Eine fast unverselle Musik-App

Evermusic Pro ist ein toller Player für die eigene Musiksammlung, die nicht unbedingt auf dem Smartphone gespeichert sein muss, sondern auch auf Webablagen wie Dropbox, OneDrive oder Google Drive liegen darf – oder auf freigegebenen Netzwerklaufwerken.

Evermusic Pro ist eine spannende App für Leute, die sich noch die Mühe machen, eine Musiksammlung zu pflegen, und die diese Musik auch unterwegs hören möchten, aber keinen Bock auf iTunes, Synchronisierung und ähnliche Mätzchen haben. Die App spielt Musik von diversen Clouddiensten. Eine gute Lösung ist diese App auch dann, wenn nicht die ganze Musik aufs iPhone oder iPad passt. Dann kann man nämlich die weniger häufig gehörten Songs über einen Clouddienst bereithalten und bei Bedarf per WLAN oder Mobilfunknetz streamen.

Links der Player, rechts die (per Onedrive, iPod-App und Google Drive) bestückte universelle Musiksammlung.

Evermusic Pro unterstützt eine imposante Auswahl von Clouddiensten: Natürlich Dropbox und OneDrive, aber auch Google Drive und Box, sowie diverse Dienste, von denen ich noch nie gehört habe, nämlich Mega und Yandex.Disk. Die App bindet via «iPod» auch die bereits auf dem iOS-Gerät vorhandenen Musikstücke ein.

Musik auch über freigegebene Laufwerke hören

Nicht nur das. Sie unterstützt im heimischen Netzwerk auch SMB-Laufwerke. Zu Hause hört man seine Musik somit auch direkt von der Netzwerkfestplatte. Dank WebDAV kann man sogar Musik auf einem eigenen Server einbinden. Ich mag solche Apps, die einem die Möglichkeit geben, Herr über seine Daten zu bleiben und dennoch genauso komfortabel oder zumindest fast so komfortabel sind wie die vielgelobte Cloud.

Nun kann man einwenden, dass die Musiksammlung nicht unbedingt zum sensiblen Teil der persönlichen Datensammlung gehört – und man in dem Bereich nun nicht ganz so viel Vorsicht walten lassen muss, wie wenn es sich um die Fotosammlung oder um die digitalen Bankauszüge handelt. Das stimmt natürlich, und darum bin ich einerseits seit Jahren Spotify-Kunde und habe andererseits meine ganze Musik bei Google Music hochgeladen. (Seinerzeit auch als Ersatz für iTunes Match, für das Apple unbotmässige 35 Franken pro Jahr verlangt hat – und trotz Apple Music und iCloud-Mediathek auch im Jahr 2017 noch immer verlangt.)

Die Skepsis gegenüber der Cloud zum Prinzip erhoben

Andererseits kann man die Skepsis gegenüber der Cloud auch zu einem Prinzip erheben und Alternativen im Auge behalten, selbst wenn man sie nicht nutzt.

Und Evermusic Pro kann man seine Musik aus verschiedenen Quellen in universellen Wiedergabelisten zusammenführen. Es ist möglich, einzelne Stücke oder Wiedergabelisten fürs Offline-Hören aufs Gerät herunterzuladen. Etwas verwirrlich ist anfänglich, dass die Musik nicht automatisch auftaucht, nachdem man eine Quelle hinzugefügt hat. Man muss erst die Ordnerstruktur öffnen und angeben, welche Ordner man hinzufügen will.

Der Player gefällt mir ausnehmend gut. Er reagiert flink, zumindest im WLAN. Wie sich die App bei schlechter Mobilfunkabdeckung verhält, konnte ich bislang nicht ausgiebig testen. Es gibt in den sehr umfangreichen Einstellungen jedenfalls Optionen für Situationen mit schlechter Konnektivität: Man kann festlegen, wie viele Titel gebuffert werden und wie oft die App bei fehlgeschlagenen Verbindungsversuchen ihr Glück probiert.

In der App selbst darf man über Filter die nur online verfügbaren Songs ausblenden, wenn man keine Verbindung hat oder keine Mobilfunkdaten nutzen will. Und man kann in den Einstellungen die Vorgabe, ob Songs nur über WLAN oder über WLAN und Mobilfunk geladen werden. Selbst zum Umgang mit Metadaten und Album-Coverbilder kann man Vorgaben treffen. Denn damit der Player die Stücke organisieren kann, muss er die Metadaten und auch die Albumcoverbilder in einem Cache bereithalten.

Rechts die Dienste, von denen man seine Musik einbinden kann.

Links eine der Musikquellen in der Cloud, wo man die Ordner erst hinzufügen muss, bevor sie in der App auftauchen.

Apropos: Die Songs werden nach alphabetisch aufgelistet oder wahlweise nach Album, Künstler und Genre sortiert. Es gibt einen Equalizer und sieben Themes, die den Look des Players verändern. Man kann die Warteschlangen für Ad-Hoc-Playlisten nutzen. Es die zufällige Wiedergabe (Shuffle), unterschiedliche Wiederhol-Modi (Repeat), einen Sleep Timer, eine Liste mit den zuletzt abgespielten Stücken, eine Lesezeichen-Funktion und einen Regler zur Wiedergabegeschwindigkeit. Die letzten beiden Optionen sind für Hörbücher gedacht, die man mit der App ebenfalls gut nutzen kann.

Durchdacht und ausgereift – aber ohne Streamingdienste

Fazit: Das macht einen durchdachten Eindruck. Ein kleiner Wermutstropfen: Die App unterstützt leider keine Musikdienste wie Google Music, Amazon Music oder gar Spotify. Natürlich, das wird daran liegen, dass diese Dienste keine API anbieten oder sich nicht sinnvollerweise in eine Mediathek-orientierte Organisationsweise einbinden liessen. Aber man darf ja noch von der universellen Musik-App, träumen, oder?

Schade finde ich auch, dass die Wertung nicht zugänglich ist und scheinbar keine Playcounts geführt werden. Ich höre gerne die Sternchen bzw. über die intelligenten Wiedergabelisten von iTunes. Die habe ich so noch in keiner mobilen App gefunden – aber ich weiss, das sind jetzt auch sehr hohe Ansprüche. Generell darf ich sagen: Eine gelungene App, die ich sehr gerne weiterempfehle – sogar dann, wenn man nur die lokal auf dem iOS-Gerät vorhandene Musik hören möchte. Denn Evermusic Pro gefällt mir besser als die seit der Einführung von Apple Music leider annähernd unbrauchbare Musik-App von Apple selbst.

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