Datenjournalistische Selbstbeweihräucherung

Da ich seit Jahrzehnten eine Datenbank mit meinen Artikeln und Veröffentlichungen pflege, habe ich mir überlegt, dass man die doch einmal quantitativ auswerten könnte. Das habe ich getan – und hier kommen die (weltbewegenden) Erkenntnisse.

Neulich habe ich mich im Beitrag Das dreissigste Berufsjubiläum selbst beweihräuchert. Hinterher ist mir aufgegangen, dass ich eine grossartige Gelegenheit verpasst hatte, die Selbstbeweihräucherung mit den Mitteln des Datenjournalismus auf die Spitze zu treiben.

Denn ich pflege eine (hier und hier schon einmal erwähnte) Access-Datenbank, in der ich meine Artikel erfasse. Mit der kann man nun einige Auswertungen anstellen, die Erkenntnisse zulassen, die interessant für mich sind und im Idealfall meinem Publikum hier im Blog nicht komplett an der Kehrseite vorbeigehen.

Der Ausstoss, gemessen in Anzahl Artikeln pro Jahr.

Mich hat natürlich interessiert, wie sich meine Produktivität über die Jahre entwickelt hat. Ich habe mir daher die Zahl der Artikel für jedes Jahr zusammenzählen lassen. Und das Resultat ist bemerkenswert, wenigstens für mich: Es zeigt sich nämlich eine erstaunliche Konstanz ab dem Jahr 2000: Das war dann, als ich hauptsächlich als Journalist gearbeitet habe. Zwischen 1988 und 1999 war das eine Nebenbeschäftigung, die ich parallel zum Studium betrieben habe.

Ungefähr ein Artikel pro Tag

Es sind über den Daumen gepeilt zwischen 350 und 400 Artikel pro Jahr, also gut einer pro Tag. Das erscheint als viel, denn ich pflege Ferien zu nehmen und die Wochenenden arbeitsfrei zu gestalten. Möglich ist das dank der Kurzbeiträge. Als Betreuer der Kummerbox habe ich in der Zeitung jeweils zwischen zwei und vier Fragen pro Woche beantwortet. Die sind in der Datenbank einzeln gezählt. Für den Publisher liefere ich hauptsächlich Tipps und Tricks ab. Bei dieser Textsorte liegt es in der Natur der Sache, dass sie eher knapp ausfallen. Und man kann an einem produktiven Tag auch mal ein halbes Dutzend davon fabrizieren.

Die Kummerbox gibt es zwar seit März 2015 nicht mehr, aber es sind in der letzten Zeit auch neue Kurzrubriken entstanden, nämlich das Digital Kompakt mit ausgewählten Newsmeldungen.

Der Output hat sich vergrössert

Diese Konstanz passt nicht so ganz zu meinem Bauchgefühl. Denn mein Eindruck ist, dass ich (und viele andere Kollegen) in den letzten Jahren produktiver geworden sind, sprich: flinker produzieren, mehr Texte generieren und häufiger publizieren. Ich war ursprünglich beim Tagi nur fürs Print zuständig. Heute arbeiten wir konvergent fürs Online und die Zeitungen; und beim Online ist ein schnelleres Tempo gefragt.

Der Ausstoss, gemessen in Zeichen pro Jahr.

Ich habe darum auch eine Auswertung nach Zeichen vorgenommen, und da bestätigt sich meine Vermutung. Da gibt es einen kontinuierlichen Trend nach oben, vor allem seit Einführung der Konvergenz 2013. Allerdings ist der mutmasslich nicht ganz so gross wie ausgewiesen.

Die Dubletten werden nicht ausgewiesen

Denn es gibt ein Problem mit meiner Datenbank, und das sind die Dubletten. Ich habe Beiträge doppelt erfasst, wenn sich die Print- und die Online-Variante deutlich unterscheiden – zum Beispiel, weil die Print-Variante stark gekürzt werden musste oder die Online-Variante zusätzliche Elemente wie eine ausführliche Bildstrecke, Links oder einen Co-Text oder Kasten enthält.

Diese doppelten Texte gibt es über die ganzen 30 Jahre, da ich auch schon als freier Journalist am Anfang Artikel häufig an mehrere Zeitungen geschickt habe und darum der gleiche Text mehrfach in Varianten auftaucht. Leider habe ich beim Aufbau meiner Datenbank nicht daran gedacht, Dubletten mit einem Häkchen zu markieren – dann könnte ich sie jetzt ausfiltern. Trotzdem sind die Dubletten nur mässig verzerrend: Die Trends stimmen auf alle Fälle.

Nicht in der Auswertung enthalten sind die ungefähr 1930 Blogposts hier mit 8,16 Millionen Zeichen und die 420 Sendungen beim Nerdfunk.

Falls ich mein liebes Publikum an dieser Stelle gelangweilt haben sollte, dann tut mir das leid. Ich verspreche, dieses Experiment hier frühestens in zehn Jahren zu wiederholen.

2 Kommentare zu «Datenjournalistische Selbstbeweihräucherung»

  1. Wow, gratuliere für die Konstanz (tendenz steigend) – bei mir würd’s wohl deutlich anders aussehen, wenn ich meinen privaten Blog alleine auswerten würde.

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