Das iPhone als USB-Stick

Die nützliche Airdisk Pro-App verwandelt das iPhone in einen Datenträger. Dokumente werden via WLAN und Browser ausgetauscht.

Vielleicht erinnert ihr euch noch: Beim iPod gab es den famosen Disk Mode, mit dem man ihn als externes Speichermedium verwenden konnte. Man schloss ihn am Computer an und schaufelte die Dateien darauf, die man an fremden Computern nutzen wollte. Falls ich mich richtig erinnere, hat es der Disk Mode nie aufs iPhone geschafft. Dabei wäre das doch nahe liegend: Man hat das Telefon eh immer dabei, wieso sollte man es also nicht auch für grössere Datenmengen nutzen?

Ich verwende dafür nach wie vor einen USB-Stick am Schlüsselbund (16 Gigabyte im Hosensack), auch wenn ich deswegen von Freunden der Cloud immer mal wieder ausgelacht werde. Sie lachen dann etwas weniger, wenn ich erkläre, dass ich oft meine Radiosendungen mit dabei habe, die nun einmal Hunderte Megabytes umfassen.

Ein richtiger Datenträger hat Vorteile gegenüber der Cloud

Die neigen dazu, die Kapazitäten der Cloud-Ablagen zu sprengen. Und wenn man an einem Computer mit langsamer Internetanbindung mit den Daten arbeiten möchte, dann ist das auch keine Freude. Also, darum der USB-Stick.

Die drei Übertragungsmodi links und der PC-zu-iPhone-Modus rechts.

Als Alternative nutze ich inzwischen die App Airdisk Pro (2 Franken, nur für iPhone/iPad), die ich vor Kurzem auch im Video mit schönen Apps aus dem letzten Jahr vorgestellt habe. Sie verwandelt das iPhone in einen externen Datenträger, wobei der Datentransfer nicht via USB, sondern übers WLAN stattfindet. Daraus ergibt sich schon mal die Haupteinschränkung: Wenn man ein lahmes WLAN-Netz, aber sehr grosse Dateien hat, dann bleibt man beim besser beim USB-Stick.

Der Transfer aufs iPhone funktioniert so: Man tippt rechts unten aufs Symbol mit den zwei Pfeilen. Man hat drei Optionen zur Auswahl, nämlich Mac/PC File Transfer, iOS to iOS File Sharing und Cloud Service Syncing. Verwendet man den ersten Modus, erscheint ein Dialog mit der IP-Adresse und dem Bonjour-Namen. Man startet am Computer seinen Browser und gibt die IP-Adresse in die Adressleiste ein. Wenn man möchte, kann man in den Einstellungen noch eine Passwortabfrage aktivieren.

So präsentiert sich der Zugriff aufs iPhone vom PC aus.

Im Browser erscheint nun eine Seite, über die man Dateien aufs Telefon hochlädt. Auf dieser Seite sind auch die Ordner und vorhandenen Dateien ersichtlich, sodass man auch Dateien herunterladen kann. Das funktioniert genauso, wie man es sich von der Dropbox gewohnt ist – zumindest vom manuellen Datenaustausch über die Weboberfläche. Nur eben, dass keine Clouddienste und keine fremden Server mit im Spiel sind.

Daten lassen sich auch am iPhone verwenden

Nach dem Hochladen erscheinen die Dateien in Airdisk. Man kann sie dort auch öffnen oder per Öffnen in an eine App weiterreichen, falls man eine App parat hat, die mit ihnen umgehen kann. Musik und Videos werden in der App abgespielt. Und für Fans klassischer Dateisysteme: Die App erlaubt es, die Dateien nach unterschiedlichen Kriterien zu sortieren und kann Dateien kopieren, löschen, umbenennen, verschieben und per Mail verschicken. Und, als Extra-Bonus lassen sich Dateien auch zippen und entzippen.

Der zweite Modus dient dazu, Dateien von iOS-Gerät zu iOS-Gerät zu transferieren (per WLAN oder Bluetooth). Klar, dazu kann man auch Airdrop benutzen. Allerdings eben nur mit Dateien, die von iOS oder von einer App unterstützt werden. Mit der Airdisk-App kann man zum Beispiel auch eine InDesign-Datei weiterreichen.

Dateien lassen sich auch in der App erstellen oder importieren (links) und mit einem In-App-Kauf werden auch Cloud-Laufwerke eingebunden.

Der dritte Modus interagiert mit Cloudablagen, namentlich iCloud, Dropbox und Google Drive. Für diese Funktion benötigt man ein Upgrade, nämlich Unlock Cloud Services, das als In-App-Kauf 2 Franken kostet. Ich habe mir (und dem Entwickler) den Kauf gegönnt, obwohl mir noch nicht ganz klargeworden ist, was der Vorteil gegenüber den nativen Apps sein soll. Vielleicht könnte die Zip-/Entzip-Funktion hilfreich sein: Hat man eine gezippte Datei in der Dropbox, kann man die auspacken.

Und klar: Man kann dienstübergreifend mit den Dateien arbeiten. Das kann durchaus nützlich sein – inzwischen ist es aber kostenlos mit der Dateien-App von iOS 11 möglich.

Auch in der App lassen sich Dateien erstellen

Man hat auch die Möglichkeit, Dateien in der App selbst zu erstellen, Audionotizen aufzunehmen oder Fotos/Videos aus der Kamera-App in die Ablage zu kopieren. So kann man auch Fotos und Videos auf beliebige PCs übertragen, ohne dass man ein USB-Kabel brauchen würde. Vielleicht ist das auch mal ganz praktisch.

Fazit: Praktisch! Diese App kann man auch mal auf Verdacht hin auf dem iOS-Gerät bereithalten – irgendwann ergibt sich sicher eine gute Gelegenheit.

Zwei Kritikpunkte: Es ist sehr schade, dass es keine Android-Version der App gibt – dann könnte man seine Dateien auch sehr komfortabel zwischen den Plattformen austauschen. Und die Dateien-App von iOS 11 ist bislang nicht integriert. Mit Unterstützung der Dateien-App könnte mit den Dokumenten interagieren, die ausserhalb von Airdisk Pro auf dem Telefon gespeichert sind.

Kommentar verfassen