.

Zurück zur App: Bei Oldmaps wählt man auf einer Karte den Ausschnitt, der einen interessiert. Am unteren Rand erscheinen dann Karten, die den fraglichen Abschnitt ungefähr abdecken. Die sind chronologisch sortiert und können angetippt werden. Es erscheint erst eine Beschreibung mit Datierung und Herkunft. Über den View-Knopf sieht man sich die Karte an und kann auch einzoomen, worauf der Bereich in höherer Auflösung nachgeladen wird. (Bis zur maximalen Zoom-Stufe, versteht sich.)

Die Auswahl des Kartenbereichts mit den passenden Karten unten (links), die ausgewählte Karte (rechts).
Die Auswahl des Kartenbereichts mit den passenden Karten unten (links), die ausgewählte Karte (rechts).

Das macht Spass und ist so etwas wie eine Zeitreise für Leute, die halt keine richtige Zeitmaschine zur Verfügung haben. Die Schweiz ist gut abgedeckt; wie es in anderen Ländern aussieht, habe ich nur stichprobenhaft abgeklärt. Die App zeigt jedenfalls immer eine Auswahl an, wobei in schlechter erschlossenen Regionen der Massstab der gefundenen Karten stark von dem gewählten Ausschnitt abweichen kann.

Suchfunktion mit zeitlicher Einschränkung

Die App lässt einen mit einer Textsuche nach Autor, Titel und im Volltext nach Karten suchen. Und über das Listensymbol sieht man die passenden Karten nicht nur mit Voransicht und Datierung, sondern auch mit einer Beschreibung. Über das Uhrensymbol ist es möglich, die Auswahl zeitlich einzuschränken (zwischen heute und 1755).

Fazit: Ein hübscher Zeitvertrieb! Spannend wäre, wenn man den gewählten Ausschnitt quasi als Zeitraffer sehen könnte – indem man die passenden Karten automatisch ausgerichtet durchblättern könnte, um immer die gleiche Gegend im Wandel der Zeit zu studieren. Und wenn ich schon wünschen darf: Das mit Überblendfunktion, damit man die Unterschiede sieht, wäre genial. Natürlich wäre zu bedenken, dass die Präzision nicht bei allen Karten so gross ist, dass das wirklich immer funktionieren würde.

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